Sarah Lund, Kommissarin bei der dänischen Mordkommission, ist nun seit 25 Jahren im Dienst und das schon mit Mitte Vierzig. Kann sich heute kaum noch jemand vorstellen, dass so etwas vorkommt. Nach ihrer wechselvollen Karriere hat die eigenwillige Kommissarin auch (wieder einmal) beschlossen, es ruhiger angehen zu lassen und eine Versetzung beantragt, die einen Schreibtischjob verspricht. Doch daraus wird nichts. Der Thriller-Erfolg aus Dänemark geht in die dritte und – leider- letzte Runde. Für spannende Unterhaltung auf höchstem Niveau und ein erneut vertracktes Verwirrspiel um die Frage „Wer es denn nun war?“ ist selbstredend gesorgt.
Am Schreibtisch in der neuen Abteilung eine ruhige Kugel schieben, sein Privatleben wieder auf Vordermann bringen, den Garten des neuen Hauses anlegen und pflegen, sich mit dem entfremdeten, erwachsenen Sohn aussöhnen. Frau Kommissarin Sarah Lund (Sofie Grabol) hat sich Einiges vorgenommen, um ihr Leben aufzupeppen. Doch dann bekommt sie, rechtzeitig zum Dienstjubiläum, noch einen Routinefall auf den Tisch: In einer Mülldeponie im Kopenhagener Hafen ist eine Leiche gefunden worden. Lund hat anderes im Kopf und schickt den neuen Assistenten zunächst alleine an den Tatort.
Doch der Fall entwickelt sich anders: Die Leiche scheint ein Matrose der Reederei Zeuthen zu sein. Und der Großkonzern unter Leitung von Robert Zeuthen (Anders W. Berthelsen) diskutiert gerade, ob er zukünftig eher von Asien aus operieren soll; eine enorme Schwächung der dänischen Wirtschaft. Und weil der Wahlkampf gerade in die heiße Phase geht, es sind noch zehn Tage bis zur Wahl, veranlasst der Premierminister Kristian Kamper (Olaf Johannessen), dass der dänische Geheimdienst sich in die Untersuchung einschaltet. Sarah Lund trifft darauf Mattias Borch (Nikolaj Lie Kaas) wieder, mit dem sie nicht nur gemeinsam in der Ausbildung war sondern früher auch liiert.
Es bleibt nicht bei der einen Leiche im Hafen und es besteht der dringende Verdacht, dass ein Anschlag auch Robert Zolthen geplant ist. Doch es wird Zolthens Tochter entführt und eine atemlose Suche nach dem Täter und der jungen Emily beginnt. Dabei stößt Sarah Lund auf Verbindungen zu einem Fall, der einige Jahre zurückliegt: An der Westküste soll ein Waisenmädchen sich ertränkt haben. Während für Sarah Lund alles darauf hinausläuft, den alten Fall neu zu untersuchen, um Entführer und Opfer rechtzeitig zu finden, spielt der Geheimdienst nicht mit offenen Karten und die Politik macht gehörig Druck, den Lunds Chef (Morten Surballe) Lenart Brix einfach nach unten durchreicht. Als sich dann noch Verwicklungen mit hochrangigen Politikern ergeben, wird die Polizeiarbeit vollends unübersichtlich.
Serienerfinder und Drehbuchautor Sören Sveistrup liefert auch mit der dritten Staffel von „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“ hochspannende und absolut suchterzeugende Thrillerunterhaltung ab. In Dänemark lief die letzte Staffel wie gewohnt in zehn Folgen an zehn aufeinander folgenden Tagen. Das ZDF bündelte das zu fünf Spielfilmlangen Episoden, die hierzulande als DVD und Blu-ray erscheinen. Es bleibt mir noch immer ein Rätsel, wie der Fernsehzuschauer die Woche zwischen den Ausstrahlungen übersteht? Zu spannend ist die Frage danach wie es weitergehen wird.
Und auch wenn gerade der Beginn der dritten Staffel wegen des Augenmerks auf die Politik ein wenig an die andere große dänische Erfolgsserie „Borgen –Gefährliche Seilschaften“ erinnert, so schafft es „Das Verbrechen“, wie bislang eigentlich in jeder Staffel, daraus einen großartigen Thriller zu machen. Vor allem, weil auch schon in der ersten Staffel kriminalistische Verbindungen zur Kopenhagener Kommunalpolitik geknüpft wurden und in der zweiten Runde das dänische Afghanistan-Engagement den Storyhintergrund lieferte.
Vieles an der Geschichte wird dem Zuschauer als Grundelement bekannt vorkommen: Vor allem Umbrüche und Konflikte im Leben der verschlossenen Kommissarin. Das ist aber neu und stimmig angeordnet und sorgt für eine sehr gelungene Nebenhandlung, die auch einige Parallelen zu dem aktuellen Fall aufweist; wie es sich für ein Klassescript gehört. Der vermeintlich größte private Schock für Sarah Lund ist allerdings nicht das Auftauchen eines verflossenen Lovers, der inzwischen Familienvater ist, sondern dass Frau Kommissarin Großmutter wird. Der Sohnemann hatte ihr verschwiegen, dass seine Freundin überhaupt ein Kind bekommt, und nun sieht sich die Polizistin mit einer hochschwangeren Schwiegertochter in Spe konfrontiert.
Als Fan muss man wohl bedauern, dass „Das Verbrechen 3“ definitiv die letzte Polizeiermittlung der von Sofie Grabol grandios verkörperten Kommissarin Lund ist. Aber nach fünf Jahren und mehr als 2000 Minuten spannender Ermittlungen hat die Schauspielerin beschlossen, es sei nun genug. Dafür fährt die finale Staffel noch einmal richtig auf und mit Anders W. Berthelsen und Nikolaj Lie Kaas sind zwei weitere dänische Stars in die Ermittlungen involviert, die dazu beitragen, dass auch diese Staffel so atemberaubend und nervenaufreibend ausgefallen ist. Und, soviel sei verraten, es endet mit einem ganz schönen Knaller!
Im direkten Vergleich mit den beiden bisherigen Staffeln, fällt „Das Verbrechen 3“ nicht aus dem Rahmen. Zwar bevorzuge ich die zweite Staffel, weil sie kompakter ist als der Auftakt und tagespolitisch aktueller und brisanter war, aber von hohen Niveau der Serie sind die Macher keinen Millimeter abgerückt. Die Regisseure, die sich diesmal ans Werk machten (u.a. Mikkel Serup, Katrine Windfeld und „Lund“-Veteran Hans Fabian Wullenweber) wissen, was sie tun und schaffen eine düstere, spannungsgeladene und actionreiche Atmosphäre. Ganz so, wie es sich Sören Sveistrup für das große Finale wohl gewünscht hat.
Auch die dritte Staffel von „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“ weiß voll und ganz zu überzeugen und ist für Freunde skandinavischer Thriller-Kunst eine absolute Pflichtveranstaltung.
Serien-Wertung: (8,5 / 10)
„Kommissarin Lund- das Verbrechen 3“
OT: Forbrydelsen III
Genre: Krimi, Thriller, Serie
Länge: 565 Minuten, DK 2012
Idee: Sören Sveistrup
Regie: Kathrine Windfeld et al.
Darsteller: Sofie Grabol, Nikaj Lie Kaas, Anders W. Berthelsen, Morten Suurballe,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 29.03.2013
Blu-ray-VÖ: 12.04.2013