Klassische handgezeichnete Trickfilme begegnen einem heute nur noch selten. Aber die Animation ohne Computerzeichnungen hat durchaus ihren eigenen Charme, wie der wunderbare Kinderfilm „AninA“ aus Uruguay beweist. Der Film ist mit seinen sehr poetischen Sequenzen auch einem erwachsenes Publikum zu empfehlen.
Anina Yatay Salas ist zehn Jahre alt und hat gerade Ärger in der Schule. Aufgrund ihres Namens, der aus drei Palindromen, also aus Wörtern, die man vorwärts und rückwärts lesen kann, besteht, wird das Mädchen ständig von Mitschülern gehänselt und mag ihren Namen gar nicht mehr leiden. Aber das ist eigentlich gerade nicht Anina Problem, sondern die Schulhofkeilerei, die sie mit Yisel hatte. Die Rektorin zitiert die beiden Schülerinnen nun zu sich und gibt beiden einen versiegelten Brief, der ihre Strafen enthält, allerdings sollen die Mädchen ihre Briefe eine Woche lang nicht öffnen und dann wieder bei der Rektorin erscheinen.
Eine ganz schön lange Zeit für neugierige Zehnjährige. Freundin Florencia kommt dann auf die neunmalkluge Idee, dass Anina ihren Brief ja nicht lesen darf, aber den von Yisel durchaus. Den muss man nun irgendwie in die Finger bekommen und so beschatten die beiden Mädchen ihre Schulkameradin. Dabei lernt Anina einiges über Yisel, die Anina ganz vorlaut einen Elefanten genannt hat.
„Anina“ von Regisseur Alfredo Soderguit basiert auf einem Kinderbuch des uruguayischen Schriftstellers Sergio López Suárez, der hierzulande kaum bekannt ist, weil seine Werke nicht auf deutsch verlegt werden. Die Geschichte ist mitten aus dem Leben gegriffen und zeigt zugleich die fantasievollen Welten, in denen sich die zehnjährige Anina bewegt. Mit viel Einfühlungsvermögen pendelt die Geschichte zwischen Aninas Fantasiewelten, in denen sie schon einmal von einer Weltkonferenz der hässlichsten Namen träumt oder von einem Zirkusauftritt und zwischen den Schulalltag mit all seinen Problemen und Freuden.
Alinas Eltern sind liebevolle Leute, die sich auch nicht um das Gerede der ältlichen Nachbarinnen scheren, die immer wieder betonen, dass Disziplin zu ihrer Zeit anders gehandhabt wurde. Dass Alinas Vater eine Vorliebe für Wörter und Sätze hat, die man vorwärts wie rückwärts lesen kann, führt ebenfalls zu einigen lustigen Szenen. Das ist von der Animationsabteilung unter der Leitung von Alejo Schettini, der auch das Drehbuch mitverfasste, visuell wunderbar umgesetzt. Dafür gab es auch einige Filmpreise.
In der vierten Cinespaniol-Reihe kommt das südamerikanische Trickfilmjuwel für junge Zuschauer nun in der Originalversion mit Untertiteln ins Kino. Dort werden grundsätzlich sprachliche Originalversionen gezeigt. In diesem Fall mag das für die eigentliche Zielgruppe, zu der man wohl vor allem Grundschüler rechnen muss, eine kleine Hürde bedeuten. Die Aufbereitung mit pädagogischem Begleitmaterial ist allerdings vorbildlich und eignet sich auch hervorragend für Schulkino-Vorführungen. Mehr Informationen auf der Cinespaniol-Filmseite.
Der uruguayische Trickfilm „Anina“ bezaubert mit einer sensiblen Geschichte über eine zehnjähriges Mädchen und seiner zeitlosen Gestaltung, die sich wohltuend von aktuellen CGI-Trends in der Animation abhebt.
Film-Wertung: (8 / 10)
Anina
Genre: Animation, Kinderfilm, Abenteuer
Länge: 79 Minuten, URU, 2013; OmU
Regie: Alfredo Soderguit
Buchvorlage: Sergio López Suárez
FSK: Ab 0 Jahre
Vertrieb: Cinespaniol
Kinostart: 04.12.2014
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