In der „100% Marvel“-Reihe erscheinen hierzulande bei Panini immer wieder außergewöhnliche Stories, die die Helden in alternative Realitäten und fremde Umfelde setzten. Das ist fast immer sehr unterhaltsam, aber im Fall von „Daredevil: das Ende aller Tage“ schlicht grandios. Matt Murdock, alias Daredevil, der Beschützer von Hell‘s Kitchen wird im Kampf getötet. Reporter Ben Urich macht sich daran, einen Nachruf zu schreiben.
Jeder kann zusehen wie Daredevil auf offener Straße vom Bullseye zu Tode geprügelt wird; und niemand greift ein. Völlig frustriert starrt Reporter Ben Urich in der Redaktion des Daily Bugle auf die TV-Bilder als ihn Jonah Jameson damit beauftragt die „Daredevil“-Story zu schrieben. Zunächst fühlt sich der ehemalige Freund des roten Teufels damit nicht wohl, doch er macht sich an die Arbeit. Es soll eine gute Story werden, nicht einfach nur ein Nachruf auf einen verstorbenen Helden.
Bei seinen Nachforschungen stößt Urich auf das mysteriöse letzte Wort Matt Murdocks „Mapone“ und hat keine Ahnung, was das nun bedeuten soll. Der Reporter beginnt zu recherchieren, trifft Freunde und Feinde von Daredevil und versucht sich ein Bild von den letzten Tagen und Monaten seines ehemaligen Freundes zu machen. Doch bei seinen investigativen Recherchen gerät der Reporter selbst in Gefahr und eine Lösung von Daredevils letztem Rätsel scheint nicht in Sicht.
Wann, wenn nicht in einer alternativen Realität kann man Helden so herzerfrischend einfach sterben lassen? Und die Autoren Brian Michael Bendis und David Mack legen hier eine ziemlich finstere Story vor, die mit dem finalen Showdown erst beginnt und von da aus in ungeahnte Richtungen wuchert. Hier kommen so ziemlich alle wichtigen Daredevil-Charaktere vor und sind stimmig in die Grundgeschichte eingearbeitet. Dass sich Reporter Ben Urich an eine fast kriminalistische Recherche macht, gibt der ganzen Story einen hartgesottenen Krimianstrich, der auch ohne übermäßige Action zu einem wahren Pageturner wird. Den Autoren, die ja eh schon zu den maßgeblichen Daredevil-Experten gehören, gelingt es außerdem, haufenweise Andeutungen und Anspielungen einzubauen, die beim geneigten Fan für das Aufblitzen ganzer Abenteuer sorgen. Erzähltechnisch ist „Das Ende aller Tage“ eine intelligente Freude, ohne dabei den Pulpfaktor des Superhelden-Genres außer acht zu lassen.
Doch das alles wäre nur die halbe Miete, wenn die grafische Umsetzung nicht zumindest kongenial ausgefallen wäre. Und das ist sie! Neben den feinen Covern von Alex Maleev bringen auch die großen immer wieder eingestreuten Artworks von David Mack künstlerische Transzendenz in die Story. Seine Aquarell- oder Kreidewerke sind ebenso düster wie grandios. Doch auch ohne diese zusätzlichen Highlights wäre die von Klaus Janson und Bill Sienkiewicz düster illustrierte und von Matt Hollingsworth stimmungsvoll kolorierte Geschichte ein optischer Leckerbissen. Daran hätten garantiert nicht nur Freunde von Superhelden-Comics ihre Freude und auch Krimilesern kann man die Graphic Novel „End of Days“ auch ohne Vorwissen bedenkenlos empfehlen.
Fazit: Man merkt „Das Ende aller Tage“ an, dass alle Beteiligten mit Feuereifer bei der Sache waren und das Beste aus der Geschichte rausgeholt haben. Diese Daredevil-Story gehört – optisch und inhaltlich -definitiv zum überzeugendsten was ich in den letzten Jahren im Bereich „Superhelden-Comic“ unter die Nase bekommen habe. Sollte mich nicht wundern, wenn „Daredevil- Das Ende aller Tage“ ziemlich schnell Kult wird. Ganz großes Kino!
Film-Wertung: (10 / 10)
100% Marvel: Daredevil – Das Ende aller Tage
OT: Daredevil: End of Days 1-8, Marvel Comics, 2012-13
Autor: Brian M. Bendis, David Mack
Zeichner: Klaus Janson, Bill Sienkiewicz, Alex Maleev (Cover), David Mack
Farben: Matt Hollingsworth
Übersetzung: Robert Syska
Verlag: Panini Comics, Softcover, 208 Seiten
VÖ: 28.01.2014