Der Fürst der Blutsauger ist zurück auf der Leinwand. Dieses Mal von Frankreichs Action-Romantiker Luc Besson verfilmt. Da durfte das Publikum Spektakel erwarten und Spektakel wird geboten. Mit Caleb Landry Jones, Zoë Bleu und Christoph Waltz. Zu sehen im Kino ab dem 30. Oktober 2025.
Im mitttelalterlichen Transsilvanien zieht Kriegerfürst Vlad immer wieder für die Kirche und gegen die Ungläubigen in den Krieg. Immer dann muss er seine geliebte Elizabeta (Zoë Bleu) allein lassen. Doch die Feinde nahen, Vlad zieht in die Schlacht und Häscher töten derweil des Grafen Liebe. Vlad kommt zu spät. In seinem Rachewahn beleidigt er Gott, tötet die Kirchenfürsten und lädt einen Fluch auf sich. Graf Dracula begibt sich auf eine jahrhundertelange Suche nach der Seele seiner geliebten Elizabeta. Dazu sendet er auch Heerscharen von ihm gebissener Blutsauger:innen aus.
Die Angebetete findet sich letztlich als junge Engländerin Mina in Paris wieder. Zu Zeiten des Sturms auf die Bastille. Paris befindet sich im Aufruhr, doch der Volkszorn ist nicht das einzige Problem der Stadt. Der Arzt Dumont untersucht zunehmend häufiger Patientinnen, die zur gefährlichen Hysterie neigen. Erst als ein Priester (Christoph Waltz) auftaucht, gibt es eine Erklärung für diese Phänomenen. Es handele sich um Vampire. Liebeskranke Blutsaugerinnen, die unter dem Einfluss eines mächtigen Untoten stünden. Und der sei auf dem Weg nach Paris.
Die Wiedergeburt der Liebe
Es ist noch nicht allzu lange her, dass Horror-Fan Robert Eggers „Nosferatu“ neu verfilmt hat. Nun widmet sich Regisseur Luc Besson der Schauer-Geschichte, die Bram Stoker 1897 veröffentlichte. „Nosferatu“ hieß der Vampir bei F.W. Murnau anno 1922 nur aus Copyright-Gründen. Seither hat es unzählige Verfilmungen gegeben und „Dracula – die Auferstehung“ reiht sich nahtlos ein. Der internationale Verleihtitel „Dracula: A Love Story“ scheint aber passender für opulent bebilderte Spektakel.
Luc Besson („Das Fünfte Element“, „Nikita“, „Lucy“) nimmt sich kreative Freiheiten bei der Bebilderung und Dramaturgie der Geschichte. Bessons Idee Dracula nach Paris zu verlegen kommentiert der Filmmacher augenzwinkernd als Revanchefoul, weil die Engländer „Les Miserables“ nach Victor Hugos Roman als Musical verfilmt haben. Auch andere Aspekte oder Figuren werden im „Dracula – Die Auferstehung“ umgedeutet. Vor allem wird des Vampirs Gegenspieler zu einem namenlosen, aber pfiffigen Geistlichen.
Visuell fahren Luc Besson und sein Team epische und opulente Bildwelten auf. Die Gewänder und Gemächer des mittelalterlichen Transsilvaniens sind ebenso überschwänglich wie pompös. Und dennoch weiß die Geschichte, die große ewige Liebe, in all dem Tüll und Prunk nicht zu bestehen. Das mag auch daran liegen, dass Besson als Drehbuch-Schreiber sich nicht auf den Markenkern „Dracula“ beschränkt, sondern ihn popkulturell ausschmückt mit Elementen aus „1001 Nacht“, aus „Das Parfüm“, mit der französischen Revolution und etlichem mehr.
Das Altersgefälle des Verlangens
Besinnt sich Besson auf den eigentlichen „Dracula“, so fühlt sich das Publikum quasi ständig erinnert an Francis Ford Coppolas „Dracula“ von 1992. Gary Oldman („Die dunkelste Stunde“, „Leon, der Profi“) und Konsorten wussten seinerzeit einen erheblichen Vampir-Hype zu entfachen. Vieles in Bessons Blutsauger-Romanze erinnert an jene Tage. Doch es fehlt die Präsenz des Mythos hinter der schicken Fassade.
Das liegt eigentlich weder an der darstellerischen Qualität oder Interpretation der beiden Kontahenten Caleb Landry Jones („Dogman“) als Dracula und Christoph Waltz („Inglourious Basterds“) als Priester. Vielmehr fühlen sich die Charaktere an, als wären sie im falschen Film. Das mag nun der vermeintlich humoristischen Ausrichtung von Bessons Drehbuch entsprechen. Da kommt viel Langeweile zum Tragen; und Opulenz wird zur metapoppigen Oberfläche fast so wie in „Megalopolis“. Womit wir wieder ohne Not bei Coppola gelandet wären.
Es kommt mir vor, als hätte der Film sein Thema verfehlt. Als erzähle „Dracula – Die Auferstehung“ von Allem und Jedem, von Gott und der Welt. Aber nicht von der Sehnsucht, der Liebe und der Heimsuchung. Gelegentlich dann doch von der Gier und der Geilheit, doch dann schwadroniert der namenlose Priester von Wegen zur Keuschheit und vom Reinheitsgebot. Zuviel Wissenschaft für eine Legende. Zu wenig Schauer in der nachtkalten Luft. Gefährlich und schnell geht anders.
Dracula – Die Auferstehung
OT: Dracula- A Love Tale
Genre: Mystery, Fantasy, Drama
Länge: 129 Minuten, F/ USA, 2025
Regie: Luc Besson
Schauspiel: Caleb Landry Jones, Zoë Bleu, Christoph Waltz
FSK: ab 16 Jahren
Verleih: Leonine
Kinostart: 30.10.2025




