Neue Scheiben von David Lynch (genau, der Regisseur) und ein bisschen was für Sammler von Against Me kommen in diesen Tagen in den Handel und wecken zumindest Neugier. Die ist bei den isländischen Klangkünstlern Sigur Rós sowieso vorhanden. Das Live-Album „Inni“ ist der Knaller der Woche. Ansonsten viele neue Bands am Start, da verliert man schon mal den Überblick. Ist aber angesichts des zumeist klammen Geldbeutels auch nicht ganz so schlimm. Meistens zeigen sich die Bands mit neuem Output ja auch demnächst in dem Clubs im Land. Da kann man dann vielleicht auch den aktuellen Tonträger käuflich erwerben. Gelegentlich spart das auch ein bisschen Kohle. Genug geschwafelt, hier sind meine Musik-Tipps:
Dass sich David Lynch seit einiger Zeit auch abseits der Filmwelt herumtreibt, dürfte inzwischen bekannt sein. Lynch interessiert sich für Meditation und Esotherik, hat eine eigene „Schule“ gegründet. Nun präsentiert sich David Lynch auch noch als Musiker: „Crazy Clown Time“ heißt sein Debut-Album und ist stilistisch so ausgefallen wie ich das wohl erwartet hätte. Ein bisschen Surf-Gitarren, viel Trip-Hop, Fifties-Sounds,. Elektro und Industrial und über allem wabernd-virulente Atmosphäre, die teilweise wirkt, als sei sie direkt aus „Twin Peaks“ entsprungen. Die anderweitig veröffentlichte Einschätzung, dass das ganze „einzigartiger Modern Blues“ sei, kann ich in allen drei Aspekten verneinen. David Lynch schlägt sich veritabel als Mukker, aber das ist weder einzigartig noch modern, was auch immer das heute heißt, noch bluesig. Neugierige sollten trotzdem mal ein Ohr riskieren. Beispielsweise auf David Lynchs Homepage oder momentan noch im Album-Stream auf nrp.org.
„White Crosses“ hieß der letzte Studio-Output der Punk-Rocker von Against Me, im vergangenen Jahr beim Major-Label Sire veröffentlicht. So richtig Punk war das eigentlich nicht mehr und auf dem Major-Label war die Band auch nicht wirklich glücklich, immerhin haben Against Me dort „New Wave“ (2007) und „White Crosses“ (2010) herausgebracht. Jetzt haben die Jungs aus Florida ihr eigenes Label und beschlossen, diese letzte, die fünfte Scheibe noch einmal herauszubringen – allerdings aufgepeppt mit einem Sack voll Bonus-Material.: „Black Crosses“. Die zusätzliche Disc enthält Demos und Outtakes von 2009 und Akustik-Sessions von 2010. Das ist doch mal was. Zu hören gibt’s „White Crosses“ in seiner Gesamtheit übrigens auf der Homepage der Band.
Jetzt aber endlich zu Sigur Rós! Die Typen haben echt Nerven, 2009 zu erzählen, das neue Album wäre fast fertig und sich dann Monate später zu entscheiden, die Scheibe doch nicht rauszubringen, weil alle mit eigenen Projekten beschäftigt wären. Dann soll das ominöse Album sowieso nicht mehr relevant sein. Schön, dass ihr so viel zu tun habt, uns fehlt Futter! Und das gibt es jetzt in Form der Live-Vollbedienung. „Inni“ heißt die wunderschöne Live-Performance, die es als Doppelalbum mit zusätzlichem Live-Film gibt. Der Film feierte seine Weltpremiere schon im September auf dem Filmfestival in Venedig. Jetzt gibt’s das Album dazu und den Film als Bonus (auch als Blu-ray).
Wer die Musik der Isländer nicht kennt, ist vielleicht mit anderen Alben besser bedient, um den Einstieg zu finden. Es ist auch irreführend, dass die Band immer noch unter dem Genre Post-Rock geführt wird. In der sphärischen Musik sind viel zu viele Elemente, die mit Rock nicht mehr viel zu tun haben. Dabei sind Sigur Rós durchaus melodiös und zugänglich, dann aber wieder experimental und spielen mit Noise-Elementen. Der häufig aufkommende Vergleich mit Radiohead trifft es selbstredend auch nicht, aber als Marschrichtung für Unbedarfte, kann man das stehen lassen. Sigur Rós sind schon sehr eigen und einzigartig. Die Live-Performance auf „Inni“ ist jedenfalls grandios. Pflichttermin! Auf der Homepage der Band gibt’s massenweise Infos, Trailer und Videos und auch eine Menge Songs zum freien Download. Vorbeisurfen bei Interesse.
Kommt sicher durch die Woche.