Die „Legenden des dunklen Ritters“ erweiterten das DC-Comic-Universum im Jahr 1989 mit Stories, die Rückblicke in die Anfangsphase von Batmans Auftreten als Beschützer von Gotham City brachten. Auslöser dafür war wohl der Erfolg von Frank Millers „Batman: The First Year“, immer noch ein Meilenstein in der Bat-Historie. Den Auftakt zu „Legendes of the Dark Knight“ machten dann Autor Dennis O’Neil und Zeichner Ed Hannigan, beide damals schon alte Hasen im Comic-Geschäft. „Der Schamane“ ist und bleibt immer noch eine gute Story, kann sein Alter aber auch nicht verleugnen.
Der junge Bruce Wayne jagt in der eisigen Bergwelt von Alaska einen Verbrecher, doch im Kampf wird er verletzt. Zufällig rettet ihn ein alter Indianer, der auf mystische Weise – ausgerechnet- einen Fledermauszauber über den schwer verletzten Bruce verhängt. Wieder zurück in Gotham City will sich der junge Millionär erkenntlich zeigen. Er schickt im Auftrag der Wayne Foundation einen Ethnologen zu den Ureinwohnern von Alaska. Kurze Zeit später taucht in Gotham City ein mysteriöser Maskierter auf. Der gibt sich als Voodoo-Gottheit Chubala aus und manipuliert die Menschen mit Ritualen und Menschenopfern zum Bösen. Auf der Suche nach der wahren Identität Chubalas stößt Batman immer wieder auf Verbindungen und Spuren, die nach Alaska führen.
Chubala sucht Gotham heim
In „Der Schamane“ geht es sowohl handfest als auch übernatürlich zu. Autor O’Neil versteht es, die Story geschickt zu erzählen. Dabei kommen insbesondere die jugendliche Unbesonnenheit Bruce Waynes und – wenn man so will – die Lernerfahrung, was es bedeutet ein Held zu sein, zum Ausdruck. Butler Alfred ist in dieser Geschichte recht präsent, die sich wie auch die nächsten „Legends of the Dark Knight“ jeweils über fünf US-Hefte erstreckt und so einen Graphic Novel Charakter bekommt. Immer wieder sorgen Alfreds ironische und besorgte Kommentare zu den Erfolgen und Misserfolgen seines jungen Arbeitgebers für einen gewissen Humor. Auch das Nebeneinander von mythischen Elementen und solider Kriminalhandlung funktioniert spannend und ziemlich lesenswert.
Optisch ist „Der Schamane“ ganz eindeutig in die Phase Ende der 1980er Jahre einzuordnen, was weniger am den Zeichnungen von Ed Hannigan liegt, als an der Farbgebung von John Beatty, die den technischen Möglichkeiten des Drucks geschuldet ist. Nuancenreiche und farbvariantenreiche Panels gibt es kaum, viele der Flächen sind monchrom, wie das damals in den Comics gängige Praxis war, Zeichner Hannigan arbeitet daher in „Der Schamane“ viel mit Schraffuren und siebdruckartigen Elementen für die Hintergrundflächen. Insgesamt wirkt das Artwork ziemlich dynamisch, wenn auch nie so modern wie man das von heutigen Comics gewohnt ist.
„Der Schamane“ kann für sich zwar nicht den Kultstatus von Frank Millers: „Batman – Das erste Jahr“ verbuchen, aber die Geschichte hat ihre Momente und ist handwerklich ziemlich gelungen. Nicht nur für Fans ist die abgeschlossene Batman-Story „Der Schamane“ ein lesenswerter Ausflug in die Vergangenheit des Dunklen Ritters.
Comic-Wertung: (7 / 10)
Batman: Legenden des dunklen Ritters: Der Schamane
OT: Legends of the Dark Knight 1-5, 1989-90, DC Comics
Autor: Dennis O’Neil
Zeichner: Ed J. Hannigan
Übersetzung: Steve Kups
Verlag: Panini-Comics, Softcover, 140 Seiten
VÖ: 21.01.2014