Dass auch gestandene Dämonenjäger wie John Constantine ein aufreibendes Privatleben haben, wird in den Sammelband Nummero 3 der Hellblazer Garth Ennis Collection deutlich. Der Mastermind des modernen, erwachsenen Horrorcomics scheucht seinen Helden in „Angst und Schrecken“ durch die Abgründe des Suffs. Einmal mehr kongenial in Szene gesetzt von Zeichner Steve Dillon.
Familiäre Probleme könnte man mit großer Untertreibung das nennen, was John Constantine erwartet, als er seine Schwester besucht. Die ist sauer auf den Kettenraucher, weil ihre Tochter Gemma sich in schwarzer Magie versucht und sie John dafür verantwortlich macht. Der Spuk ist zwar schnell bereinigt und dem Möchtegernsatanisten schnell das Handwerk gelegt, aber weil er gerade in der Heimat ist, regelt Constantine schnell auch noch eine andere Familienangelegenheit mit einem untoten Vorfahren.
Kurz darauf wird unser Johnny vierzig und säuft sich die solide Midlife-Crisis erstmal mit einigen Kumpels schön. Doch das nützt alles nichts: Erzengel Gabriel, gleichfalls in einer Art Existenzkrise wird in der Gesellschaft des alten Faschos Patterson gesehen. Dem ist Constantine ein Dorn im Auge und er schickt Schläger los, um Johns Freundin Kit aufzumischen. Die kann zwar selbst auf sich aufpassen, aber nimmt den Anlass, um mit John Constantine Schluss zu machen. Und unser Held landet in der Gosse.
Nicht erst seit Ennis, gemeinsam mit Steve Dillon, das geniale „Preacher“-Comic erdacht hat, stattet der Autor seine Helden auch mit eine gehörigen Portion Privatleben aus. Das machte die „Ennis“-Comics auch schon aus, als er „Hellblazer“ übernahm und den Dämonenjäger zunächst mit ziemlich diesseitigen Problemen konfrontierte. Was die Storybögen im Sammelband „Angst und Schrecken“, die zum Teil schon bei Leser und Schreiber erschienen waren, auszeichnet ist genau dieses „normale“ Leben, das bei einem wie Constantine so normal eben nicht ist. Selbstredend stürzt sich der Blonde mit dem Trenchcoat in den Exzess. Der impulsive Held ist eben nicht nur harter Hund, sondern hat auch an Entwicklungen zu knabbern. Da kann man schon mal aus Liebeskummer im Vollrausch landen. Aber es macht einen Fighter aus, dass er wieder aufsteht, nachdem er die eigenen Dämonen bezwungen hat.
Fazit: Garth Ennis beweist auch mit diesen Hellblazer-Ausgaben, dass er ein grandioser Erzähler ist und wenn Kollege Warren Ellis im Vorwort behauptet, dass diese Stories zum Besten der Horrorliteratur der 90er gehören, kann man dem nur beipflichten. Und ihre Faszination haben die Stories um John Constantine noch immer nicht verloren. Pflichtverantaltung.
Comic-Wertung: (9 / 10)
Hellblazer: Garth Ennis Collection Volume 3: “Angst und Schrecken”
OT: Hellblazer 62-70, Vertigo Jam 1, Vertigo
Genre: Horror, Erwachsenencomic
Autor: Garth Ennis
Zeichner: Steve Dillon, Glenn Fabry (Cover)
Übersetzung: Gerlinde Althoff
ISBN: 978-3-86201-284-8
Verlag: Panini, 276 Seiten, Hardcover
VÖ: 13.06.2013