Der Kinostart des schwedischen Dokumentarfilms “ The Black Power Mixtape” fiel seinerzeit recht schmal aus (vorgestellt in einem kurzen Tipp). Das mag an dem doch recht speziellen Thema gelegen haben: Bislang verschollene Archivaufnahmen des schwedischen Fernsehens geben spannende Einblicke in die einflussreiche Black Power Bewegung in den USA, inzwischen liegt die Doku-Perle auch als DVD vor. In diesem Frühling jähren sich die Protestmärsche der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung von Selma nach Montgomery zum 50. Mal. „The Black Power Mixtape“ ist auch ein Zeugnis zunehmender Radikalisierung innerhalb der schwarzen Bevölkerung der USA.
Warum auch immer das schwedische Fernsehen ein Interesse an der Berichterstattung der Afro-Amerikanischen Bewegung in den USA hatte, in den Jahren 1967 bis 1975 reisten einige schwedische Regisseure nach Amerika, um darüber zu berichten. Die Reportagen, die damals entstanden sind, galten lange als verschollen, nun sind die Aufnahmen wieder aufgetaucht. Der Regisseur und Dokumentarfilmer Göran Olson hat das Archivmaterial aufbereitet, mit aktuellen Kommentaren versehen und daraus einen dokumentarischen Leckerbissen kreiert.
Dabei sind die Aufnahmen an sich schon spektakulär. Selten sah man die Ikonen der Black Power Bewegung so privat und offen vor der Kamera. Stokley Carmichel lässt sich in der Wohnung seiner Mutter filmen, Angela Davis und Eldridge Cleaver reden offen und wissen die Gelegenheit zu nutzen, auch im Ausland auf die Situation der Afro-Amerikaner aufmerksam zu machen.
In dem von Danny Glover („Lethal Weapon“) produzierten Film, gelingt es Regisseur Olson nicht nur, das Material auf ansprechende Weise zusammenzuschneiden, sondern auch mit stimmiger Musik (unter anderem von Oh‘mas Keith und Questlove) zu untermalen und so schon gefühlsmäßig aktuell zu halten. Ebenso spannend ist allerdings, wie sich heute prominente Afro-Amerikaner wie Harry Belafonte, Erykah Badu oder Talib Kweli, allesamt politisch aktiv und informiert, über die damalige Zeit äußern. Das historische Geschehen der aufwühlenden Zeit bekommt so eine Nähe zu unserer Gegenwart und zeigt eindrucksvoll, dass für gesellschaftliche Gleichstellung ambitionierte Kämpfe ausgestanden werden mussten.
Afro-amerikanische Filmthemen sind hierzulande zwar nicht sonderlich quotenträchtig, aber der Blick über den großen Teich, der sonst kulturell und gesellschaftlich an der Tagesordnung ist, würde sich auch in diesem Bereich lohnen, denn aus den gesellschaftlichen und sozialen Problemen und Bewegungen ließe sich schon einiges für unsere Gesellschaft ableiten. Aber unabhängig vom politischen und geschichtlichen Informationsgehalt hat „The Black Power Mixtape“ auch filmisch einiges zu bieten. „The Black Power Mixtape“ konnte nicht nur auf dem Sundance Filmfestival beeindrucken, sondern hat auch einige Film- und Zuschauerpreise eingestrichen. Zum Film ist auch ein Buch mit viel Hintergrundmaterial erschienen. Aber auch ein Besuch auf der Film-Homepage lohnt sich, dort gibt es massenweise Hintergrundmaterial und Informationen.
Der schwedische Dokumentarfilm „The Black Power Mixtape 1967 – 1975“ überzeugt mit rarem Archivmaterial einer einflussreichen politischen Bewegung und einer unterhaltsamen, informativen und kurzweiligen Aufbereitung. Politisches Engagement hat auch heute noch seine Bedeutung.
Film-Wertung: (8 / 10)
The Black Power Mixtape 1967-1975
Genre:Dokumentarfilm, Politik, Zeitgeschehen
Länge: 100 Minuten, S, 2011, OmU
Regie: Göran Olsson
Mitwirkende: Erykah Badu, Angela Davis, Stokey Carmichel, Harry Belafonte
Vertrieb: Mouna GmbH / Barnsteiner/ Alive
Kinostart: 15.12.2011
DVD-VÖ: 30.03.2012
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