Was uns verbindet: Mehr als nur Nachbarschaft

Wenn das Leben seine Bedrohlichkeit erahnen lässt, ist es gut, wenn verlässliche und mitfühlende Menschen um einen herum sind. So auch Buchhändlerin Sandra, die auf einmal Bestandteil einer Wahl-Familie wird. „Was uns verbindet“ kommt im Alamode Verleih am 07. August 2025 ins Kino.

Es klingelt sehr früh morgens an der Wohnungstür von Sandra (Valeria Bruni Tedesci). Ihre hochschwangere Nachbarin steht da mit geplatzter Fruchtblase und bittet Sandra auf den jungen Elliot (César Botti) aufzupassen. Sie habe sonst niemanden erreicht. Die Entbindung kann nicht mehr lange dauern. Alex (Pio Marmaï) hole den Jungen dann später wieder ab.

Die alleinstehende Buchhändlerin in den 50ern weiß mit Kindern wenig anzufangen und sagt Elliot er solle sich selbst beschäftigen. Doch dann kommt doch keiner um den Jungen abzuholen und Sandra nimmt Elliot mit in ihre Buchhandlung. Ihre Schwester kommt vorbei, die hat Kinder und nimmt den Jungen erstmal mit.

Lucilles erste Monate

Am Abend kommt Alex vollkommen aufgelöst zurück, seine Frau ist bei der Entbindung gestorben. Das Kind, ein Mädchen namens Lucille, ist wohlauf. Sandra bietet Alex in den kommenden Tagen Unterstützung an und Elliot hat die eigensinnige Nachbarin ins Herz geschlossen. Statt den bevölkerten Trubel der Trauer auszuhalten, flüchtet er in Sandras stille Wohnung.

Es dauert seine Zeit bis sich Alex der Situation stellen kann. David (Raphaël Quenard) ist Elliots leiblicher Vater und nimmt den Jungen zu sich. Doch so ganz glücklich scheint niemand mit dem Arrangement. Und auch mit dem Baby Lucille ist Alex noch überfordert. Zwischendurch lernt er im Krankenhaus die quirlige Kinderärztin Emilia (Vimala Pons) kennen. Und Sandra versucht zu ihrem Alltag zurückzukehren.

Die Lebensphasen der neu geborenen Lucille bestimmen den Rhythmus dieses tragikomischen Dramas von Filmmacherin Carine Tardieu („Im Herzen jung“). Dabei ist die junge Dame selten genug überhaupt zu sehen. Denn im Grunde ist es die alleinstehende selbstbewusste Sandra, die im Mittelpunkt des Films steht.

Für sich selbst hat sie eine Familie und die gesellschaftlich vorgesehene Rolle der Frau aus feministischer Überzeugung abgelehnt, wenngleich ihr die eigene Mutter und auch die Schwester mit ihren Kindern beweisen, dass auch Familie emanzipiert gelebt werden kann. Nein, Sandra hat gerne Raum für sich. Und dann steht da dieser neugierige Junge und stellt ungeniert fest, dass Sandra von Jungs keine Ahnung hat.

Geburtstage

Auch sonst ist die Buchhändlerin fasziniert von den neuen Perspektiven, neuen Bekanntschaften und Lebenssituationen, an denen sie durch den Tod von Lucilles Mutter teilhat. Nachbar Alex hat zwar einen großen und netten Familien- und Bekanntenkreis, aber in seiner Trauer scheint das eher hinderlich. Auch er wendet sich an Sandra. Und die kann bisweilen Trost und Rat spenden.

Das französische Kino kommt immer wieder mit großartigen Ensemblefilmen ums Eck, die mit herzerfrischendem Realismus das Leben in all seinen Facetten abzubilden versuchen. „Was uns verbindet“ erzählt nach einem Roman von Alice Ferney, der hierzulande nicht erschienen ist. Dabei ist um die hinreißend offenherzig aufspielende Valeria Bruni Tedeschi („Die Unglücklichen“) ein kleiner Mikrokosmos entstanden, der charmant und mitfühlend vieles auslotet, was das Leben so ausmacht. Das ist schon sehr charmant und zu Herzen gehend.

„Was uns verbindet“ ist ein großer Film über die kleinen Momente angesichts der Herausforderungen des Lebens. So nah Leben und Tod beieinander sind, so wichtig scheint es die Zeit dazwischen mit bereichernden Begegnungen und wohliger Zugehörigkeit (zu was und wem auch immer) zu füllen.

Bewertung: 8 von 10.

Was uns verbindet
OT: L’attachment
Genre: Drama,
Länge: 106 Minuten, F, 2024
Regie: Carine Tardieu
Vorlage: „L’Intimite“ von Alice Ferney
Schauspiel: Valeria Bruni Tedechi, César Botti, Pio Marmaï
FSK: ab 12 Jahren
Verleih: Alamode Film
Kinostart: 07.08.2025

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