Während Che Sudaka sich in der katalanischen Wahlheimat Barcelona bei winterlichen Temperaturen erholen und Kraft tanken, um am 15. Februar ihre Tour fortzusetzen, krame ich nochmal den lebhaften Auftritt in der Hamburger Fabrik (28.1.11) hervor: Draußen herrschen Minusgrade und auf der Bühne springen kurzbehoste Energiebündel herum und schunkeln das Publikum warm.
Als ich relativ zeitig in der Fabrik auftauche, schlurfen nur wenige Leute durch die Location und mir schwant schon, dass sich bei der Kälte keiner raustraut. Dabei ist die Mischung aus Ska, Punk, Worldmusic doch perfekt, um gegen die Winterdepression anzukämpfen. Meine Befürchtung erweist sich als Fehleinschätzung. Pünktlich zu Konzertbeginn ist die Fabrik auf Publikumsseite gut gefüllt und allenthalben ist frohe Erwartung zu spüren. Scheint fast, als hätte sich die Band in Hamburg schon eine solide Fanbasis erspielt und wird mit Gejohle und Wiedersehensfreude begrüßt.
Che Sudaka beginnen eher relaxt mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Todo é possible“ und die entspannten, gutgelaunten Vibes breiten sich schnell aus. Die Band spielt sich selbst warm und holt das Publikum ab. Sänger Kachafez macht von Anfang an klar, dass dies keine einseitige Veranstaltung wird. Nein, das Publikum wird zum Mitsingen und Tanzen aufgefordert. Das klappt auch ganz hervorragend, auch wenn’s mir gegen Ende ein bisschen zuviel wird.
Doch schon nach dem Opener zieht das in Barcelona ansässige Sextett Tempo und Energielevel stetig an und spielt sich durch einen Querschnitt des bisherigen Schaffens. Immerhin vier ziemlich unterschiedliche Alben (den Cavernicola-Benefiz-Sampler noch nicht mitgezählt) haben Che Sudaka seit 2003 unters Volk gebracht. Live fügt sich alles nahtlos zusammen und beweist, dass diese Musik für die Bühne gemacht ist. Leo hält es kaum noch an seiner Klampfe und mit zwei Frontleuten geht die Post ab.
Mit „Sin Papeles“ vom Debutalbum „Trippie Town“ wird dann der erste Höhepunkt des Abends erreicht. Stings Steilvorlage „Englishman in New York“ in eine Hymne auf die eigene Situation als illegaler Einwanderer in Europa umzumünzen, ist ein klares Statement. Die Jungs aus Südamerika haben schließlich als illegale Einwanderer und Straßenmusiker ihre Karriere begonnen. Nein, alle sind sich einig: Kein Mensch ist illegal.
Der Rest ist ein Selbstgänger und Che Sudaka halten das Energielevel bis zum Schluss aufrecht und beweisen, dass sie noch den einen oder anderen potentiellen Hit im Repertoire haben. Mit geschickt gesetzten Verschnaufpausen für das tanzwütige Publikum und diversen Mitsingaktionen haben sie das Publikum fest im Griff und werden entsprechend abgefeiert.
Direkt nach Konzertende erklärt sich auch das Fehlen eines Merchandise-Standes in der Fabrik: Die Band selbst verkauft zu politisch korrekten Preisen von der Bühne herunter alles, was das Fanherz begehrt ; in bester Tradition von Fahrensleuten. Hier gibt‘ die ausstehenden Tourdaten.
Am Ende war es ein gutgelaunter und unterhaltsamer Abend mit einer sympathischen und bodenständigen Band, die den Kontakt zum Publikum sucht. Keiner hat Bock, wieder raus in die Kälte zu müssen.
Ich denke über rasierte Schläfen, Trikots und kurze Hosen nach und freue mich aufs nächste Mal. Quiero mas!