Wie sehr „Harry Potter“-Fans 2016 auf den Kinostart von „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ gewartet haben, ist kaum zu ermessen. Man durfte allerdings darauf wetten, dass die Geschichte des Magizoologen Newt Scamander weltweit der Weihnachtsblockbuster des Jahres werden würde. J.K. Rowling, Autorin der „Harry Potter“-Reihe, beweist sich jedenfalls als sehr gute Drehbuchautorin und die „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ ist ein opulentes Abenteuer aus der Welt des „Harry Potter“-Universums geworden. hier die Film Vorstellung zum Kinostart.
Im Jahr 1926 reist der Magizoologe Newt Scamander (Eddie Redmayne) mit einem kleinen Koffer nach New York. Der englische Zauberer hätte keinen schlechteren Zeitpunkt wählen können, denn die Stadt wird gerade von einer Welle mysteriöser Zerstörungen heimgesucht. Und während die MACUSA, der vor den Menschen verborgene Magische Kongress der USA, versucht im Hintergrund die Geschehnisse aufzuklären, sehen andere, wie die „Glaubensgemeinschaft der Zweiten Salemer“, Hexerei am Werk und fordern wie einst in Neuengland Hexenprozesse.
Ausgerechnet bei so einer Kundgebung entfleucht Scamander ein neugieriges magisches Wesen aus dem Koffer und sorgt für einige Verwirrung. Der magische Zoologe versucht das Wesen wieder einzufangen. Dabei kommt ihm nicht nur die amerikanische Hexe Porpentina „Tina“ Goldstein (Katherine Waterston) auf die Schliche, sondern der Magier vertauscht auch noch den Koffer mit dem „No-Maj“, also einem gewöhnlichen Menschen, Jakob Kowalski (Dan Vogler). Der wollte eigentlich nur einen Kredit für seine geplante Bäckerei aufnehmen.
Ausgebüxte Wildtiere
Doch obwohl Tina Goldstein der Ermittlungseinheit der MACUSA den unerlaubten englischen Magier präsentiert, wird sie von der magischen Präsidentin Seraphina Picquerie (Carmen Ejogo) abgekanzelt und weggeschickt, weil Percival Graves (Colin Ferrell), der Chef des magischen Sicherheitsdienstes gerade über die Verwüstungen in der Stadt Bericht erstattet. Auf sich gestellt, beschließt Tina nun Newt Scamander zumindest zu helfen, die aus dem Koffer ausgerissenen magischen Tiere wieder einzufangen. Dabei stellt sich nicht nur der No-Maj Jakob als erstaunlich hilfreich heraus, sondern auch Tinas Schwester Queenie (Alison Sudol). Doch auch die bösen Mächte schlafen nicht.
Man hat Großes, Episches und humorvoll Verzaubertes wünschen können, als bekannt wurde, dass „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ für die Leinwand adaptiert werden würde. Und die hohen Erwartungen werden in so ziemlich jeder Hinsicht erfüllt. Für alle, die nun überhaupt nicht wissen, worum es sich dabei handelt, hier ein kurzer Abriss:
In den „Harry Potter“-Büchern der Autorin J.K. Rowling wird als Standardlektüre für Zauberlehrlinge ein magisches Lehrbuch mit dem Titel „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ erwähnt, dass ein Zauberer namens Newt Scamander verfasst hat. Im Jahr 201 veröffentlichte Rowling dieses 64-seitige Büchlein tatsächlich als kleine Ergänzung der „Harry Potter“-Reihe.
Forschungsreisen und Herzensangelegenheiten
Und nun kommt unter genau diesem Titel ein Abenteuer des Zauberers Newt Scamander in die Kinos. Der hat das Lehrbuch 1926 noch nicht verfasst, sondern befindet sich noch auf Forschungsreisen. So gesehen sind Scamanders Abenteuer als Film so spannend, weil es eben anders als bei „Harry Potter“ keine literarische Vorlage gibt. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Und J. K. Rowling, ließ es sich nicht nehmen, das Drehbuch zu verfassen. Ansonsten sind hinter den Kameras viele der üblichen, erfolgreichen Verdächtigen der „Harry Potter“ –Filme versammelt und sorgen dafür, dass sich Fans des Zauberlehrlings auch in Newt Scamanders Welt wohlfühlen. Die Regie übernahm David Yates, Macher der letzten vier „Harry Potter“-Filme.
Dabei ist „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ alles andere als ein Rip-off der erfolgreichen Saga von J.K. Rowling, sondern hat durchaus sehr viel Eigenständigkeit zu bieten. Visuell, also in Hinblick auf die Effekte und den Look, ist durchaus eine Kontinuität zu „Harry Potter“ festzustellen. Eddie Redmayne gibt dem Helden Newt Scamander aber eine gänzliche andere Ausprägung.
Obwohl der Charakter bereits Anfang Zwanzig ist, wohnt dem Magizoologen eine verträumte Kindlichkeit inne, die auch ein jüngeres Publikum anspricht. Und selbstredend kann der Zauberer seine Abenteuer nicht ohne Freunde bestehen und das Quartett im Zentrum von „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ überzeugt. Und in unaufgeregter Weise werden auch Themen wie Artenschutz, Toleranz und Umgang mit der Angst in dies Geschichte eingearbeitet.
Mit kindlicher Neugier in die Welt schauen
Die Story sorgt mit verschwundenen bösen Magier Grindelwold für eine übergeordnete Bedrohung, die ganz solide als Roter Faden der auf fünf Filme ausgelegten Reihe funktioniert kann. Dabei geht es vorrangig zunächst darum, diese spezielle Bedrohung der Stadt New York abzuwenden. Das ist spannend inszeniert und mit vielen actionreichen Sequenzen versehen. Insgesamt wirkt der Film allerdings ein wenig dunkel, was auch an der 2D-Projektion gelegen haben mag, und in 3D voraussichtlich weniger ins Gewicht fällt.
Eine wahrlich hinreißende Zauberkiste ist Newt Scamanders abgenutzter Koffer, in dem sich ein fantastisches Sammelsurium von magischen Wesen befindet. Magie überwindet schließlich auch die Größendimensionen und so ist der Koffer auch eine Art riesiger Zoo, in dem Newt die Wesen gepflegt und hätschelt. Hier laufen die CGI-Experten zu kreativer Hochform auf und präsentieren eine unglaubliche Vielzahl an sehr gelungenen imaginären Wesen. Eines davon, hat eine elsternhafte Vorliebe für alles glitzernde und sorgt im Filmverlauf für so manche sehr witzige Verfolgungsjagd.
Nicht nur für „Harry Potter“-Fans ist „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ ein wunderbares magisches Filmabenteuer. Der Film funktioniert auch ohne jegliches Vorwissen und besitzt so viel Eigenständigkeit, dass jeder wunderbar unterhalten wird, der sein inneres Kind und die Faszination für Fantastisches noch nicht verloren hat.
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
OT: Fantastic Beasts and Where to Find Them
Genre: Fantasy
Länge: 133 Minuten, GB/USA, 2016
Regie: David Yates
Drehbuch: J.K. Rowling
Schauspiel: Eddie Redmayne, Katherine Waterston, Dan Fogler, Colin Farrell,
FSK-Altersfreigabe: ab 6 Jahren
Verleih: Warner
Kinostart: 17.11.2016
DVD- & BD-VÖ: 06.04.2017