13Suns – 13Suns EP: Plattenkritik

Neues Ohrenfutter aus Dresden. Alternative und Indie Rock mit deutlicher Inspiration in den seligen Neunzigern. Ich lass jetzt mal das ganze Promo-Gefasel weg und stelle fest, dass die Band 13SUNS aus Dresden den internationalen Tag der Hausmusik gewählt hat um ihre Debüt EP unters Volk zu bringen. Das Krakenduft Label spendiert den Tonträger und morgen am 23. November 2024 kann die musikinteressierte Jugend sich in der Chemiefabrik davon überzeugen, ob die „Stadtfest Coverband“ auch sauber ist.

Das Konzert ist wohl auf der Webseite der Band angezeigt, deren Copyright angeblich von 1997 stammt, nicht aber beim Bandcamp Auftritt oder gar bei Instagram. Guckst du „Death Punk Night“. Sollte es sich dabei tatsächlich um den ersten Gig der Band handeln, wäre das schon sehr interessant.

Fragt sich allerdings was die „Fünf Herren mittleren Alters“ bislang musikalisch so angestellt haben. Auf jeden Fall zelebrieren sie ihre musikalischen Vorlieben, die definitiv in den Alternative Rock Sounds der Neunziger zu finden sind, nachdem Grunge quasi den Mainstream geknackt hatte und alles was eine verzerrte Gitarre halten konnte bei MTV und Viva in schwerer Umdrehung durchgespült wurde. Ich schweife ab.

„Unter dem Einfluss der Parasiten offenbart sich eine völlig neue phantastische Welt,…“

Was daran liegt, dass die Herren von 13SUNS mit Infos nicht gerade um sich werfen. Und ich geben zu mir ist da zu viel Firlefanz im Mixer. Mensch muss den Bandnamen nicht zusammenscheiben. Der geht möglicherweise auf den Roman „Die 13. Sonne“ des ostdeutschen Autors und Verlegers Rico Erhart Gehrke zurück, der 2022 überraschend verstorben ist. Zumindest würde das die Promo-Anspielungen um Tore zu neuen Galaxien stimmig erscheinen lassen.

Auch finde ich es durchaus machbar Songs in einander übergehen zu lassen, aber wenn nur der wegfliegende Helikopter die akustische Verbindung herstellt, die sich mir musikalisch inhaltlich und oder Soundtechnisch nicht erschließt, scheint mir die editorische Volte überflüssig. Auch finde ich deutsche Songtitel für englische Texte weitestgehend nutzlos. Möglicherweise war das eine Labelvorgabe. Genug geschwafelt.

Auf 13SUNS sind 5 Songs zu hören, die es zusammen auf 23 Minuten Spielzeit bringen. Die Texte erscheinen leicht kryptisch, aber gut zu verstehen und der Gesang ist ausgesprochen variabel. Und los geht’s mit „Notzons Chicken Bar“ einer melodischen Rock Hymne, die mit knackiger Gitarre und guter Melodie zu gefallen weiß. Ich fühle mich nicht nur der Vocals wegen an „Mind Funk“ erinnert, die mit „Sister Blue“ wohl auch mal sowas wie einen Hit hatten, aber vor allem funky heavy stuff gerockt haben. Egal, kennt heute eh keiner mehr. Gegen Ende hätte „Notzons Chicken Bar“ etwas kürzer ausfallen dürfen.

…die sich in anderen, fremdartigen und gefährlichen Gegenwarten befindet.“ (aus Amanzon Text zu „Die 13. Sonne“)

„The Hanauian Bear“ ist ein schwerstampfender Rocker mit melodischem Refrain. Das Riff gefällt durchaus, aber der Song hat mir etwas zu wenig Ausstrahlung. Wer Bär von Hanau googlet stößt auf einen Buchhändler, der irgendwie mit Goethes Bibliothek verbandelt ist. Nu je. Im Letzen Drittel walzt sich die Band noch durch ein Gitarrensolo. Live hat das sicher Potential.

„Alaska“ wurde aufgrund seines Pop-Appeals als erste Video/Single ausgekoppelt und macht Freunde. Ein Kollege fühlte sich an Indie Dancefloor erinnert und ich kann das durchaus bestätigen. Sehr flott und flockig. Mit humorigem Crooning und alles. Aber, auch hier gebe ich zu bedenken, dass die frühen Aufnahmen der Sun Studios (Elvis, Johnny Cash) selten mal die 150 Sekunden gerissen haben. Gleichviel.

Die B-Seite des Vinyls startet mit dem „Doorgunner“ der mehr oder minder nahtlos (sieh oben) in „Der Ganze Schnee verbrennt“ übergeht. „Doorgunner“ wurde jüngst als zweites Video ausgekoppelt und besteht darauf, die Satnta Ann Winde zu reiten. Das ist an sich schon eine Ansage, denn die kalifornischen Fallwinde sind ebenso nervenzerrüttend wie jene, die Tramontana, der an der katalanischen Mittelmeerküste Dali zu seiner surrealen Kunst inspirierte. Hinreißende Uptempo Nummer mit Ohrwurmcharakter.

„Der ganze Schnee verbrennt“ beschließt die EP mit getragenen orchestrierten Tönen und einen ungeahnten Hang zum Rockpathos. Selbstredend muss soviel Gefühl und Gefriffe irgendwo hin und klimaxt furios. Der Rest ist dann Austrotten Lassen bis die Geigen verklingen. Kann man machen, ist aber nicht meine Baustelle. Stadiontauglich unbedingt.

13SUINS aus Dresden liefern mit ihrer gleichnamigen EP eine erste Duftmarke ab (Ja, die Krakenduft Floskel musste raus). Da steckt viel Spaß am Musizieren und viel Potential drin. Nicht alles sitzt so knackig auf den Punkt wie ich das schöner gefunden hätte, aber mit den Inspirationen der dargebotenen Musik bin ich durchaus sozialisiert worden. Allein, was weiß ich, wie die Zielgruppe heute tickt. Leute, geht raus, spielen und unterstützt eure lokalen Matadoren. Wie eingangs erwähnt, „Death Punk Night“ im Chemo, Dresden.

Album-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

13SUNS – 13SUNS
Genre: Alternative Rock, Indie
Länge: 23 Minuten, D, 2024
Interpret: 13SUNS
Format: digital, Vinyl
Label: Krakenduft
Vertrieb: Broken silence Records
VÖ: 22.11.2024

13SUNS bei Bandcamp
Krakenduft
13Suns Webseite
13SUNS bei Insta

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