Barton Fink: Hitzewelle und Schreibblockade

barton_fink_12_xp_szn-vorschauGerade startet mit „Hail, Caesar“ der jüngste Streich von Jeol und Ethan Coen in den Kinos. Mit großen Staraufgebot wird das Holywood der 50er Jahre in eine humoristische Hommage verpackt. Schon einmal, mit ihrem vierten Spielfilm „Barton Fink“ (1991)hatten Joel und Ethan Coen hinter die Kulissen der Traumfabrik geschaut, damals noch als solides Genrekino und als bestechender Film Noir. Mit John Turturro in der Titelrolle und erstmals Roger Deakins hinter der Kamera begann der Stern der Coens so richtig aufzusteigen. 

Der New Yorker Bühnenautor Barton Fink (John Turturro) hat Angang der 1940er mit seinen ambitionierten und gesellschaftskritischen Stücken aus der Sicht des kleinen Mannes einigen Erfolg am Broadway. Da ereilt ihn der Ruf nach Hollywood und obwohl Barton um seine künstlerische Integrität fürchtet, drängt ihn sein Agent mit dem Argument, er könne in der Filmbrache genug Kohle machen, um anschließend jahrelang sorgenfrei an Dramen zu arbeiten.

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In der Filmmetropole an der Westküste steigt Barton Fink in einem Hotel ab, das seien besten Tage auch schon hinter sich hat, aber von altem Glanz zehrt. Der Filmmagnat, der Barton angestellt hat, will von ihm das Drehbuch für ein mitreißendes Ringer-Drama und stürzt Barton damit in eine veritable Schreibblockade. Da kann auch die Assistentin Audrey (Judy Davis) nichts dran ändern.

Den einzigen Trost in diesen Tagen, in dieser Hitze in diesem ranzigen Hotel spendet Barton der Zimmernachbar Charlie Meadows (John Goodman). Die beiden üben Catchen, damit Barton ein Gefühl für den Sport bekommt, den er in ein Script packen soll. Leider stellt sich Charlie Meadows als gefährlicher Irrer heraus und die Polizei von Los Angeles wird auf Barton aufmerksam.

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Mit „Barton Fink“ gelang den Brüdern Coen 1991 ihr erster großer Erfolg. Nach „Blood Simple“ (1984), „Arizona Junior“ (1987) und „Miller’s Crossing“ (1990) hatten die Coen Brüder zwar schon einen gewissen Insider Status, aber nun wurde die Filmwelt auf das geniale Brüderpaar aufmerksam. Während es in den USA nur zu Oscar-Nominierungen für „Barton Fink“ reichte, war man in Europa schon hellauf begeistert und bei den Festspielen in Cannes räumte Barton Fink die Goldene Palme als Bester Film ab, und ebenfalls Auszeichnungen für den besten Hauptdarsteller und die beste Regie. Seit einigen Jahren liegt „Barton Fink auch als Blu-ray vor, allerdings ohne nachträgliches Bonusmaterial und auch nicht in remasterter Bildqualität.

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„Barton Fink“ ist ein typischer Coen Film und verbindet gekonnt den hintersinnigen Humor, die überspitzte Kritik mit einer Handlung, die zwar genretypisch zu sein scheint, aber doch zwischen Belanglosigkeit und Überzeichnung pendelt. John Turturro spielt die Hauptrolle mit einer heiligen Ernsthaftigkeit, wie auch sein kongenialer Partner John Goodman zu Höchstform aufläuft. Das Dream Team dieses Films spaziert zwar zielsicher auf eine Katastrophe zu, aber angesichts der Hitzewelle die gerade herrscht wirken ausgerechnet die beiden weit weniger durchgeknallt als die restlichen Figuren. Die Filmindustrie kommt in „Barton Fink“ nicht gerade gut weg.

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Doch vor allem die großartige Atmosphäre weiß zu überzeugen. Der amerikanische Film Noir hatte in eben der Zeit seine Hochphase, in der auch „Barton Fink“ angesiedelt ist. Pessimismus, düstere Bildgestaltung und entfremdete, zynische Charaktere lassen sich auch Anfang der 1990er wunderbar zitieren und so überhöhen, dass ein ironischer Unterton entsteht.  Da klingt das L.A. aus Raymond Chandlers Marlowe-Romanen ebenso durch wie Polanskis Klassiker Chinatown , ohne dass die Coens je ihren eignen Ton verlieren würden. Nicht umsonst gehört „Barton Fink“ immer noch zu meinen liebsten Filmen von Joel und Ethan Coen. Der verhuschte John Turturro und der diabolische John Goodman sind und bleiben in „Barton Fink“ schlicht Kult.

„Barton Fink“ ist ein Meilenstein des Film Noir und begründete 1991 völlig zu Recht den großen Durchbruch zweier begnadetet Filmemacher. Das macht heute noch großen Spaß, auch wenn man den Film auswendig kennt. Was ist eigentlich in dem Paket?

Serien-Wertung:8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

barton_fink_fr_xp_brBarton Fink
OT: Barton Fink
Genre: Thriller, Komödie
Länge: 108 Minuten, USA,1991
Regie & Drehbuch: Joel & Ethan Coen
Darsteller: John Turturro, John Goodman, Judy Davis, Tony Shaloub,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Universal Pictures
Kinostart: 10.10.1991
DVD-VÖ: 09.09.2004
BD-VÖ: 1. 12 2011