Die Coaching Expertin Dr. Petra Bock hat sich ihre Methode, die darauf beruht, die Mechanismen der Selbstsabotage zu durchschauen, als Marke eintragen lassen. Nun erscheint ihre dritte Buchveröffentlichung zum Thema „Mindfuck“ und beschäftigt sich mit einem Lebensbereich, der bislang eher Psychotherapeuten und Paartherapien vorbehalten war, dem Liebesleben. Nachvollziehbar, dass der moderne Mensch auch hier Potential verschenken kann.
Unsere moderne westliche Welt hält für das Individuum immer mehr Möglichkeiten bereit und damit verbunden auch Entscheidungen. Was früher Wertgerüste und Moralvorstellungen erleichtert haben, ist heute ganz dem Einzelnen überlassen. Kein Wunder, dass es da erhöhten Bedarf an Beratung gibt: Jedem sein persönliches, individuelles Training. Coaching hat sich außerhalb des Sports vor allem im Bereich der Wirtschaft auf ganz unterschiedlichen Ebenen etabliert, auch wenn notorische Zweifler noch immer an der wissenschaftlichen Fundierung und anderem herummäkeln.
Es ist nur folgerichtig, diese Methode der Hilfestellung auch auf andere Lebensbereiche auszudehnen, wie Dr. Petra Bock das tut. Seit Jahren gehört die promovierte Geschichts- und Politikwissenschaftlerin zu den erfolgreichsten Trainern Deutschlands. 2011 veröffentlichte Bock erstmals ihren Mindfuck-Ansatz, nach dem Menschen immer noch nach bestimmten, blockierenden Denkmustern handeln – sogenannten Mindfucks. Davon gibt es sieben, die unterschiedliche Auswirkungen haben und dazu führen, dass Menschen sich selbst im Weg stehen und ihr Potential nicht entfalten. „Mindfuck Love“ ist die dritte Veröffentlichung zum Thema Überwindung der Selbstblockaden.
Der Ratgeber ist, wie man das auch erwarten kann, klar strukturiert und leicht lesbar aufgebaut, immer wieder finden Fallbeispiele aus der Praxis ihren Weg in das Buch und bilden auch den roten Faden in Liebes- und Beziehungsfragen, während der Coaching-Ansatz und mögliche Lösungsperspektiven dargelegt werden. Eine der grundlegenden Eigenschaften des Coachings, die auch die methodische Abgrenzung zur Psychotherapie darstellt, ist der grundsätzlich zukunftsorientierte Ansatz. Es geht weniger darum, die Ursachen zu beheben, als darum, die fiesen Denkmuster zu erkennen und daraus zu lernen, sich anders zu verhalten.
Das freilich wird erschwert, weil sich das Individuum nicht immer in der in diesem Kontext wünschenswerten Erwachsenenhaltung befindet. In diesem selbstbewussten, kontrollierten Geisteszustand kann sich der Mensch rational verhalten und Entscheidungen bewusst und frei von eigenen „Zwängen“ entscheiden. In Sachen Liebe rutscht man beziehungsweise frau dann doch immer wieder in die Kinder- oder Elternperspektive, was das Miteinander erschwert. Keine neue Erkenntnis, die dem Leser da vermittelt wird, aber unter Umständen eine lohnende Methode, seinem Liebesleben neuen Sinn zu verleihen. Hat man erst die eigenen Mindfucks erkannt, lassen sich diese auch beim Partner oder der Partnerin erkennen und miteinander als Paar überwinden.
Man muss sich, sofern man nicht ständig Ratgeber- und Coachinglektüre verschlingt, ein wenig an den doch sehr positiven und motivierenden Sprachgebrauch der Branche gewöhnen. Die positive Umdeutung des Bestehenden gehört quasi zum Geschäft. Scheitern als Chance zu betrachten, verlangt aber auch den Willen zur Veränderung. Auch muss man den Prämissen, die Dr. Bock über den modernen, selbstbestimmten, individualistischen Menschen aufstellt, nicht notwendiger Weise zustimmen, einiges kann durchaus kritisch diskutiert werden. Aber der grundsätzliche Appell an die Eigenverantwortlichkeit schadet nicht.
Allein durch die Lektüre von „Mindfuck Love“ wird wohl kaum jemand sein Liebesleben auf Vordermann bringen. Allerdings könnte sich das Coaching für den einen oder anderen als hilfreicher Weg darstellen, denn die Hemmschwelle scheint emotional niedriger zu liegen als bei einer Paartherapie oder einem Psychologenbesuch. Hauptsache die Menschen werden zufriedener und glücklicher.
Mindfuck Love
Autorin: Dr. Petra Bock
ISBN: 978-3-426-65547-4
Verlag: Droemer Knaur, Broschur, 240 Seiten
VÖ: 01.10.2014
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