Mein letzter Festivaltag bringt mir vor allem ein Interview mit dem frankokanadischer Regisseur Philippe Faradeau, dessen Film „Monsieur Lazhar“ der offizielle Abschlussfilm des 19. Filmfests Hamburg ist, außerdem bekommt der Gute, wie ich jetzt weiß, auch noch einen Preis, aber dazu demnächst mehr. Filmisch mache ich mich auf eine Reise nach Mali und blicke hinter die Kulissen der New York Times: „Da Monzon“ und „Page One“ laufen am Nachmittag. Eigentlich war auch noch ein intensives Abendprogramm mit drei weiteren Filmen angedacht, aber es reichte dann doch nur noch für „The Help“.
Ein historisches Drama aus Mali ist schon ein exotischer Beitrag zum weltweiten Filmschaffen. „Da Monzon, la conquete de Samanyana“ beschreibt eine historische Auseinandersetzung zwischen dem Königreich der Bambara und dem von Samanyana. Als Da Monzon die Thronfolge in Bambara antreten will, verweigert ihm der Herrscher von Samanyana die Gefolgschaft und es kommt zu einer historisch bedeutsamen Schlacht. Da Monzon ist einer der berühmtesten Könige Afrikas. Regisseur Sidy F. Diabaté drehte das historische Drama im Auftrag des Kultusministers von Mali. Mit schlichter Dramaturgie und begrenzten filmischen Mitteln gelingt es „Da Monzon“ trotzdem, einen Einblick in Afrikas Stammeshistorie zu erschaffen.
Doch noch einer halben Stunde muss ich einsehen, dass alle Solidarität mit dem schwarzen Kontinent nicht ausreicht, um den Film wirklich zu verstehen. Sicher, der Konflikt um die Macht ist weltweit immer der gleiche, aber die mir komplett unbekannte Welt der Riten, Gebräuche und Glaubenssysteme der damaligen Epoche kann ich ohne Vorwissen nicht einmal annähernd deuten. Was nutzten mir da also die Bilder, wenn ich keinen Zugang zu der Kultur habe? Schade, aber ich breche den Ausflug in Afrikas Vergangenheit ab.
Das amerikanischen Zeitungswesen verstehe ich auf Anhieb und so kann mich die Doku „Page One: Inside the New York Times“ tatsächlich fesseln. Wobei der Anfang allerdings nicht gerade spannend ausfällt. Es dauert, bis die Protagonisten der Dokumentation eingeführt sind und man deren Arbeitsalltag soweit nachvollziehen kann, dass auch der Zuschauer die Schwierigkeiten des Zeitungsmachens im digitalen Zeitalter begriffen hat. Richtig gut wird die Doku von Andrew Rossi allerdings erst, als die Reporter investigativ unterwegs sind und versuchen, eine Story zusammenzubekommen, wie ein amerikanischer Zeitungskonzern von branchenfremden Chefs beinahe systematisch ruiniert wurde. Quasi eine Story in der Story.
„Page One: Inside the New York Times” ist eine gelungen Dokumentation über das harte Geschäft der Zeitungsbranche.
Film-Wertung: (6,5 / 10)
Am Freitag Abend gab es dann noch den US-Blockbuster „The Help“ zu sehen. Ja, der Rummel um die Hollywood-Stars lässt das Filmgeschehen immer etwas freundlicher erscheinen, aber die Bestsellerverfilmung hat durchaus ihren Charme.
Anfang der 1960er Jahre kehrt Eugenia „Skeeter“ Phelan (Emma Stone) vom College-Studium zurück in ihre Südstaatenheimat. Doch es dauert nicht lange, bis die junge Frau erkennt, dass sie sich von ihren Schulfreundinnen und dem Südstaaten-Lebensstil der Rassentrennung entfremdet hat. Ihre berufliche Ambition ist es, eine erfolgreiche Schriftstellerin zu werden, und so sucht Skeeter in ihrer Heimat nach einem Thema. Wie wäre es wohl, die Alltagserlebnisse der farbigen Hausangestellten zusammenzutragen? Die Idee gefällt einer Verlegerin, aber Skeeter hat nicht mit der Verschlossenheit der Haushaltshilfen gerechnet. Die wissen sehr wohl, dass sie Kopf und Kragen riskieren, wenn sie mit der ambitionierten jungen Frau reden. Doch irgendwann entschließt sich Aibileen Clark (Viola Davies) mit der jungen Schriftstellerin zu reden.
„The Help“ ist großes Kino, dass es schafft ein schwieriges Thema mit einer gewissen Leichtigkeit zu packen zu bekommen ohne dabei oberflächlich zu sein oder allzu verniedlichend durch die rosa Brille zu sehen. Abgesehen von den vielen wirklich großartigen Frauenrollen stimmt in dem Überraschungserfolg an den amerikanischen Kinokassen auch die Story. Schöner Film, Taschentücher nicht vergessen. Hier gibt es eine ausführliche Filmvorstellung.
Film-Wertung: (8 / 10)
Hier kommt die abschließende Top 5 von Filmfest Hamburg 2011:
5.“Whistleblower“
4. „Monsieur Lazhar“
3. „The Look“
2. „Bingo -zuletzt entscheidet immer das Glück“
1. „Detachment“