Es gibt so Momente im Leben, da merke ich, wie einfach ich doch zu beglücken bin. In Pixar’s dreizehntem Animation-Spielfilm hätte es meinethalben keine Handlung gebraucht. Es hätte völlig genügt, wenn Merida ihre wallende, rote Mähne 90 Minuten in 3D über die Leinwand geschwenkt hätte und dazu auf Schottisch vor sich hin flucht. Aber keine Bange, „The Brave“ oder wie der Animationsfilm hierzulande heißt „Merida – Legende der Highlands“ hat noch viel mehr zu bieten.
Die schottische Königstochter Merida soll vermählt werden, um das Gezänk der Clans wieder zu beruhigen. Das passt der jungen Dame überhaupt nicht; or allem weil Mutter Elinor seit Jahren versucht aus dem kleinen Wildfang eine Dame zu machen, während die Drillinge, Meridas kleine Brüder nach Herzenslust die Burg unsicher machen dürfen. Papa Fergus, einbeiniger König der Schotten, seit ihn ein Kämpf mit einem Bären das Bein gekostet hat, hat da mehr Verständnis für seine Tochter.
Nützt alles nix: Die Söhne der Clanobersten treten zum Turnier an, um Merida zu heiraten. Die bestimmt Bogenschießen zur Wettkampfdisziplin und düpiert dann die versammelten Clans, indem sie in allerbester Robin Hood – Manier den Jungs erstmal zeigt, was Zielwasser ist. Nun geht dr Ärger richtig los, und während sich die Clans im Thronsaal in Rage reden und sich Zoff anbahnt, belegt Merida ihre Mutter mit einem Zauber. Doch das geht gründlich schief – ihre Mutter wird ausgerechnet ein Bären . Jetzt muss Merida ihre Mutter vor ihrem Vater beschützen und zusehen, dass sie den Zauber rückgängig gemacht bekommt.
Mit „Merida“ überraschen die Pixar-Studios mit einer wunderbaren Geschichte jugendlicher Rebellion, die vor allem von dem detaillierten und grandios übertragenen schottischen Lokalkolorit lebt. Das ist schon etwas anderes als die lebendigen Spielzeuge aus „Toy Story“ oder die sprechenden Autos aus „Cars“, funktioniert aber ganz hervorragend.
Die Story von Brenda Chapman und Mark Andrews, die beide schottischer Herkunft sind, ist sowohl magisch als auch modern, traditionell und lustig zugleich und begeistert mit einer extrem charmanten Hauptfigur. Merida hat ihr Mundwerk ebenso wenig im Zaum wie ihre rote Lockenpracht und Mutti Elinor verzweifelt zu Recht an dieser jungen Dame, die sich so vehement weigert, ihr Prinzessinnenschicksal anzunehmen. Auch der rebellische Freigeist, die Raubeinigkeit und die Schlagfertigkeit gehören zum schottischen Selbstverständnis und so gehen Geschichte und Umgebung eine perfekte Synthese ein, die es kleinen wie großen Zuschauern leicht macht, sich spannend und witzig unterhalten zu lassen.
Die Sprecherrollen sind im Original mit Kelly McDonald, Emma Thompson, die sich als gebürtige Londonerin einen beachtlichen schottischen Tonfall draufgeschafft hat, und Billy Connolly perfekt besetzt und auch die deutsche Synchro weiß zu gefallen, allerdings geht der wunderbare schottische Akzent notgedrungen flöten. Die 3D-Umsetzung ist aufgrund der vielen relativ dunklen Szenen ein bisschen vergeudet, gefällt dafür aber an anderer Stelle wieder, wie eigentlich bei jedem Animationsfilm. Ganz junge Zuschauer sollten „Merida“ wohl eher ohne Brille genießen – damit der Spaß für die ganze Familie auch ungetrübt bleibt.
Fazit: „Merida –Legende der Highlands“ reiht sich nahtlos in die wunderbare Reihe origineller und mitreißender Pixar-Filme ein. Nachdem die letzten beiden Spielfilme des Animationsstudios, „Cars 2“ und „Toy Story 3“ Fortsetzungen waren, tut es gut endlich wieder eine Originalstory umgesetzt zu sehen. Viel Spaß bei dem Ausflug nach Schottland.
Film-Wertung: (9 / 10)
„Merida – Legende der Highlands“
OT: The Brave
Genre: Animation, Fantasy, Komödie,
Länge: 100 Minuten, USA 2012 (inclusive Kurzfilm)
Regie: Bendra Chapmann, Mark Andrews
Sprecher: Kelly McDonald, Emma Thompson, Billy Conolly, Deutsch: Nora Tschirner als Merida
FSK: noch nicht geprüft
Vertrieb: Walt Disney Pictures
Kinostart: 2.August 2012
Offizielle Merida-Homepage mit diversen Trailern