Frost und einsetzender Schnee haben uns sicher im Visier und man sollte meinen, die Open-Air-Saison sei vorbei, doch die rechtzeitig zum ersten Advent allerorten eröffneten Weihnachtsmärkte belehren uns eines Besseren. Zeit für Handschuhe, Heißgetränke und heimliche Sommersehnsucht. Für wetterunabhängige Unterhaltung ist auch in dieser Woche gesorgt. Hier die Empfehlungen.
LIVE: Während sich die unermüdlichen Deep Purple mal wieder in der Stadt befinden, um mit Marillion in der Alsterdorfer Sporthalle vor den treuen Fans aufspielen (27.11.), ist es am Dienstag (30.11.) für weniger konservative Konzertgänger schwer sich zu entscheiden.
Lambchop das Alternative County Kollektiv um Kurt Wagner betritt auf Kampnagel die Bühne. Herr Wagner war zwar erst jüngst mit Courtney Tidwell in der Stadt, aber Lambchop sind immer für ein außergewöhnliches Konzert zu haben. Die Dienstagsalternative auf dem Live-Sektor in den Docks: MGMT (sprich Managment). Zwar hat der Hype um die „Indietronicer“ inzwischen etwas nachgelassen, aber das aktuelle Album der Band „Congratulations“ wird auch auf der Bühne für Spaß sorgen und MGMT versprechen ein herausragendes Live-Ereignis zu werden.
KINO: Wer es eher kauzig und ruhiger mag, kann sich an Paul Dano und Brian Cox erfreuen: In der Tragikomödie „Ein gutes Herz“ bringen die beiden ein extrem ungleiches Paar aus jugendlich naivem Obdachlosen und grantelndem Menschenverachter zum Besten. „Ein gutes Herz“ schlingert handlungsmäßig zwar ein bisschen, aber Brian Cox ist absolut umwerfend. Eine kurze Kritik gab es während des Filmfests Hamburg.
Wenn Sean Penn über die Leinwand flimmert, ist das schon Grund genug ins Kino zu laufen. In dem Agententhriller „Fair Game“ spielt er den Ehemann einer enttarnten C.I.A.-Agentin. Naomi Watts brilliert in der Hauptrolle des von Doug Liman („Die Bourne-Identität“) stilsicher inszenierten Action-Dramas nach einer wahren Begebenheit. Auf der offiziellen Film-Homepage findet ihr den Trailer. Der Film hat übrigens nichts mit dem gleichnamigen Machwerk von 1995 zu tun, in dem Top-Model Cindy Crawford ihr Gesicht in die Kamera hält.
DVD: Nachdem in der vergangenen Woche mit „The Wire“ ein absolutes Serienhighlight auf deutsch erschienen ist, kommt nun auch die hochgelobte Serie „Curb your Enthusiasm“ in der ersten Staffel auf deutsch heraus. Unter dem Titel „Lass es Larry“ grantelt, nohlt und philosophiert Starkomiker Larry David in seiner Paraderolle, dass es nur so kracht.
Anime-Fans können sich derweil auf „Summer Wars“ freuen. Die Story des jungen Mathegenies Kenji verbindet auf leichte Weise eine Familienstory mit Cyber-Realität und wurde jüngst auf die Auswahlliste Liste der Oscar-Nominierungen als „Bester Animierter Film“ gesetzt. „Summer Wars“ erscheint auch als Doppel-DVD mit ausführlichem Bonusmaterial.
MUSIK: Trotz der vielen Neuerscheinungen dieser Tage fällt die Empfehlung nicht leicht. Absolute Überflieger sind nicht dabei, solide und gelungene Alben durchaus. Der Hip-Hopper Lyrics Born kommt auf „As You Were“ insgesamt etwas lahm rüber, Stings „Live in Berlin“ ist auch eher Weihnachtsgeschäft. Bleiben noch The Whigs mit „In the Dark“ und Thea Gilmores „Murphy’s Heart“, die man sich ruhigen Gewissens zulegen kann, wenn’s im Geldbeutel juckt.
Die Songwriterin Thea Gilmore ist auch schon seit Ende der Neunziger unterwegs, und hat es immer geschafft besonders und eigen zu klingen. Das ändert sich auch mit dem elften Album „Murphy’s Heart“ nicht. Hierzulande ist die in England geborene Tochter irischer Eltern trotzdem immer noch ein Geheimtipp. Das sollte sich schleunigst ändern.
The Whigs machen auf ihrem dritten Album „In the Dark“ stadiontauglichen, alternativen Gitarrenrock: gefällig und mit genügend Attitüde, abwechslungsreich und allemal eine gute Scheibe, aber auch keine Neuerfindung des Genres.
Während meine Liebste den Adventskranz mit Nikoläusen dekoriert, die mit Schokokugeln schmeißen und sich hinter Kerzen verschanzen, bereite ich mich mental auf die erste Schneeballschlacht vor.
Kommt sicher durch die Woche.