Plötzlich ist alles anders. Die Welt liegt in Schutt und Asche und nur der eigene Apartment-Komplex steht noch. die Überlebenden versuchen ihr Miteinander zu organisieren. In dem mehrfach ausgezeichneten südkoreanischen Katastrophen-Thriller, der für den Auslands-Oscar eingereicht wurde, geht es ebenso bildgewaltig wie archaisch. Die Suche nach einem Miteinander gestaltet sich eigenwillig. Plaion Pictures veröffentlicht des starbesetzten asiatischen Blockbuster am 25. Oktober 2024 als Stream und für das klassische Home-Entertainment.
Die Südkoreanische Hauptstadt und Metropole wird von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht. Beinahe die gesamte Stadt liegt in Trümmern. Eines der Gebäude, die – mehr oder weniger beschadet – noch stehen ist der Hwang-Gung-Apartmentkomplex. Ein Hochhaus mit Eigentumswohnungen. Dort leben auch Myung-Hwa (Park Bo-young) und Ming-Sung (Park Seo-joon).
Das junge Paar nimmt eine ältere Frau und ein Kind bei sich auf. Doch bald kommen immer mehr Überlebende zu dem Apartmentkomplex. Die Wohnungseigentümer treffen sich und beraten darüber, wie es weitergehen soll. Weil Ming-Sung in einer Behörde arbeitet, wird er nach offizieller Richtlinie für den Katastrophenfall gefragt. Davon hat er keine Ahnung, meint aber dass jemand das Sagen haben sollte.
Daraufhin wird der verdiente Nachbar Yeong-Tak (Lee Byung-hun) zum Delegierten gewählt und die Wohnungseigentümer stimmen erst mal darüber ab, wie sie mit den Flüchtlingen umgehen wollen: Vertreiben oder Aufnehmen. Die große Mehrheit ist für Vertreiben.
Es muss doch eine Vorschrift für den Katastrophenfall geben
Nachdem das Gebäude aufgeräumt und soweit möglich repariert wurde, schicken die Hwang-Gung-Bewohner die Leute weg, die hier Zuflucht suchten. Das geht nicht ohne Konflikt. Zunächst läuft die neue Organisation der Gemeinschaft ganz ordentlich, doch sobald die Nahrungsmittel knapp werden, kommt es wieder zu Unstimmigkeiten. Das Komitee zur Verbrechensbekämpfung geht auf Streifzüge durch die Trümmer der Umgebung, um Lebensmittel zu suchen.
Während Ming-Sung sich in der Gemeinschaft engagiert, wachsen bei Myung-Hwa die Zweifel am Vorgehen der Apartment-Eigentümer. Und dann schafft es eine junge Bewohnerin durch die zerstörte Stadt ihren Weg nach Hause, nach Hwang-Gung, zu finden. Die Neue wird trotz ihrer Berechtigung nicht überall gerne gesehen.
„Concrete Utopia“ basiert auf einer extrem beliebten Internet-Comicserie. Yukwaehan Wangtta“ von Kim Sungnyung hat die Idee eines filmischen „Concrete Universe“ befeuert. Concrete ist das englische Wort für Beton. Die Utopie ist also eine gebaute, beziehungsweise ist in mehrerer Hinsicht deutbar. Zum einen mag die vermeintliche erdbebensichere Verheißung des modernen Seoul gemeint sein, die bereits zerstört ist, dann wieder die schützenden Reste der ehemaligen Zivilisation und schließlich auch die Hardliner-Haltung der „Betonköpfe“ in dem Apartmentkomplex.
Tolle Schauwerte und Kulissen
Es gibt in der Film- und Literaturhistorie und auch im asiatischen Kino durchaus packendere dystopische Szenarien, die sich mit der Frage beschäftigen, wie sich eine Ordnung ausbildet, wenn die Gesellschaft in Trümmern liegt. Nicht zuletzt sind William Goldings „Herr der Fliegen“ oder auch George Orwells Parabel „Die Farm der Tiere“ exemplarische Erzählungen zu diesem Thema.
„Concrete Utopia“ entwickelt sich inhaltlich zwar relativ absehbar, hat aber mit dem jungen Paar einen stimmigen emotionalen Mittelpunkt. Der wird immer wieder bereichert und abgewandelt durch die einzelnen „Episoden“ beziehungsweise Themenkomplexe des Überlebenskampfes nach der Katastrophe. Da gibt es durchaus packende Aspekte und die Gemeinschaftsdynamik verändert sich immer wieder. Nun verhalten sich Koreaner nicht so extrovertiert wie Westeuropäer oder Amerikaner und das Publikum muss sich ein wenig an die nuancierte und angedeutete Stimmung gewöhnen.
Ein nicht minder wichtiger Aspekt in einen Sci-Fi Katastrophen-Thriller ist die Optik des Szenarios. „Concrete Utopia“ punktet mit überzeugenden Kulissen einer Häuserruine, die noch halbwegs intakt ist und mit einem Ruinenschick des umliegenden Geländes. Hinzu kommt eine stimmige und aufwändige Computeranimierte Kulisse, die „Conrete Utopia“ zu einem ziemlich sehenswerten Film macht.
„Concrete Utopia“ ist eine Dystopie mit starken Schauwerten. Die können auch mal über das gelegentlich fehlende Spannungsmomentum hinweghelfen, denn psychologisch ist die Verfilmung eines Webcomics sehr gelungen und zeigt viele Facetten des Überlebenskampfes und der menschlichen Natur.
Film-Wertung: (7 / 10)
Concrete Utopia – Der Letzte Aufstand
OT: Konkeuriteu yutopia, 콘크리트 유토피아
Genre: Sci-Fi, Katastrophenfilm,
Länge: 130 Minuten, ROK, 2023
Regie: Tae-hwa Eom
Vorlage: Webcomic „Yukwaehan Wangtta“ (유쾌한 왕따) von Kim Sungnyung
Schauspiel: Park Seo-joon, Lee Byung-hun, Park Bo-young
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Plaion Pictures
Digital- & DVD- & BD-VÖ: 25.10.2024