Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit aus dem musikalischen Universum des Frank Zappa, dessen Todestag sich heute, am 4. Dezember, jährt, einzelne Songs rauszupicken. Es müsste wohl eher um die jeweils beste Version gehen und das wären dann auch wieder Listen für sich. Andererseits hat Rykodisc es auch geschafft, eine „Best of Zappa“ zu veröffentlichen und dafür 15 Songs ausgewählt. Die Welt ist schlecht, ich bin nicht besser.
Frank Zappa veröffentlichte bis zu seinem Tod 1993 mehr als 60 Alben. Und auch posthum reißen die Veröffentlichungen aus dem umfangreichen Archiv des Musikers, Komponisten und Soundtüftlers nicht ab. 1966 veröffentlichte Frank Zappa mit den Mothers of Invention das Debüt „Freak Out“. Der Name ist Programm und zieht sich als Motto durch das gesamte kreative Schaffen.
Nach den Mothers arbeitet Frank Zappa mit wechselnden Ensembles zusammen. Und egal, was die Band um den Mastermind intoniert, es wird etwas Eigenes und überrascht die Fans stets aufs Neue. Gegen Ende seines Lebens wird er auch als „ernsthafter“ Komponist anerkannt. „Yellow Shark“ (1993), eingespielt mit dem Ensemble Modern, war das letzte Werk, das zu Zappas Lebzeiten erschien. Zum Weiterlesen sei die Autobiografie empfohlen, die Zappa zusammen mit Peter Occhiogrosso schrieb (auf deutsch leider vergriffen): “Frank Zappa – I am the American Dream“ (OT: The Real Frank Zappa Book“)
Bei mir landet Zappa immer in Schüben im Player: Habe ich erstmal wieder eine Scheibe aufgelegt, dann verlangt es nach mehr, bis der Hunger gestillt ist. Meine erste Zappa Scheibe war übrigens „The Best Band You Never Heard In Your Live“ (1991), ich habe mich da lange nicht rangetraut. Seitdem bin ich Quartalszappaholiker.
Es wird Zeit für den Countdown: Meine Top 5 Zappa Songs. „Yellow Shark“ habe ich mal ausgenommen, „The House I Used To live In“ von „Burnt Weeny Sandwich“ (1969) wäre immerhin in den Top 10, ebenso wie „Put A Motor in Yourself“ vom Synclavier-Album „Civilisation Phase III“ (1994). Hier ist meine streitbare Bestenliste:
5. „Willie the Pimp“
Von „Hot Rats“ (1969). Ein neunminütiger mehr oder weniger Blues-Rock (9:16) mit Violine und dem grandiosem Gesang von Captain Beefheart, ausufernde Soli inklusive. Diese Version, die längste, ist mir auch die liebste.
4. „Cosmic Debris“
Von „Apostrophe’“ (1973), wieder – mehr oder minder – ein Blues (4:17), feinster Zappa-Rap und schöne Geräusche zwischendurch. Allerdings in der Bigband-Version auch sehr gelungen. Doch meine bevorzugte Variante kommt von der Original-LP. Der Song ist witzig, und auch musikalisch abwechslungsreich. Eine bissige Satire auf alle Hinterweltler.
3. „Florentine Pogen“
Von „One Size Fits All“ (1975), allerdings in der Bigband-Version (3:41) von der „Best Band You Never Heard…“ am schönsten. Ein Killer-Riff zu Beginn, Tempowechsel und dann dengeln einem die Bläser wuchtig wieder das Riff um die Ohren. Einfach schön. Auch der engelsgleiche Gesang von Ike Willis.
2. „“Inca Roads“
Ebenfalls von „One Size Fits All“; wenn ich’s recht bedenke hat die Scheibe ganz schönes Hitpotential. Aber auch hier kommt nicht die Album-Version zum Zug, sondern die aus dem Helsinki-Konzert von 1974 (10:54), veröffentlicht als „You can’t Do that On Stage Anymore Volume 2“ (1988). Die Besetzung ist identisch, bis auf den Kollegen an der Mundharmonica, der in Helsinki fehlt. Dafür sind zwei Minuten länger Zeit zum Solieren. Vielleicht der typischste Zappa Song in dieser Auswahl.
1. „The Torture Never Stops“
Von „Zoot Allures“ (1976, 9:44). Wo hab ich die Scheibe bloß hingelegt? In der Doppel-CD Version von „Zappa in New York“ (1978) in einer längeren, ziemlich solo-lastigen Version zu hören. Im Prinzip schlicht ein langsamer Blues. Egal ob in der albernen Bigband-Version oder verkleidet auf „Thing-Fish“, die Folter hört nie auf, die Gitarre gniedelt endlos. Und meine favorisierte Version findet sich auf „You Can’t Do That…Volume 4“: „The Torture Never Stops Original Version“ (9:15) und ist mal wieder eine kongeniale Zusammenarbeit mit Don Van Vliet alias Captain Beefheart.
Wenn ich das nun mal mit der „Best Of Zappa“ vergleiche, finde ich mit „Cosmic Debris“ sogar eine Übereinstimmung, ansonsten sind die dort ausgewählten Songs und Versionen mir einfach zu kurz, um eine Idee davon zu bekommen, worum es bei Zappas Musik überhaupt geht.
Widerspruch erwünscht!
Weiterführende Links:
Zappa Family Trust Homepage
Zappa bei Wikipedia: deutscher Eintrag, englischer Eintrag
St. Alphonzo’s Pancake Homepage
(ausführliches Forschungsprojekt und Archiv)
Zappanale in Bad Doberan