Der Tennislehrer im Urlaubshotel hat eine Sinnkrise. Oder braucht Tom einfach nur selbst Urlaub. Filmmacher Jan-Ole Gerster entspinnt in der fast surreal anmutenden Atmosphäre von Fuerteventura eine gespenstische Versuchung. „Islands“ ist nun für Streaming und das klassische Home-Entertainment erschienen.
Tom (Sam Riley) ist schon ziemlich lange Tennislehrer in einem Hotel auf Fuerteventura. Während die Tennis-Schüler unterschiedlichster Couleur, unterschiedlichen Alters und Leistungsniveaus kommen und gehen, bleibt Toms Alltag gleich. Zu früher Arbeitsbeginn, bisweilen nach der Tennisstunde noch ein Drink mit den Gästen und abends dann in einen lokalen Nachtclub. Wo der smarte sportliche Typ auch gerne von jungen abenteuerlustigen Damen wiedererkannt und zum Feiern animiert wird.
Eines Tages fragt die blonde Anne (Stacy Martin) bei Tom nach Stunden für ihren Sohn. Eigentlich gibt sich Tom nicht mit Tennis-Kids ab, aber er macht eine Ausnahme. Wenig später taucht dann auch Annes Gatte Dave (Jack Farthing) bei den Tennisstunden auf und will sich ehrgeizig selbst mit dem Tennislehrer messen.
Die Familie überredet Tom ihr die Insel zu zeigen und abends will Dave unbedingt noch Feiern gehen. Tags darauf ist der Brite verschwunden. Die örtliche Polizei denkt sich nichts Böses und Tom ist mit dem Polizeichef befreundet. Doch dann taucht Dave einfach nicht wieder auf und ein Inspektor vom Festland übernimmt den Fall. Irgendwie findet er Tom und Anne verdächtig vertraut. Und auch Tom hat das Gefühl er würde die britische Touristin kennen.
„Islands“ lebt von der wüstenhaft verhuschten Atmosphäre der kanarischen Insel Fuertevetura und vom gelangweilten Slacker-Charme, den Sam Reilly seinem Tennislehrer verleiht. Irgendwie scheint der Mann wenig Ambitionen zu haben, die über das relaxte Tagespensum hinausgehen. Das wirkt bisweilen leicht frustriert, doch an einer Stelle des Films wiederspricht Tom Anne, als die behauptet, er würde sich auf der Insel verkriechen.
Familienfoto mit Tennislehrer
Und doch lässt sich der freundliche Wahl-Insulaner immer wieder mittragen und treiben ohne viel Eigeninitiative an den Tag zu legen. Als seine Freunde, die eine Kamelfarm betreiben, ihm eröffnen, dass sie wieder zurück nach Casablanca gehen, huscht da schon ein Schatten von Verlust durch Toms Gesicht.
Dann wieder wirkt das britische Paar, das Tom engagiert, mit seinen latent und offen aggressiven Beziehungsproblemen schon bedrohlich für den entspannten Ferientypen Tom. Möglicherweise fragt sich der Tennislehrer ebenso wie das Publikum, was denn Anne von ihm will? Und Gersters (Oh Boy) Film deutet durchaus die Möglichkeit an, dass Tom ungewusst zu Vaterehren gekommen sein könnte. Das Verschwinden des Gatten macht die Situation nicht eben übersichtlicher und „Islands“ surft schon auf der Thrillerwelle, die ein Verbrechen in Betracht zieht.
In solchen Momenten lässt „Islands“ einerseits einen Hauch Patricia Highsmith von Ripleys Gnaden in der Sonne schimmern. Andererseits etwas Mysteriöses aus dem Schatten funkeln, dass etwa „Blow up“ von Michelangelo Antonioni huldigt, mit diffuser Stimmung zwischen Verführung und Verbrechen. „Islands“ weiß auch die exotisch verlebten Ecken und Orte der kanarischen Insel Fuerteventura in Szene zu setzen. Das ist bisweilen schon anzuschauen oder von eigenwilligem Charme.
Am Ende muss das Publikum wohl ein Faible für diese diffuse Unentschlossenheit haben, die Tennis-Tom ebenso wie der Film als Ganzes an den Tag legt. Das ist durchaus charmant und handwerklich sehr überzeugend, mir persönlich aber ehrlich gesagt zu feinstofflich und flüchtig.

Islands
OT: Islands
Genre: Drama
Länge: 120 Minuten, D, 2025
Regie: Jan-Ole Gerster
Schauspiel: Sam Riley, Jack Farthing, Stacy Martin
FSK: ab 6 Jahren
Verleih: Leonine
Kinostart: 08.05.2025
Digital-VÖ: 19.09.2025
DVD- & BD-VÖ: 19.09.2025