Unter der Rubrik „Treibsand“ finden sich in unregelmäßiger Folge Gedanken und Glossen zu Alltags- und Kulturthemen, in denen ich zeitweilig zu versacken drohe. Den Auftakt macht das leidige Thema Aktualität. Einen Gutteil meiner Zeit verbringe ich durchs Netz streunend auf der täglichen Suche nach berichtenswerten Neuigkeiten.
Doch häufig genug tut sich in der weiten Welt der Unterhaltung nichts wirklich Gewichtiges. Sicher, die Newsticker der Film-, Musik-, Entertainment- und Lifestylportale klappern geschäftig vor sich hin; bringen den neuesten Star-Gossip ebenso wie die allerneuesten Besetzungsgerüchte für Blockbuster, die 2013 in die Kinos kommen.
For Fans only?
Eingeweihte und Fans interessiert soetwas immer, wozu wäre man oder frau sonst Fan? Sicher gibt es dafür auch eine journalistische Berechtigung, aber gerade das Beispiel Filmbranche (schwerpunktmäßig Hollywood) produziert zu gut 75% komplett überflüssige Meldungen.
Mögliche Regisseure für das 3D-Remake von „eine fantastische Reise“? Handlungsideen für „Top Gun 2“? Mel Gibsons Rauswurf aus der „Hangover“-Fortsetzung? Das alles ist Hausfrauentratsch und bis der Film dann fertig ist, sowieso Schnee von gestern.
Und wenn’s irgendwo steht, setzt eine infantile Kettenreaktion ein: Der hat was Neues! Das will ich auch! So potenziert sich der Aktualitätswahn ins Nervtötende. Die Newsticker der Branche werden austauschbar und beliebig.
Weißes Rauschen auf allen Kanälen
Geschnatter und Geplapper. Diffuses Medienrauschen, das sich zu großen Teilen aus sich selbst nährt: Ein Gerücht ist eine Meldung, das Dementi ist eine Meldung und die Klärung des Sachverhalts ist eine Meldung. Keine Ahnung, wie viele News zur „Hobbit“- Verfilmung ich in den letzten Jahren gelesen und wieder vergessen habe. Macht endlich einen Film, dann wird ein Schuh draus.
Doch nicht nur die hochgradige Belanglosigkeit des News-Sektors ist erschreckend, auch die mediale Kurzlebigkeit des fertigen Unterhaltungsprodukts ist absurd. Ein Film ist gerade mal für zwei Wochen interessant, zur DVD-Veröffentlichung nochmal für zwei Wochen, eventuell wird er noch im Jahresrückblick gewürdigt.
Auch auf diesen Seiten gibt es Neuigkeiten von begrenzten Charme und Informationsgehalt. Dennoch scheint mir Entschlackung und Entschleunigung im Bereich der „Kulturnews“ notwendig und lohnenswert, auch um sich verstärkt mit Inhalten zu beschäftigen.
Ein guter Film wird nicht schlecht, nur weil er ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Musik und Literatur ebensowenig. Nicht schlecht, aber uninteressant, weil nicht mehr hoch-aktuell. So funktioniert dieser Zirkus wie ein ewiges Hamsterrad…
…aber die Käfigtür steht offen.