Musikinteressierten muss die Berliner Band Element of Crime nicht groß vorgestellt werden, immerhin bereichert sie seit fast 40 Jahren die deutsche Musikszene. Der Schauspieler und Regisseur Charly Hübner ist Langzeitfan und wurde von der Band gefragt, ob er nicht einen Film über sie machen würde, während die Band 2023 an fünf Tagen, an fünf Locations in Berlin Konzerte gibt. Herausgekommen ist „Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“, der von DCM als Leinwand-Event am 1. Oktober 2024 bundesweit in die Kinos gebracht wird. Anschließend ist der Film ab 3.10. noch in ausgewählten Kinos zu sehen.
Es beginnt mit Sven Regners Ansage zum Auftakt des ersten Gigs, dass die Leute im Publikum sich nicht wundern sollen, wenn da jemand mit ner Kamera durch will. Die Band habe Charly Hübner gefragt, ob er einen Film über sie machen würde. „Und da seid ihr jetzt auch alle drauf“. Und es endet mit dem abschließenden, titelgebenden Lied, das die Band beim letzten Konzert in die laue Spandauer Sommernacht entlässt.
Ich wäre gerne ein Gummibär
Ein Film also wie ein Konzert. Und dann doch auch Band-Biografie und chronologischer und persönlicher Abriss der wichtigen Stationen. Das müsste an dieser Stelle also nicht referiert werden, weil es ja im Film vorgestellt wird. Also nur kurz. Aktuell und auch schon sehr lange besteht Element of Cime aus den Gründungsmitgliedern Sven Regner als Texter, Sänger, Trompeter und Gitarrespieler, dem Gitarristen und Gründungsmitglied Jakob Ilja und dem Schlagzeuger Richard Pappick, der zwar nicht von Band-Beginn an, aber quasi direkt danach dazugehört. Ergänzt wird die Band bei Live-Auftritten von Ekki Busch, Reiner Theobald, und Basser Markus Runzheimer.
Da gibt’s die gelben und die roten
Das sind alles Vollidioten
Regner und Ilja haben schon zuvor zusammen musikziert, sich 1985 aber entschieden in eine mehr songorientierte Richtung zu gehen. Später dann wurden die englischen Texte gegen deutsche eingetauscht und Sven Regner, der auch Bücher schreibt, gilt als ausdrucksstarker und origineller Texter. Diese sprachliche und musikalische Zugänglichkeit, die fern ab von Schlagerzirkus rockt und auch nicht Teil der Liedermacherei ist, obwohl immer diem Lied verpflichtet, hat zum ausdauernden Erfolg der Band geführt.
Ich hätte tausende Kollegen
Wir müssten uns nicht groß bewegen
So auch diese fünf Konzerte in der ewigen Wahlheimat (West-)Berlin. Die Locations im Dilm (und in der Karriere) steigern sich im Fassungsvermögen, zeigen die Band aber vor allem in unterschiedlichen Atmosphären. Und jedes Mal mit anderen Musiker:innen als Anheizer. Das Sympathische an der Doku ist dann auch, dass diese Acts wie selbstverständlich auch vorgestellt werden und ihre Beziehung zu EoC darlegen. Das manifestiert nicht nur den Einfluss der Band, sondern auch deren gelassenen und unterstützenden Umgang mit jüngeren Künstler:innen.
Und würden doch auf großer Fahrt
Die Welt bereisen bis sie
Charly Hübner ist eigentlich Schauspieler (Polizeiruf 110 Rostock, „Mittagstunde“, „Banklady“) hat aber auch schon mal hinter der Kamera gestanden: bei der Feine Sahne Fischfilet-Doku „Wildes Herz“ und bei der Komödie „Sophie, der Tod und ich“. Und Hübner mag Musik, das merk mensch an seinen filmischen Umgang damit.
Uns verspeisen und erspart
Blieb mir das um die Häuser ziehen
Nicht nur die An- und Abmoderation der Konzerte, die dem Leinwandgeschehen eine formale Klammer und eine Dramaturgie geben, sondern auch das Ausspielen der vorgestellten Lieder, statt sie auszublenden. Da lassen sich freilich über die Tonspur ganz trefflich Archivbilder und Schnipsel kollagieren. Aber auch diese mühselige Editions-Arbeit ist extrem stimmig und sehr nahe an der Band und ihrem Wesen ausgefallen.
Komplettiert wird das Ganze durch Interviewsequenzen mit den drei Elementen des Verbrechens. die sich übrigens nach einem dänischen Thriller von 1984 benannt haben, in dem alle Darsteller Englisch redeten und den keiner der Musiker zuvor gesehen hatte. Oder auch der Hang zur Verwirrung, der EoC auch immer ausmacht. Texter Sven Regner selbst ist immer wieder für launige Sprüche gut. „Der Bassist, was macht der eigentlich?“ Das ist schon sehr unterhaltsam.
Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin
Und trefflicher als Regner seinerzeit im TV bei Alfred Biolek die Hinwendung zur deutschen Sprache kommentierte, kann mensch das nicht tun: „Es ist nichts Vaterländisches daran, eher was Muttersprachliches.“ So redet einer, der beim Komponieren von den Klängen zu den Wörtern und von da aus zu den Texten kommt. „Die Wörter, was bedeuten die eigentlich? Da darf man kein Kontrollfreak sein.“ sind Element of Crime definitiv nicht. Coole Band, schöner Film.
Es hilft, wenn das Publikum mit der Musik von Element of Crime etwas anfangen kann. Aber das ist keinesfalls Voraussetzung um Spaß zu haben und sich zu freuen an dem handwerklich meisterlichen und sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Künstlerporträt. Das Schöne daran ist auch sie zugänglich und uneitel die Band sich gibt und immer auch den anderen Künstler:innen eine Bühne bietet. Das ist schon gut zu wissen und sehr tröstlich – wenn es dunkel und Nacht wird in Berlin.
Film-Wertung: (8 / 10)
Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin
OT: Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin
Genre: Doku, Musik, Biografie
Länge: ca 90 Minuten, D, 2024,
Regie: Charly Hübner
Mitwirkende: Element of Crime et al
FSK: nicht bekannt
Vertrieb: DCM
Event-Kinostart: 01.10.2024
Kinostart (in ausgewählten Kinos): 03.10.2024
offizielle Filmseite mit Kinofinder
Hompage Element of Crime