Die DVD-Premiere „Extreme Beat“ zeigt die wahre Geschichte des Schriftstellers William S. Burroughs („Naked Lunch“), der in den 1950ern versehentlich seine Frau erschoss und so – nach eigener Aussage – erst zum Schriftsteller reifte. Regisseur Gary Walkow hält sich ziemlich eng an die Geschehnisse, soweit bekannt und berichtet. Etwas mehr künstlerische Freiheit hätte dem Film nicht geschadet.
„Extreme Beat“ beginnt einige Jahre vor dem Unfall in New York, wo die später so genannte „Beat Generation“ ihren lockeren Lebensstil entwickelt und kultiviert. Drogen, Alkohol und Sex bestimmen den Tag und das kreative Output der Schriftsteller. Mittendrin William S. Burroughs (Kiefer Sutherland) und seine Frau Joan Vollmer Burroughs (Courtney Love). Dann tötet Lucien Carr (Norman Reedus) einen Freund, der ihn sexuell bedrängt und geht dafür ins Gefängnis. Der Rest der Schreiberlinge verstreut sich daraufhin.
Eingie Jahre später findet sich der Zuschauer in Mexiko City, Anfang der 1950er Jahre, wieder. Joan und William leben hier in einem Slum, ziehen die Kinder auf und vegetieren vor sich hin. Doch das Zusammenleben des Paares wird immer wieder durch Burroughs schwule Eskapaden beeinträchtigt, die Joan erduldet, aber nicht gutheißt.
Vegetieren in Mexiko City
Dann kündigt sich Besuch aus New York an: Allen Ginsberg (Ron Livingston) und Lucien Carr. Burroughs flüchtet mit einem Lustknaben nach Guatemala und Joan genießt die zerstreuende Gesellschaft. Zwischen ihr und Lucien beginnt eine Affäre, während das Trio sich Mexiko ansieht. Doch Joan kann William nicht verlassen, auch als Lucien sie eindringlich bittet, mit ihm zu gehen. Burroughs kehrt ernüchtert aus Guatemala zurück als die Freunde schon wieder abgereist sind. Weil die Familie Geld braucht, nicht nur für Drogen und Alkohol, verkauft der Waffennarr Burroughs eine seiner Pistolen. Dabei kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall.
Schlicht und authentisch
Die Story funktioniert in ihrer Schlichtheit und ist von Greg Walkow authentisch inszeniert. Der Regisseur beschränkt sich auf die Geschehnisse und legt den Figuren keine unnötigen Worte in den Mund. Man merkt dem Film an, dass Walkow ambitioniert ist und weiß, wovon er erzählt. Als Abschlussarbeit der Filmakademie hatte er schon „Howl“, das bahnbrechende epische Gedicht von Allen Ginsberg, ins Bild gesetzt. Regisseur Gary Walkow ist hierzulande allerhöchstens für einige „Sledge Hammer „-Folgen bekannt, der Rest seines Werks wurde bisher nur in den USA veröffentlicht.
Doch gerade durch die Authentizität schwächelt „Extreme Beat“ ein wenig: Obwohl die Bilder wohlkomponiert sind und die Handlung stimmig, hat der Film Längen, die auch in der Erwartungshaltung des Zuschauers begründet sind. Drogen, Sex und Dichtung sind so präsente Themen in der Literatur der Beatniks, dass es verwundert, kaum etwas davon im Film selbst wiederzufinden. Vorherrschend ist das verstockte Bild der 50er Jahre. Dass Burroughs die USA verlassen musste, weil man ihn mit Rauschgift erwischt hat, wird zwar erwähnt, aber Kiefer Sutherland ist jederzeit so distanziert und agiert so souverän, wie es wohl auch der richtige Burroughs tat. Das alles wirkt brav, bieder und keineswegs visionär oder leidenschaftlich.
Die Beklemmung der 1950er
Dabei gelingt „Extreme Beat“ trotzdem eine sehr gelungene Darstellung der Beklemmung und des Willens zum Aufbruch. Andererseits herrscht das Gefühl, als solle hier die Geburtsstunde der „Beat Generation“ inszeniert werden.Dies wäre eine extrem verkürzte, sehr vereinfachte Darstellung. Somit bleibt ein zwiespältige Eindruck des Films, der sein dramatisches Potential in Bezug auf die Beziehungen der Personen untereinander voll ausspielt, aber die experimentellen Möglichkeiten bewusst außenvor lässt. Burroughs literarischer Stil kam schließlich auch nicht über Nacht und vor dem wahnwitzigen Überwerk „Naked Lunch“(1959) beschrieb er seine jahrelange, kontrollierte Drogensucht in dem Roman „Junkie“ (1953). Das kann man als äußere Abläufe des inneren Wahns in „Naked Lunch“ verstehen. Es ist also auch zu Zeiten der Handlung von „Extreme Beat“ bei Burroughs drogenmäßig nicht gerade zimperlich zugegangen. Diese Komponente geht dem Film ab.
Fazit: „Extreme Beat“ ist ein gelungenes, sehenswertes Drama über kreative Menschen in der beklemmenden geistigen Enge der 1950er Jahre geworden. Wer etwas anderes erwartet, ist hier falsch oder sollte seine Erwartung hinter sich lassen.
Film-Wertung: (6,5 / 10)
Extreme Beat
Originaltitel: Beat
Regie: Gary Walkow
Darsteller: Courtney Love, Kiefer Sutherland,
Genre: Krimi, Drama
Länge: 89 Minuten, USA 2000
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Ascot-Elite
DVD VÖ: 11.12.2008