Der „Amateur“-Kinostart vergangenen Woche hat mich im Archiv wühlen lassen und ich bin über „American Assassin“ von 2017 gestolpert. Wpohl wegen des Rachemotivs. Der handfeste Action-Film „American Assassin“ steht ganz in der Tradition von Haudegen aus den 1980er Jahren, die bei aller Keilerei auch immer noch einen patriotischen Auftrag zu erfüllen hatten. Regisseur Michael Cuesta kann die Thriller-Vorlage von Vince Flynn zwar mit viel Tempo umsetzen, aber ein herausragender Thriller ist „American Assassin“ nicht geworden.
Traumatisiert von einem Islamisten-Attentat hat sich der junge Amerikaner Mitch Rapp (Dylan O’Brien) einen Rachefeldzug in den Kopf gesetzt. Ganz auf sich gestellt gelingt es ihm, in eine islamische Terrorzelle aufgenommen zu werden. Rapps Bemühungen sind dem amerikanischen Geheimdienst allerdings nicht verbborgen geblieben und so bietet die Vizedirektorin der C.I.A. Irene Kennedy (Sanaa Lathan) dem jungen Hitzkopf eine Ausbildung bei einer sehr geheimen Spezialeinheit an.
Ausbilder Stan Hurley (Michael Keaton) ist davon überhaupt nicht begeistert, doch Kennedy besteht auf der Teilnahme des jungen Mannes. Mitch Rapp ist ein herausragender Rekrut, aber er hat ein Disziplinproblem. Immer wieder kann er seine Rachegelüste nicht beherrschen und handelt gegen ausdrückliche Befehle auf eigene Faust.
Liebe als Terror-Opfer
Als aus einem russischen Atomkraftwerk waffenfähiges Plutonium verschwindet und auf dem Schwarzmarkt in den Händen eines ehemaligen amerikanischen Agenten (Taylor Kitsch), der für tot gehalten wurde, auftaucht, müssen Hurley und seine Männer ran, um zu verhindern, dass jemand eine Atombombe baut. In Istanbul wird das Team noch um die attraktive Agentin Annika (Shiva Negar) verstärkt.
Keine Frage, Regisseur Michael Cuesta („Kill The Messenger“, „Homeland Staffel 2“) und sein Kameramann Enrique Chediak („28 Days Later“, „Maze Runner“, Deepwater Horizon“) lassen dem Zuschauer kaum Zeit, sich zu orientieren. Nach einer Strandszene, von der man als Action-Zuschauer weiß, dass sie für den Helden traumatisch enden wird, macht die Story einfach etliche Monate später weiter, schickt haufenweise Figuren über die Leinwand und es dauert eine ganze Weile, bis man sich da zurecht gefunden hat.
Aber allzu Tiefgründiges sollte man von der Bestseller-Verfilmung nach Vince Flynn nicht erwarten. Die Gefahr droht von Andersgläubigen und den entsprechenden Schurkenstaaten, beziehungsweise aus deren reaktionärer Opposition. Dass dem amerikanischen Geheimdienst auch von islamischen Menschen geholfen wird und die Regierung des Iran mit dem Terrorismus nichts zu tun hat, ist ein perfides Upgrade jener amerikanischen, patriotischen Schwarz-Weiß-Sicht auf die Welt, die schon unter Reagan in den 1980er zu einem Haufen eher stumpfen Action-Filmen geführt hat.
Stereotype Keilerei
Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn sich Dylan O’Brien als Mitch Rapp in allerbester Chuck Norris Manier mit den Islamisten und den Terroristen anlegt. Zwar hat der Agent offiziell keine Lizenz zum Töten, aber sein Vigilantentum lässt sich nicht von Vorschriften bremsen. Für ein kurzatmiges, adrenalin-getränktes Action-Kino ist das genau die richtige Grundlage. Sowohl der eindrucksvoll ausdefinierte Dylan O’Brien („Maze Runner“, Deepwater Horizon“), der etwas vom Draufgänger-Charme eines jungen Mark Wahlberg versprüht, als auch Bösewicht Taylor Kitsch und Bad Ass-Ausbilder Michael Keaton wissen die Steilvorlage zu nutzen und gehen ohne großes Zögern in die Vollen. Daraus entsteht schon auch eine gewisse Faszination.
Wer sich nicht an Action-Stereotypen stört und einfach nur auf schnelle und körperbetonte Action aus ist, der wird mit „American Assassin“ bestens bedient. Das komplett überzogene Ende, das zu allem Überfluss auch noch schlecht aussieht, stört den Gesamteindruck allerdings schon ein wenig.
American Assassin
OT: American Assassin
Genre: Thriller, Action
Länge: 111 Minuten, USA, 2017
Regie: Michael Cuesta
Vorlage: gleichnamiger Roman von Vince Flynn
Schauspiel: Dylan O’Brian, Michael Keaton, Taylor Kitsch
FSK: ab 16 Jahren
Verleih: Stereocanal
Kinostart: 12.10.2017
DVD-& BD-VÖ: 22.02.2018