Konklave: Durch Zweifel zum Glauben

Der Papst ist tot. Es muss ein neuer gewählt werden und Kardinal Lawrence ist für die Organisation und Durchführung der Papstwahl zuständig. Doch gerade als das Konklave beginnt erhält er Nachricht, dass der aussichtsreichste Kandidat nicht geeignet ist. Der deutsche Regisseur Edward Berger inszeniert die packend Thriller-Verfilmung nach Robert Harris stilsicher und mit sehenswerter internationaler Besetzung. Leonine Studios bringt „Konklave“ ab dem 21. November hierzulande in die Kinos.

Die Nachricht vom Tod des Papstes trifft Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) überraschend, obwohl die Gesundheit des Heiligen Vaters angeschlagen war. Am Abend hatte er noch ein Treffen mit Kardinal Trembley (John Lithgow). Lawrence fällt als Kardinaldekan, also als Vorsitzender aller Kardinäle, die Aufgabe zu, die Wahl des Nachfolgers zu organisieren.

Kardinal Bellini (Stanley Tucci) bittet Lawrence vorsichtig zu sein, denn auch in der katholischen Kirche seien machthungrige Männer zu finden. Die Warnung des Papstvertrauten beunruhigt Lawrence weniger als das Gerücht eines Dieners, der behauptet, der verschiedene Papst hätte Trembley exkommunizieren wollen.

Die Kardinäle werden zum Konklave eingeschlossen. Die Wahlgänge finden in der Sixtinischen Kapelle statt und die Kirchenoberen sind von der Außenwelt separiert bis ein neuer Papst gewählt ist. Doch bevor der Ablauf beginnt erscheint noch ein neuer Kardinal zum Konklave. Der Südamerikaner Benitez (Carlos Diehz) war gerade erst zum Kardinal von Afghanistan berufen worden.

Kardinal Lawrence bittet zum Auftakt der Papstwahl redegewandt um Klugheit und Umsicht und wird damit selbst zu einem möglichen Kandidaten. Dabei wird eher eine Richtungsentscheidung zwischen dem erzkonservativen Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto) und dem liberaleren Trembley erwartet. Doch auch der loyale Bellini und der ehrgeizige Afrikaner Adeyemi (Lucian Msamati) gelten als aussichtsreiche Kandidaten. Lawrence ist es derweil eher darum zu tun, irgendwie Trembleys Status zu überprüfen.

„Kein vernünftiger Mensch will auf den Papststuhl.“

Robert Harris 2016 erschienenem gleichnamigem Roman wird nachgesagt, er stelle den Ablauf der Papstwahl sehr authentisch dar. Die Handlung und auch das intrigante Ringen um die Macht sind hingegen frei erfunden. Es mag nicht von der Hand zu weisen zu sein, dass sich auch unter Gottesmännern Ehrgeiz entfaltet und die Auslegung der Religion mag auch zu verschiedensten Diskussionen und Diskursen führen. Belegt ist all das nicht.

Doch was hinter verschlossenen Türen geschieht hat von je her die Neugier der Leute geweckt. Auch und gerade wenn der Zugang zu einer elitären Gruppe so beschränkt ist und so sehr beschützt wird wie die Vorherrschaft der Männer in der katholischen Kirche. Hinreißend genug, das zumindest im Film und dem sehr stimmigen Drehbuch von Peter Straughan („Dame, König, As, Spion“) eine wichtige Rolle für die große Isabella Rosselini vorgesehen war.

Überhaupt macht die namhafte Besetzung einen Gutteil der Faszination von Edward Bergers Film aus. Der von Ralph Fiennes (wie eigentlich immer) präsent dargestellte Lawrence trägt den Film wie die organisatorischen und kriminalistischen Momente auf seinen purpurnen Schultern. Ein wenig mag das an andere klerikale „Ermittler“ erinnern, allen voran William von Baskerville. Doch es sind auch die fundierten Dialoge, die dem Thriller-Drama seine Wirkung verleihen.

„Die gefährlichen Männer sind die, die es doch wollen.“

Ein weiterer nicht weniger wichtiger Aspekt sind die bildgewaltigen Szenen, die Edward Berger und sein Team um den großartigen Kameramann Stéphane Fontaine dem Publikum anbieten. Selbstredend gab es für den Vatikan keine Drehgenehmigung, doch in den römischen Filmstudios der Cinecittà ist die Sixtinische Kapelle nachgebaut worden und auch die Außenaufnahmen sind stilsicher und bildgewaltig umgesetzt. Dabei vermitteln bereits die ehrfurchtgebietenden Gemäuer eine kalte Atmosphäre, die wenige mit friedvoller Kontemplation als mit berechnender Machtgier einhergeht. Bisweilen fühlte ich mich an „La Grande Bellezza“ (2013) von Paolo Sorrentino erinnert.

Übe weite Strecken ist „Konklave“ sehr packend anzusehen und die psychologischen wie politischen Aspekte der Papstwahl werden sehr anschaulich vorgeführt. Doch das Publikum sollte nicht vergessen, dass es sich um eine Thriller-Verfilmung handelt. Insofern werden Leser:innen ohnehin wissen, was Zuschauer:innen zu sehen bekommen, nämlich das die Handlung durch unterschiedliche Elemente auf die Spitze getrieben wird und in ihrer Konsequenz nicht unbedingt glaubhafte, aber eben spektakuläre Auswirkungen zeigt. Das mag mensch als störend empfinden, es schmälert den stilsicheren und packenden Film nur bedingt.

Die Bestseller-Verfilmung „Konklave“ besticht mit einer großartig aufspielenden Besetzung und wunderbaren, emotionskalten Bildern, die ihre eigene einschüchternde monumentale Wucht verströmen. Der Thriller erreicht später einen Punkt, an dem die Ereignisse abstrus werden, das ist der Vorlage geschuldet. Bis dahin gewährt „Konklave“ packende fiktive Einblicke hinter die Kulissen des Vatikan. Das ist schon pompöses Kino.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Konklave
OIT: Conclave
Genre: Drama, Thriller
Länge: 120 Minuten, USA 78 GB, 2024
Regie: Edward Berger
Vorlage: Roman „Conclave“ von Richard Harris (2016)
Schauspiel: Ralph Fiennes, Stanley Tucci, Isabella Rosselini, John Lithgow
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Leonine
Kinostart: 21.11.2024

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