Thunderbolts*: Schätze im Tresor

Ja, ich weiß, dass „Thunderbolts*“ schon fast nicht mehr im Kino läuft. Wen schert’s? Wenn sich das Marvel Cinematic Universe (MCU) mit seinem 36. Film und dem Abschluss der „Phase 5“ merklich wieder erholt, kann das Fanherz auch schon mal wieder hüpfen; so wie Yelena sich spektakulär in die Tiefe stürzt. Die „Thunderbolts*“ mit dem Asterisk sind, platt formuliert, Marvels „Suicide Squad“ oder auch die Truppe, die einspringen muss, wenn keine „richtigen“ Superhelden mehr da sind. Ab dem 1.Mai 2025 sind die „Thunderbolts“ im Kino zu sehen.

Yelena Belova (Florence Pugh) wurde wie ihre Schwester „Black Widow“ Natasha Romanova im legendären Red Room der Sowjetunion ausgebildet. Nun, nachdem Thanos die Hälfte der Menschheit ausgelöscht hat, vermisst sie ihre gerade erst wiedergefundene Schwester und langweilt sich in ihrem Job als Frau fürs Grobe. Ihre Chefin Contessa Valentina Allegra de la Fontaine (Julia Louis-Dreyfus) leitet die CIA und ist Oxcorp-Aufsichtsrätin, hat aber auch inoffizielle Agent:innenwie Yelena am Start.

Aktuell steht der toughen Lady gerade ein Untersuchungsausschuss ins Haus. Und als Yelena kündigen will, kriegt die Agentin noch einen letzten Auftrag. In der Wüste von Utah befindet sich ein Hochsicherheits-Lager des „Sentry“-Projekts. Yelena soll dort einen Einbruch verhindert.

Limousinen-Service

Doch wie sich herausstellt, sind auch die anderen „Einbrecher“ hergeschickt worden, um den Inhalt des Tresors zu schützen. So sollen sich „U.S. Agent“ John Walker (Wyatt Russel), Ghost Ava Starr (Hanna John-Camen) und Taskmaster Antonia Dreykov (Olga Kurylenko) gegenseitig aus dem Weg räumen. Und dann hängt da noch der verstörte Bob (Lewis Pullman) herum und weiß nicht, was er hier macht.

Tatsächlich raufen sich die Außenseiter:innen und ehemaligen Gauner aus der Falle raus und gegen ihre Ex-Chefin zusammen. Sie bekommen noch Unterstützung von „Red Guardian“ Alexei Shostakov (David Harbor) und „Winter Soldier“ Bucky Barnes (Sebastian Stan), der als Kongressabgeordneter hinter de Fontaine her ist. Doch bevor die „Thunderbolts*“ die Contessa zu fassen bekommen, stellt sich Bob als massive Bedrohung für die Erde heraus, denn er ist eines der gelungenen Menschenexperimente der Ox-Corp. Die Menschheit braucht wieder ein Heldenteam, nachdem die Fantastischen Vier und die Avengers nicht mehr da sind.

Heldentum als höchste Bestimmung

„Thunderbolts*“ benannt nach einer erfolglosen Soccer-Mannschaft in der Jugendliga fühlen nicht nur eine innere Leere, weil ihnen eine sinnvolle Aufgabe fehlt, sondern auch, weil Sentry einen „Void“, eine Leere“ hervorruft, der Menschen und Dinge verschlingt. Die „Thunderbolts*“ sind Marvels Antihelden, ähnlich der „Suicide Squad“ bei DC. Allerdings funktioniert dieses filmische Team-Building weitaus besser als der erste „Suicide Squad“.

In gewisser Weise knüpft Jake Schreiers („Robot & Frank“) fantastischer Actioner an den „Black Widow“-Film an, der zu Covid-19-Zeiten direkt bei Disney Plus erschien. Daher sind die Charaktere Yelena Belova, Red Guardian und auch Taskmaster bereits bekannt und sorgen so dafür, dass sich eine neue Heldentruppe formieren kann. Was das Asterisk genannte * am Namen der eigenwilligen Heldentruppe soll, ist inzwischen zwar weitgehend bekannt, wird hier aber nicht weiter ausgeführt.

Die Leere und die Märchen

„Thunderbolts*“ ist ein gelungener und unterhaltsamer Superhelden-Actioner, auch und gerade, weil sich der Blockbuster Zeit nimmt, seine Charaktere mit Schwächen und Stärken vorzustellen. Mit Florence Pugh als Yelena Belova und David Harbor als Red Guardian hat die neue Truppe eine charismatische und emotionale Mitte gefunden, die für gute und auch humorvolle und selbstironische Unterhaltung sorgt.

Das war im MCU lange nicht mehr zu sehen. Mit Ausnahme der „Deadpool“-Filme, die schon außer Konkurrenz laufen. Anders als bei den „New Mutants“, deren Potential ich durchaus zu schätzen wusste, setzt „Thunderbolts“ wieder auf handgemachte Action und spektakuläre Kulissen. Das ist schon ein Genuss auf großer Leinwand.

In der Comic-Historie sind die „Thunderbolts“ in den 1990ern bei Marvel aufgetaucht und waren tatsächlich auch eine Schurkentruppe, die eine Heldenlücke ausnutzen wollten. Die Film-Thunderbolts sind „nur“ die aktuelle Inkarnation der eigenwilligen Helden-Truppe. Bei Panini Comics sind zum Filmstart der „Thunderbolts*“ einige deutschsprachige Marvel-Comics erschienen, die auf diesen Seiten zum Teil vorgestellt werden. So etwa der „Sentry“-Sammelband, die Thunderbolts“-Anthologie und die aktuellste „Thunderbolts“-Serie „Das Böse im Visier“. Aber das mag jede:r Comic Interessierte selbst lesen.

Nachdem das MCU in der „Phase 5“ weitgehend schwächelte, bringen die „Thunderbolts“ neuen Schwung in die Superhelden-Abenteuer. Hier ist nicht alles neu, was glänzt, aber die Truppe überzeugt. Und die „Thunderbolts*“ haben mit Florence Pugh eine großartige Darstellerin und Yelena Belova eine kraftvoll und charismatisch in Szene gesetzte neue Heldin am Start. Da geht noch was. Und da kommt auch was zurück.

Bewertung: 8 von 10.

Thunderbolts*
OT: Thunderbolts*
Genre: Superhelden, Fantasy,
Länge: 127 Minuten, USA, 2025
Regie: Jake Schrader
Schauspiel: Florence, Pugh, David Harbor, Sebastian Stan
FSK: ab 12 Jahren
Verleih: Disney
Kinostart: 01.05.2025

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