Franks Flimmer-Fest 2010: Mittwoch – disfunktional

Filmfest Hamburg Logo 2010Es gibt Tage, an denen schon beim Aufwachen klar ist, dass heute  nichts rund laufen wird. Der Mittwoch ist so einer: Der Alltag legt mir Stolpersteine in den Weg, so dass ich auf dem Filmfest tatsächlich nur „Haru’s Journey“ sehe. Überzeugt hat der Film dann auch nicht und so verzichte auch auf das abendliche Kino.

Alltag und Organisation laufen heute einfach nicht von allein. Alles braucht einen kleinen Schubs, um in die Gänge zu kommen und konstant zu rollen. Daher verbringe ich den Vormittag am Telefon statt im Kino, komme nicht zum Schreiben und merke, wie mir das langsam den Nerv raubt. Nicht die beste Voraussetzung, um „Curling“ zu gehen. Der kanadische Film findet also ohne mich statt,während ich erledige, was getan werden muss.

Aber zu „Haru’s Journey“ (OT: „Haru To No Tabi“) schaffe ich es endlich ins Kino. Da ich japanische Filme mag, kann ich eine gewisse Vorfreude nicht verhehlen, der Mashahiro Kobayashis Film allerdings zu keiner Zeit gerecht wird.

Haru's JourneyHaru lebt allein mit ihrem Großvater in einem Küstendorf. Weil sie ihre Arbeit verliert, beschließt sie nach Tokio zu gehen. Das stürzt den alten Mann Tadao in helle Panik. Er macht sich wutentbrannt auf, um seine Geschwister zu besuchen, damit sie ihn aufnehmen. Haru begleitet ihn dabei. Die lange nicht gesehenen Geschwister sind allerdings nicht gerade begeistert, Tadao zu sehen.

Regisseur Kobayashi schickt sein Duo auf eine Reise, die in elegischen und ruhigen Bildern vom Drama eines alten Mannes und einer Familie erzählt. Das steht auch für die japanische Gesellschaft insgesamt: Der Niedergang eines traditionellen Lebensstils, der schwindende Respekt vor dem Alter, die Entfremdung der Familien durch räumliche Zerrissenheit; all das spiegelt „Haru’s Journey“ wieder.

Doch gerade die Stärke des Films, die erzählerische Ruhe wendet sich gegen ihn. Trotz einiger stimmungsvoller Landschaftsaufnahmen sieht man zumeist die wortkarge Beziehung von Großvater und Enkelin auf der Leinwand. Das hat deutliche Längen und wiederholt sich. Die 134 Minuten des Films steuern zielsicher auf ein dramatisches Ende zu. Neu ist das Thema auch nicht gerade. Technisch mag der Film gelungen sein, mich hat er nicht überzeugt (4/10).

Und genau das ist auch der Grund, warum ich es für heute gut sein lasse. Ich werde ungnädig. So wie der Tag bisher gelaufen ist, bin ich sicher, auch am Abend keinen Spaß im Kino zu finden. Da ich mich sowieso nicht zwischen „The Green Wave“ und „Venice“ entscheiden kann, lasse ich es.

Wie einst Melvilles Bartleby tue ich es einfach nicht. Bis morgen.

Die Top 5 des Filmfests Hamburg

Spork

1. „Spork“

2. „Poetry“

3. „Viking“

4. „Das Labyrinth der Wörter““

5. „Simple Simon“