Gone Girl – Das perfekte Opfer: Verpuffte Liebe

Spannung von David Fincher im #Sommerkino25: mit „Gone Girl“ von 2014. Drei Jahre nach seiner amerikanischen Adaption von Stieg Larssons Bestseller „Verblendung“ legte Regisseur David Fincher seinen nächsten Thriller vor. „Gone Girl“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Gillian Flynn. Die Autorin besorgt auch gleich das Drehbuch dieses ehelichen Psychodramas, das mit Rosamund Pike und Ben Affleck prominent besetzt ist.

Nick und Amy Dunne hatten ineinander die große Liebe gefunden. Doch jetzt, am fünften Hochzeitstag, ist der Zauber irgendwie verschwunden. Nick (Ben Affleck) besucht seine Bar, die er mit seiner Zwillingsschwester Margo (Carrie Coon) betreibt, schon morgens. Und Amy verschwindet (Rosamund Pike) spurlos. Nick benachrichtigt sofort die Polizei und die stößt in dem Haus der Dunns auch auf Spuren eines Verbrechens.

Doch Amy bleibt unauffindbar. Obwohl Nick als Hauptverdächtiger gilt, beteuert er seine Unschuld. Aber die Beweise gegen ihn verdichten sich. Als die Presse Wind davon bekommt, dass Amy Dunn verschwunden ist, bricht ein medialer Shitstorm über den Gatten herein. Jene Amy, die als lebendes Vorbild für die beliebte Kinderbuchreihe „Amazing Amy“ herhalten musste!

Die Story beginnt an dem Tag, als Amy verschwindet und rollt erst nach und nach Einzelheiten aus der Beziehung von Nick und Amy auf. Gleichzeitig schreiten die polizeilichen Ermittlungen stetig voran und das mediale Echo weitet sich entsprechend aus. Die leitende Ermittlerin Detective Boney (Kim Dickens) weigert sich allerdings recht standhaft der stimmungsmäßigen Vorverurteilung des Ehemanns zu folgen. Jedenfalls solange ihr das Hauptindiz fehlt, die Leiche. Über Monate ziehen sich die Ermittlungen hin. Und auch der Film selbst hat mit 145 Minuten Spielzeit ein recht ausuferndes Format.

„Amazing Amy“ verschwunden

Regisseur Fincher gelingt es trefflich, die Bilder, die die Romanvorlage hervorruft, auf die Leinwand zu bannen. Der Film bleibt dabei allerdings dicht am Original, was wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass die Autorin ihr Werk selbst kinotauglich bearbeitete. „Gone Girl“ ist der dritte Roman von Gillian Flynn und auch die beiden vorangegangenen werden demnächst verfilmt. „Dark Places“ mit Chloe Grace Moretz und Charlize Theron wird sogar schon Ende des Jahres im Skandinavien zu sehen sein.

Aber zurück zu „Gone Girl“. Finchers Thriller ist mehr Ehedrama als kriminalistische Hochspannung. Der geschulte Kriminalist erkennt schnell, welchen Dreh die Handlung bekommen wird. Interessanter sind da schon die Szenen einer Ehe, die jeweils von Amys oder Nicks Standpunkt und Erinnerung aus präsentiert werden. Und die daraus resultierende Differenz beeinflusst dann auch die Wahrnehmung von Amys Verschwinden.

Bestseller-Verfilmung nach Gillian Flynn

„Gone Girl“ ist in allen Belangen solide, aber in keiner Beziehung herausragend. Als Filmmacher scheint David Fincher nach „Benjamin Button“ ein wenig bequem geworden zu sein. Er greift populäre Themen auf und setzt sie schnörkellos um. „Vergebung“ noch einmal beinahe originalgetreu zu interpretieren, erschließt sich nur, wenn man den amerikanischen Filmmarkt betrachtet. Und auch „Gone Girl“ ist dramaturgisch im Grunde ausformuliert und muss „nur noch“ abgelichtet werden. Dabei kommen Fincher-typische Polizistenfiguren zum Einsatz, die mit übergroßen Coffee-To-Go-Bechern ausgestattet höchst rational zu Werke gehen. Auch bei der Filmmusik setzt Fincher auf Bewährtes und lässt erneut Nine Inch Nails Mann Trent Reznor und Atticus Ross, die für „The Social Network“ einen Oscar gewannen, die Szenerien untermalen.

Ben Affleck und vor allem Rosamund Pike können den Film durchaus tragen und auch die übrigen Rollen sind gut besetzt. Das lässt aber nicht darüber hinwegsehen, dass „Gone Girl“ deutlich zu lang ausgefallen ist. Auch der Umgang mit gesellschaftskritischen Themen wie den Medien, Amys instrumentalisierte Kindheit oder auch Ansätzen von Reflexion über Frauenrollen bleibt vergleichsweise oberflächlich. Und irgendwie so typisch amerikanisch wie man das schon häufiger gesehen und gelesen hat.

Am Ende zieht der Thriller „Gone Girl“ seinen Reiz vor allem aus dem gelungen Sezieren des Niedergangs einer Beziehung. Das ist vorlagentreu und durchaus unterhaltsam umgesetzt, aber so ganz zu fesseln weiß der Thriller nicht immer. Von „Sieben“, „Fight Club“ oder „Zodiac“ ist „Gone Girl“ aber meilenweit entfernt.

Bewertung: 5 von 10.

Gone Girl – Das perfekte Opfer
OT: Gone Girl
Genre: Thriller
Länge: 149 Minuten, USA, 2014
Regie: David Fincher
Vorlage: Roman „Gone Girl“ von Gillian Flynn (auch Drehbuch)
Schauspiel: Rosamunde Pike, Kim Dickens, Ben Affleck,
FSK: ab 16 Jahren
Verleih: Disney, Leonine
Kinostart: 25.09.2014
DVD- & BD-VÖ: 05.02.2015

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