Justice League: Terraforming mit den Steppenwolf

Aus dem Archiv die Kino-Kritik zu „Justice League“ (2017): Damals hat endlich auch das Leinwand-Universum von DC Comics seine Mega-Heldentruppe in die Kinos gebracht und damit zum Konkurrenten Marvel aufgeschlossen. Nach „Wonder Woman“ im Sommer davor, musst nun die „Justice League“ ran, um die Welt zu retten. Es gab im Vorfeld viel über die Superheldentruppe zu spekulieren und die Entwicklung des fantastischen Actioners hat seine Zeit gebraucht. „Justice League“ ist zwar in Genre-Zusammenhängen erwartungsgemäß ausgefallen, aber ziemlich unterhaltsam geworden und (seinerzeit) einer der besten Filme des DC Extended Universe.

Die Welt trauert noch um Superman (Henry Cavill) der am Ende von „Superman vs Batman“ tatsächlich gestorben ist, da droht schon wieder eine neue Gefahr aus dem All: Batman (Ben Affleck) ist in Gotham hinter fliegenden Hightech-Motten her, die Angst riechen können und bemerkt deren außerirdischen Ursprung. Auch Bruce Waynes Diener Alfred (Jeremy Irons) ist sich sicher: da braut sich etwas zusammen.

Davon künden auch alte Überlieferungen und Prophezeiungen, weshalb die Amazonen-Prinzessin Diana Prince alias Wonder Woman (Gal Gadot) bereits weiß, dass ein Angriff auf die Erde bevorsteht. Der ominöse Steppenwolf (Ciaran Hinds) hat die Erde schon einmal bedroht, um sie mittels Terraforming quasi unbewohnbar zu machen. Seinerzeit konnten die Amazonen, die Bewohner von Atlantis und die Menschen gemeinsam die Angreifer zurückschlagen und die interstellare Macht in drei Kisten verstecken.

Die drei galaktischen Kraftpakete

Hinter genau jenen kosmischen Kraftpaketen ist Steppewolf nun her. Höchste Zeit eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Aber Bruce alias Batman tat sich schon immer schwer mit Teamarbeit. Außerdem sind die Kandidaten für dieses Team zur Verteidigung der Erde nicht eben angetan von der Aussicht gegen Aliens zu kämpfen. „Aquaman“ Arthur Curry (Jason Momoa) ist zu selbstverliebt, um sich auf Batmans Ansinnen einzulassen. Der „Flash“ Barry Allan (Ezra Miller) ist im Grunde noch ein nerdiges Kind, das mit seiner Schnelligkeit vor allem spielt. Und „Cyborg“ Victor Stone (Ray Fisher) hat viel zu sehr mit seiner eigenen Verwandlung zu tun, um sich um andere zu kümmern. Er wurde von seinem Vater, einem Wissenschaftler, nach einem Unfall mit mechanischen und elektronischen Teilen zusammengeflickt wurde.

Die Aussichten für diese „Liga der Gerechtigkeit“ sind also alles andere als rosig. Dramaturgisch und in Bezug auf die Story dieser Superhelden-Truppe war genau das zu erwarten: eine galaktische Bedrohung und eine wackere Schar von Aufrechten im Kampf gegen die Apokalypse. Die Truppe muss sich allerdings erst noch finden und das gelingt in Zack Sniders „Justice League“ erstaunlich unterhaltsam und mit einigen unerwarteten Elementen. Vor allem aber gelingt das in sehr kompakten 120 Filmminuten, weshalb „Justice League“ auch der kürzeste Film des DC Superhelden-Universums ist.

…und weshalb Zack Snider, der bei DC Filmen als Kreativ-Chef agiert, anno 2021 Die „Suicide Squad“ als „The Suicide Squad“ neu-verfilmt und einen vierstündigen Directors Cut zu Justice League veröffentlicht. „Zack Sniders Justice League“ konnte eher Fans als Kritiker begeistern und am auf eine „Serien-Spieldauer“ von 4:02 Stunden. Aber zurück zu JL 2017.

Endfight Megalomanie

Trotz der knackigen Spielzeit läuft alles auf einen finalen Kampf „Gut gegen Böse“ hinaus, der wie in allen Superhelden-Verfilmungen vergleichsweise zu lang ausfällt und als eine CGI-Effektschlacht sondergleichen dargeboten wird. Da unterscheiden sich die „X-Men“ nicht von der „Suicide Squad“ und die „Avengers“ sich nicht von der „Justice League“. Wohl aber unterscheidet sich der Pathos und Humorfaktor in den Marvel- und DC-Franchises.

Regisseur Zack Snyder hat als kreativer Supervisor und auch als Regisseur konsequent seine Vision von der Superheldenwelt bei DC umgesetzt und dafür über diverse Filme hinweg auch ordentlich Kritik einstecken müssen. Nicht zuletzt der Tod von Superman war schon eine verwirrende Inszenierung. In „Justice League“ aber kommt vieles von Snyders Vision endlich stimmig zum Tragen und das liegt eben nicht daran, dass „Avengers“-Regisseur Joss Wheedon nach den Dreharbeiten die Regie übernommen hatte, nachdem sich Snyder wegen einer privaten Tragödie aus dem Projekt zurückgezogen hat

Sondern daran, dass in „Justice League“ viele Stilelemente so in einander greifen wie das seinerzeit in „Watchmen“ der Fall war. Wheedon hat sicherlich auch seinen Part zu „Justice League“ beigetragen und auch die Nachdrehs des offiziell bei „Justice League“ nur als Drehbuch-Autor geführten Filmmachers haben dem Actioner zu etwas mehr Leichtigkeit und Humor verholfen, aber Wheedon ist der visuellen Vision von Snyder in meinen Augen treu geblieben.

Ein schuldgeplagter Batman versucht eine Truppe auf die Beine zu stellen und hat die undankbare Aufgabe, einige neue Charkatere in das Superhelden-Universum einzuführen. Denn sowohl Aquaman als auch Cyborg bekommen ihre Solo-Filme erst noch. Die Einbeziehung der Neuen ist nicht so holzhammerartig wie in David Ayers „Suicide Squad“ aber eben auch nicht sonderlich subtil. Das Team-Building erfolgt wie so vieles in „Justice League“ folgt der Genrelogik und der damit verbundenen Dramaturgie.

Gruppendynamik und Aufgabenverteilung

Das mag man nun nach diversen Superhelden-Epen als ausdefiniert beklagen, aber alle diese Figuren und Charaktere sind seit Jahrzehnten eigene Marken auf dem Comic-Sektor, weswegen die Fan-Erwartungen auch immer wieder dieselben sind. Diese zu bedienen ist – ebenso wie bis zu einem gewissen Grad damit zu spielen – ist integraler Bestandteil des Superhelden-Genres. Und das hat Zack Snyder ebenso verinnerlicht wie Joss Wheedon.

Batman und Wonder Woman sind in „Justice League“ bis zu einem gewissen Zeitpunkt die anführenden Charaktere und ihre Interaktion trägt den Film auch über einige weniger gelungene Episoden hinweg, etwa die Kämpfe der Atlanter und der Amazonen gegen Steppenwolf. Der Superschurke bleibt zwar wie so viele seiner Kollegen etwas blass, aber Ciaran Hinds, der auch in Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ schon mal einen diabolischen Schurken mimte, hält sich wacker.

Ansonsten macht „Justice League“ vieles in gewohnt souveräner Art und Weise. Die von Zack Snyder so geliebte Kombi pathetischer Bilder mit klassischen Rocksongs wird dieses Mal durch ein Cover-Versionen-Upgrade von Leonard Cohens „Everybody Knows“ und eine dampfwalzenartige Variante des Beatles-Songs „Come Together“ aufgepimpt. Und dann wäre da noch die erstaunlich überraschende und gelungene Einleitung des Films, in der ein Schüler-Reporter Superman mit dem Smartphone interviewt. Das Lächeln eines toten Helden begleitet den Zuschauer durch eine ebenso düstere wie actiongeladene Demonstration wuchtiger Bilder.

„Justice League“ ist ein mehr als solider Superhelden-Actioner, der in mehrerer Hinsicht die Erwartungen übertrifft, ohne das Genre neu zu erfinden. Nach „Wonder Woman“ macht DC auch mit dieser Superhelden-Truppe auf der Leinwand wieder ordentlich Boden zur Konkurrenz gut.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Justice League
OT: Justice League
Genre:Fantasy, Superhelden, Action
Länge: 122 Minuten, USA, 2017
Regie: Zack Snider
Schauspiel: Ben Affleck, Jason Momoa, Ray Fisher, Ezra Miller, Gal Gadot,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Warner Bros
Kinostart: 16.11.2017
DVD- &BD-VÖ: 29.03.2018

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