Der amerikanische Comic-Künstler Terry Moore ist mit seiner Untoten-Saga „Rachel Rising“ inzwischen aktuell bei Ausgabe 38 angelangt. Um eine eventuelle TV-Serien-Adaption ist es zwar recht still geworden, aber Moore zaubert immer wieder Überraschungen aus dem Hut. Wer weiß, wie lange die wunderbare Horror-Serie noch laufen wird? Zumindest in dem gerade bei Schreiber & Leser erschienen Sammelband 5 „Engel der Nacht“ sind allerdings noch lange keine Ermüdungserscheinungen abzusehen. Im Gegenteil: Die Serie gewinnt stetig an Dimensionen.
Auf Spoiler muss ich wohl nicht noch lange hinweisen. Wer immer noch keine Ahnung hat, was er verpasst, sollte einfach mit der Vorstellung von „Rachel Rising 1“ anfangen.
„Oh Sterblicher, der Sensenmann hat dein Feld abgeerntet.“ (Sri Guru Granth Sahib)
Im Nachhinein betrachtet, war „Wintersterben“ der vorangegangene Sammelband von „Rachel Rising“ das furioses Finale dessen, was Terry Moore mit großer erzählerischer Sorgfalt und viel Spannungssteigerung über etliche Ausgaben aufgebaut hatte. Die Geister der vor Jahrhunderten gehängten Frauen von Mansion konnten vorerst wieder beruhig werden. Auch Rachel und ihre Freundin Jet sind wieder sie selbst und die kleine Zoe hat mit das personifizierte Böse ihrem übernatürlichen „Buttermesser“ erst einmal in seine Schranken gewiesen.
Nachdem in der Kleinstadt Manson also ein bisschen Ruhe eingekehrt ist, sorgt Rachel mit neu erworbenem altem Wissen für erstaunliche Regenerations- und Heilungsprozesse. Endlich ist das Loch im Rumpf verschwunden und auch Tante Johnny erholt sich über Nacht von ihren Knochenbrüchen. Das ist auch nötig, denn ein vermeintlicher Selbstmord beschäftigt die Gerichtsmedizinerin und weist darauf hin, dass in Mansion ein Serienkiller unterwegs ist.
Rachel widmet sich nach den Besuchen aus der Vergangenheit nun wieder der Suche nach ihrem Mörder, der mit seiner Tat ja immerhin die ganzen Ereignisse ausgelöst hat. Jet versucht einen ganz normalen Arbeitsalltag hinzukriegen und Zoe hat sichtlich Spaß an der Bekämpfung der Rattenplage, die Mansion heimgesucht hat.
In gewisser Weise setzt Zeichner und Autor Terry Moore mit „Engel der Nacht“ zur nächsten Staffel an: Ein Handlungsbogen ist vorerst abgeschlossen, aber es sind genügend Elemente vorhanden, die es noch weiterzuspinnen gilt. Terry Moore ist ein großartiger Erzähler (und Zeichner), so dass es ihm immer wiedergelingt überraschende Wendungen auf die Seiten zu Zaubern. Und wie immer bei Terry Moore geht es auch um die zwischenmenschlichen Beziehungen.
„Ein Toter ist eine Tragödie; eine Millionen Tote sind eine Statistik.“ (Josef Stalin)
Zoe rückt mit ihrer vorlauten Klappe weiter in den Fokus der Geschichte und dichter an Rachels Seite. Das sorgt für einige fiese Lacher. Überhaupt nimmt der schwarze Humor in der Serie zu. Malus, der ewige Böse, den die gute Zoe mit ihrem geweihten Schwert „Jack“ aus seiner Priesterinkarnation geschält hat, ist auf der Suche nach einem neuen Wirtskörper. Genug Stoff also, auf den sich Fans der Serie freuen können.
In „Engel der Nacht“, dem fünften Sammelband von Terry Moores hinreißender Horror-Serie „Rachel Rising“ würfelt der Autor alle bekannten und heißgeliebten Zutaten bunt durcheinander und geht munter in die nächste Runde. Der Schnee ist geschmolzen, aber die Kleinstadt Mansion taut noch immer nicht auf. „Rachel Rising“ wird immer besser!
Comic-Wertung: (9 / 10)
Rachel Rising 5 – Engel der Nacht
OT: Rachel Rising – Night Cometh, Rachel Rising US # 25 -30, Abstract Studios
Genre: Horror, Mystery, Thriller
Autor & Zeichner: Terry Moore
Übersetzung: Resel Rebiersch
Verlag: Schreiber & Leser, Klapp-Broschur, 128 Seiten
VÖ: 8. Dezember 2015