Death By Unga Bunga – Raw Muscular Power: Album Review

Coverwelten: Da versucht ein muskelbepackter Barbar mit reiner Körperkraft der fünfköpfigen Hydra das Leben rauszuhauen. Das Ganze ist in solidem Trash-Comic-Style umgesetzt und gibt schon einen Einblick auf das musikalische Innenleben des Tonträgers. Die norwegischen „Garage Rocker“ Death by Unga Bunga sind mit ihrem 7. Album zurück auf der Bildfläche. Geboten wird allerdings weniger Garage Rock als vielmehr melodischer Punk kalifornischer Prägung beziehungsweise skandinavischer Power Punk.

Wenn sich Musikinteressierte auf Bandcamp umsehen, könnten sie vermuten, Norwegen würde nur aus Hauptstadt Oslo bestehen, oder die skandinavische Metropole habe eine derartige Anziehungskraft, dass alle Bands aus der Provinz wegen der Karrieregelegenheiten umsiedeln. Der schlaffe Wikipedia-Eintrag zur Band verortet das Quintett bei konstanter Besetzung noch in Moss, südlicher am Olsofjord. Aber vielleicht ist das ohnehin nicht von Belang.

Möglicherweise mag aber die kleinstädtische Langeweile dazu beigetragen haben Nintendo zu zocken und sich nach einem Barbaren-Häuptling in „Sonic Boom: Feuer & Eis“ zu benennen. Möglicherweise haben Death by Unga Bunga vom Start weg beabsichtigt, ihre Bandpräsenz derart brachial aufzubauen, dass es kein Morgen gibt. Eben umgehauen von Unga Bunga.

Lasst die Muskeln spielen

Dabei waren auf dem ersten Album von 2010 noch Orgelsounds zu hören, und die Musik war deutlich verspielter und versponnener als auf dem aktuellen Album „Raw Muscular Power“. Spätestens seit dem Vorgänger „Heavy Male Insecurity“, der 2021 in der Covid-19-Pandemie veröffentlicht wurde, stehen die Zeichen beim norwegischen Fünfer auf Angriff. Geboten wird melodischer, einprägsamer, Riff surfender Punk Rock kalifornischer Schule. Oder aber, wie oben angedeutet skandinavischer Powerpop. Da sind die Grenzen fließend und eher zeitlich als räumlich und die Refrains melodisch. Mal mehr, mal weniger Glam Rock und mal mehr mal weniger Retro 80er Hard Rock. Gerne aber mit mehrstimmige Mitgröhlrefrains im Beach Boys Stil.

Wäre ich also schon durch mit dem Review. Oder doch nicht ganz.

Das Album als bevorzugte Veröffentlichungsform für aktuellen musikalischen Inhalt scheint sich jenseits gitarrenorientierte Punk und Rock Zusammenhänge längst überlebt zu haben. Glücklicherweise sind die Zeiten auch vorbei, als CDs mit einer Stunde Spielzeit auf dem Markt kamen, weil der Tonträger es hergibt. Da waren oft genug „Füllsongs“ drauf.

Auf „Raw Muscular Power“ gibt’s immerhin 10 Lieder in 28 Minuten. Das ist im Punk-Kontext voll ok, aber mir ist es etwas zu wenig. Andererseits geht’s ja um Qualität und nicht um Masse. Und auch die kann mich nur bedingt mitreißen. Das ist alles musikalisch fundiert und entwickelt auch Druck, aber ehrlich gefragt: brauche ich ein weiteres kalifornisch sonnig-wolkiges Punk-Album, wenn ich nicht schon Fan von Death by Unga Bunga bin?

Das 10er-Ticket für die Muckibude von Death by Unga Bunga beginnt mit dem Titelstück. Ein melodischer Rocker mit Glam-Anleihen und Turbonegro Vibes. „I’m really Old“ lässt humorig, launig die Gicht vergessen und zu einem klassisch anmutenden Punk-Riff gibt Surf-Impressionen. „Starchild“ mag Kiss Referenzen haben und zieht das Tempo ein bisschen an ohne die Eingängigkeit zu verlieren.

Bei „Therapy“ geht’s wieder flott in die Cali-Punk Ecke und ich bemerke Eigenheiten im Gesangssound, der effektmäßig etwas distanziert scheint. Das mag Methode haben, da es auch in den folgenden Songs häufiger vorkommt. Mir persönlich nimmt das viel von der rohen Kraft, die die Musik vermitteln will. Da kann Gesang, Gebrüll, Gegrowle gerne weitgehend im Vordergrund stattfinden. Aber auch das ist und bleibt Geschmackssache. schließlich ist das hier im weitesten Sinne Punk Rock und kein symphonischer Produzenten-Pop.

Ruf an, wenn du einen Freund brauchst

„Dogs of Hell“ startet mit feinen Drums und Bass und entwickelt eine Tribal Power die nicht ganz so fluffig rüberkommt. „The Recipe“ ist im Albumvergleich sehr heavy, aber mit dem Gesangssound kann ich nix anfangen. „Camouflage“ kramt dann die alten „Europe“-Breite raus, die in meinen Ohren nicht im Unga Unga Punk ankommt.

„Trembling“ ist mir als Lied zu austauschbar und wieder geht der Gesangssound bei mir nicht sehr gut ins Ohr. Hardrock-Elemente wie Twin-Gitarren kann man schon machen, aber der Funke geht nicht über. „I’m Going on Vacation“ ist eine einprägsame Sommerhymne, die auch nicht zu flott ist, damit jeder mitsingen kann. Aaahahahaaa.

„Ring meg hvis du trenger en venn“ lässt mich dann tatsächlich zum Hörer greifen, wie mensch früher so sagte. Die Redewendung haut ja nicht mehr hin, wenn alle mobil telefonieren. Wie auch immer, so geht Schub! Death by Unga Bunga reimen auf norwegisch und drehen gehörig an der Temposchraube. Heavier ist der Sound auch und holt mich damit ab. Ein versöhnlicher Abschluss für ein solides Album mit punkigen Hymnen, die schon großteils gefallen, aber das Rad auch nicht neu erfinden.

Die Hinwendung zu Achtziger-Hard Rock haben Spidergawd auch für sich entdeckt, Kvaelertak wurden irgendwann auch zugängliche und Turbonegro rocken eher down under als in der Bay Area zu skaten. Irgendwo in der norwegischen Gemengelage von hartem Rock tummelt sich auch die Hydra von Death by Unga Bunga und legt ein weiteres gelungenen Album vor. Aber zwingend ist das nicht.

Album-Wertung: [6]

Titel: Raw Muscular Power
Genre: Power-Pop, Retro-Punk
Länge: 10 Songs, 28 Minuten, N, 2025
Interpret: Death By Unga Bunga
Label: Jansen Records
Format: CD, digital, Vinyl,
VÖ: 07. 02.2025

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