Nicht nur die BBC und der Discovery Channel können tolle Naturdokus. Der Österreichische Rundfunk ORF hat seit 1987 die selbst produzierte Reihe „Universum“ am Start. Mit der zweiteiligen Naturdokumentation „Sambesi – Der donnernde Fluss“ bekommt einer der größten Ströme Afrikas ein gelungenes Portrait. Der österreichische Naturfilmer Michael Schlamberger folgt dem Lauf des „Sambesi – Der donnernde Fluss“ und zeigt so vielfältige Landschaften, die so gar nicht in das gängige Afrikabild passen wollen.
Er gilt als der wildeste Fluss Afrikas: Der Sambesi oder auch Zambezi geschrieben. Weltbekannt sind die Victoria-Fälle, der breiteste Wasserfall der Welt, doch darüber hinaus hat die Lebensader für weite Teile Südostafrikas vielfältige Landschaften, eine artenreiche Tierwelt und einige bedrohte Volksstämme an seinen Ufern zu bieten. Der unberechenbarste Strom Afrikas entspringt in Sambia im zentralen Süden des Kontinents und durchkreuzt sechs Staaten, bevor er in Mosambik in den Indischen Ozean mündet.
Von der Quelle des Flusses bewegt sich die Dokumentation, die für das österreichische Fernsehen produziert wurde, durch Savannen, in denen der später mächtige Fluss eher ein Rinnsal ist, zu ausgedehnten Überschwemmungslandschaften, zu den Victoria-Fällen und der Kariba-Talsperre. Im Wesentlichen beobachtet die Dokumentation die Tierwelt, macht aber auch anthropologische Aufnahmen der fischenden Nomadenvölker, die den Fluss als Gottheit verehren und zeigt mit historischen Aufnahmen des Baus der Talsperre (1956-59) auch die Dimension des menschlichen Eingriffs in das Ökosystem des Sambesi.
Vom Ansatz wirkt Schlambergers Dokumentation vielleicht etwas altbacken oder wie man neudeutsch und weniger abfällig sagt – old school. Es wird auf spektakuläre Makroaufnahmen und Superzeitlupen verzichtet. Stattdessen versuchen die extrem gelungenen und wahrlich eindrucksvollen Luftaufnahmen von Kameramann Simon Werry, einen Eindruck der unglaublichen Dimensionen zu vermitteln. Die regenzeitbedingte Wanderung der Tiere, vor allem der Gnus-Herden aus dem Überschwemmungsgebiet, lassen sich auf diese Art am besten einfangen.
Auch bei den Tierbeobachtungen verzichtet „Sambesi“ auf den Kuschelfaktor und zeigt stattdessen das Jagdverhalten der Tüpfelhyänen und der Wildhunde, sich gelangweilt paarende Löwen und Wasserbüffel, die sich mit letzter Anstrengung durch die unendliche Weite der regenzeitbedingten Seenlandschaft wälzen. Für die Rundum-Familienunterhaltung ist die Dokumentation also nicht uneingeschränkt zu empfehlen, aber die Aufnahmen sind vielleicht gerade deshalb so faszinierend, weil sie unseren Sehgewohnheiten kaum noch entsprechen und doch den natürlichen Überlebenskreislauf ungeschönt zeigen.
Die Themenvielfalt macht „Sambesi – Der donnernde Fluss“ zu einem unterhaltsamen und lehrreichen Genuss auf dem Sektor der Naturdokus und zeigt den Sambesi in seiner ganzen Vielfältigkeit. Sprecher Otto Clemens macht einen souveränen Job und unterlegt die Bilder mit einem informativen Text. Die redaktionelle Aufbereitung des Wissens ist informativ und ausgewogen, dafür ist Filmmacher Michael Schlamberger ebenfalls verantwortlich. Selbstredend wird in so einem Format, auch wenn es ein Zweiteiler ist, immer irgend ein interessanter Aspekt auf der Strecke bleiben, aber im Großen und Ganzen kriegt der Zuschauer einen feinen Eindruck vom Sambesi.
Die Naturdokumentation „Sambesi – Der donnernde Fluss“ bringt dem Zuschauer einen faszinierenden Fluss und auch ein unbekanntes Afrika zu Gesicht. Vor allem mit den grandiosen Luftaufnahmen weiß Michael Schlambergers sehenswerte Doku zu überzeugen.
Film-Wertung: (7 / 10)
Sambesi – Der donnernde Fluss
Genre: Dokumentarfilm, Naturfilm
Länge: 100 Minuten
Regie: Michael Schlamberger
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Polyband
DVD-VÖ: 27.01.2012
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