Vor ein paar Tagen habe ich anlässlich des Kinostarts von „Chappie“ noch einmal auf Neill Blomkamps Debut „District 9“ hingewiesen. Nach dem fulminanten Erfolg drehte der südafrikanische Filmmacher mit Superstar Matt Damon direkt in Hollywood. „Elysium“ ist gleichfalls eine soziale Dystopie, und man merkt dem Film sein deutlich höheres Budget an. Bei der ersten Sichtung im Kino war ich hochgradig begeistert, nach zwei weiteren Durchgängen hat sich das ein bisschen gegeben, aber „Elysium“ ist immer noch ein herausragender Sci-Fic-Thriller mit explosiver Action.
In der Mitte des 22. Jahrhunderts: Die Reichen sind von der Erde abgehauen und haben sich im Orbit eine heile Welt aufgebaut: Elysium heißt dieses Paradies. Jeder Bürger lebt komfortabel und es ist für alles gesorgt; auch für ein computergesteuertes Gesundheitssystem, das quasi alles repariert. Unten auf der Erde allerdings sieht‘s düster aus: Der Planet ist großflächig zerstört und kaum noch bewohnbar. Die Großstädte sind zu wahnwitzigen, verslumten Ruinen verkommen, die vor allem als Standort der Schwerindustrie dienen, weil hier die Arbeitskräfte so billig sind. Genau so sieht es in Los Angeles aus.
Um die Armen auf der Erde zu halten, wird der Zugang zu Elysium streng überwacht. Die zuständige Sicherheitsministerin Delacourt (Jody Foster) geht dabei konsequent und skrupellos vor. Aber dann wird vor den Augen der Elysium-Bewohner ein Flüchtlingsschiff zerstört, die überlebenden Passagiere werden brutal wieder zurückgeschickt. Der Präsident von Elysium will das nicht sehen und er mahnt die Sicherheitschefin ab. Daraufhin werden alle auf der Erde stationierten „Elysium“-Agenten gekündigt, auch Kruger (Sharlto Copley), Delacourts sadistische Geheimwaffe.
Der ehemalige Autoknacker Max (Matt Damon) versucht derweil in L.A. sein Leben auf die Reihe zu kriegen. Seinen Fabrikjob hat er, seit er auf Bewährung draußen ist. Doch wird Max bei der Arbeit tödlich verstrahlt und ohne Behandlung rausgeschmissen; einfach entsorgt. Sein einziger Weg zu überleben, ist, nach Elysium zu kommen und sich dort behandeln zu lassen. Dazu muss sich Max mit dem Schleuser Spider (Wagner Moura) einlassen, der einen hohen Preis verlangt: Max soll einen Elysiums-Bewohner entführen, damit Spider dessen Gehirn auslesen kann. Cyborg-mäßig aufgepimpt geht Max auf den Ex-Boss John Carlyle (William Fichtner) los, doch der hat gerade für Delacourt die Codes geschrieben, um in Elysium die Macht zu übernehmen. Kein Wunder dass Spider und Max jetzt die brutalen Handlanger um Kruger an den Hacken haben.
„Elysiums“ 109 Minuten beweisen mal wieder, dass intelligente Unterhaltung und temporeiche Action nicht unbedingt im Widerspruch stehen, sondern sich auch hervorragend ergänzen können. Matt Damon hat actiontechnisch als Cyborg Max so viel zu tun wie seit „Green Zone“ nicht mehr, Jody Foster darf endlich mal eine richtige Böse spielen und Sharlto Copley, der in „District 9“ auf der Flucht war, ist ein großartiger Fiesling und für Damon ein extrem gelungener Gegenspieler.
Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass Regisseur und Autor Neill Blomkamp von den Hollywood-Studios derartige Freiheiten zugestanden bekommt, aber sein Film nach eigenem Drehbuch ist atemlos inszenierte, gelungene Science-Fiction. Die Effekte sind stimmig und spacig, die Story mit ihrer Sozialromantik und dem tragischen Helden wider Willen funktioniert auf Mainstreambasis. Die Großstadtruinen von L.A. sind wie seinerzeit das zerschundene Johannesburg extrem überzeugend und erinnern von Stimmung und Aussehen daher auch etwas an „District 9“.
Auch in seinem zweiten Spielfilm gelingt es Blomkamp sozialkritische Botschaften unterzubringen. Sein „Elysium“ erinnert in der Grundstory und der Unzugänglichkeit des Reichenghettos zwar ein wenig an den mexikanischen Thriller „La Zona“ aber „Elysium“ treibt die gesellschaftlichen Spaltung in Arm und Reich auf ein anderes Niveau und kritisiert damit auch die Zwei-Klassen-Gesellschaft der Gesundheitssysteme. Wer sucht findet noch mehr anklingende gesellschaftskritische Themen. Aber vor allem ist „Elysium“ wie auch „District 9“ ein spannender, actionreicher und intelligenter Sci-Fi-Thriller, der seinen Erfolg an der Kinokasse nicht nur aufgrund von Action-Star Matt Damon machen wird.
„Elysium“ ist zwar kein Sci-Fi-Meilenstein wie „District 9“, aber ein spannender, actionreicher und wirklich sehenswerter Thriller und nicht nur ein Vehikel, den Superstar Matt Damon in Szene zu setzen.
Film-Wertung: (8 / 10)
Elysium
OT: Elysium
Genre: Sci-Fi, Thriller
Länge: 105 Minuten, USA, 2013
Regie: Neill Blomkamp
Darsteller: Jodie Foster, Matt Damon, Sharlto Copley
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Sony
Kinostart: 15.08.2013
DVD- & BD-VÖ: 19.12.2013