Das lose nach H.G.Wells Klassiker „Krieg der Welten“ konzipierte Zeichentrickspektakel, das auch in 3D auf die Leinwand kommt, mutet auf den ersten Blick zwar wie ein japanisches Anime an, ist aber keins. Mit einer leidlich funktionierenden Geschichte und reichlich Steampunk-Elementen versucht der amerikanische Regisseur Joe Pearson eine actionreiche Science-Fiction-Geschichte zu erzählen. Das unterhält allerdings nur leidlich.
Im Jahr 1914 lebt die Menschheit auf der Erde noch immer in Furcht vor einer Invasion der Marsianer. Die waren 15 Jahre zuvor schon einmal kriegerisch auf dem Planeten gelandet und nur zufällig durch Bakterien zurückzuschlagen gewesen. Damals hat Eric Wells seine Mutter in den Kriegswirren verloren. Heute gehört der Brite zu den Elitepiloten der internationalen ARES-Abteilung. Und während sich Europa in einen Krieg stürzt greifen die Marisianer erneut die Erde an. Die ARES-Piloten kämpfen allein auf weiter Flur gegen die scheinbar übermächtige Bedrohung. Um die Tripods zu erledigen haben sie feuerkräftige Kampfmaschinen, sogenannte Goliaths. Doch auch die Marsianer haben aufgerüstet.
„Mars kannst du uns hören? Die Menschheit wird kommen. Und ARES wird sie anführen!“
Dass bei fantastischen Actionern, gerade im Animationsbereich gerne mal die Story auf der Strecke bleibt, weil das gesamte Budget in die möglichst spektakuläre Action gesteckt wird, ist ein bekanntes Phänomen. Im Fall von „War of The Worlds: Goliath“ ist der Abklatsch des Sci-Fi-Klassikers allerdings besonders dünn ausgefallen: H.G. Wells Geschichte dient als Hintergrund und Motivgeber für die marsianischen Dreibeine. Die heldenhafte Truppe um Hauptfigur Abraham ist relativ charakterlos ausgefallen und kann als Anhäufung von Stereotypen gelten. Der malayische Mitstreiter ist als Hommage an die ausführenden Studios in die internationale Truppe geraten. Dazu gesellen sich in dieser alternativen Welt noch das deutsche Fliegerass Manfred von Richthofen und der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt, allerdings als Kriegsminister.
Die Handlung nimmt ihren von Kriegs- und Actionspektakeln gewohnten Lauf und nach der Abwehr der ersten Angriffswelle, machen sich die ARES-Rechen auf die Suche nach dem geheimen Marsianer-Stützpunkt, nur um zu entdecken, dass New York angegriffen werden soll, wo es zum finalen Showdown kommt. Das alles ist nicht eben originell aneinandergereiht und von Dramaturgie im eigentlichen Sinne lässt sich ebenso wenig sprechen wie von Charakterentwicklung der Figuren. Plumpe, patriotische Floskeln und handelsübliche Helden-Plattitüden wechseln sich auf Dialogeben ab, etliche der filmischen Wendungen sind nicht recht nachvollziehbar und wirken unmotiviert.
Was bleibt ist die Action, die in 3D-vielleicht noch an Drive gewinnen könnte. Aber die Kampfszenen selbst kommen vergleichsweise statisch rüber, das hat man im Anime, auch in aufwändiger produzierten Serien, schon deutlich lebendiger gesehen. So muss sich der Zuschauer mit klassischen Feuerblitzen in unterschiedlichen Farben begnügen. Die Elemente aus denen sich „War of the Worlds: Goliath“ zusammensetzt sind deutlich erkennbar: Die Goliaths erinnern an die „Evangelions“, das Finale an „The Avengers“ und zwischendurch stürzen sich in allerbester Steampunk-Manier Doppeldecker und Luftschiffe in den Kämpf mit fliegenden Untertassen. Da geht es auch schon mal in „Star Wars“-Manier durch Canyons.
Für ein pubertärtes Publikum mag „War of the Worlds: Goliath“ oberflächliche Reize bieten, aber dem amerikanisch-malayischen Animationsfilm fehlt es schlicht an Qualität, um unterhalten zu können.
Film-Wertung: (4 / 10)
War of the Worlds: Goliath
Genre: Animation, Sci-Fi, Action
Länge: 85 Minuten, USA/ J/ MAL, 2013
Regie: Joe Pearson
Drehbuch: Joe Pearson, David Abramovitz
FSK: nicht bekannt
Vertrieb: Kinostar
Kinostart: 18.09.2014