Sputnik: Die Mauer weggebeamt

Im #Partysommer24 geht es in dieser Woche auf in den Weltraum. Aus dem Archiv: „Sputnik“ von 2013. Mit „Sputnik“ kommt ein Abenteuerfilm für junge Zuschauer in die Kinos, der die Ereignisse der deutschen Wende aus der Sicht eines jungen Mädchens in einem Dorf in der DDR als Hintergrundhandlung verwendet. Frederike will aber eigentlich nur Kosmonautin zu werden. Ein gefälliger Familienfilm.

Demnächst, im November 1989, steht in Malkow das Dorfjubiläum an und am selben Tag zieht die sowjetische Raumstation „Mir“ in ihrem Orbit über das Dorf. Hier lebt Frederike (Flora Thiemann) mit ihrer Familie in beschaulicher Ruhe. Zusammen mit ihren Freunden Fabian (Finn Fiebig) und Jonathan (Lucas Johnannsen) und vor allem mit Onkel Mike (Jakob Matschenz) will Rike eine Funkstation an den Himmel bringen, um eine Grußbotschaft an die russischen Kosmonauten zu senden. Aber das Ballonexperiment klappt nicht so recht und die Bande gerät einmal mehr ins Visier von Dorfpolizist Mauder (Devid Striesow).

Bevor das Unternehmen dann richtig starten kann, wird allerdings Mikes Ausreiseantrag bewilligt und er muss die DDR innerhalb von 24 Stunden verlassen. Rike ist tottraurig und sehr wütend, denn ohne den Kommandanten scheint das Unternehmen nicht zu funktionieren. Aber das clevere Mädchen hat einen Plan: Warum nicht einen Beamer bauen, der Onkel Mike aus Westberlin heimlich wieder zurück nach Malkow holt?

Inzwischen beschließen Frederikes Eltern (Yvonne Catterfeld und Maxim Mehmet) aber ebenfalls, in den Westen zu gehen. Das passt Rike überhaupt nicht. Doch dann kommt alles anders und die Politik holt auch das beschauliche Dorf Malkow ein.

Der Traum Kosmonautin zu werden

„Sputnik“ ist vor allem ein Abenteuerfilm für junge Zuschauer. Dessen Charme wird vorrangig von der Hauptdarstellerin geprägt: Die vorlaute und clevere zehnjährige Rike bewegt sich mit viel Energie und einem viel zu losen Mundwerk durch die Geschichte und das kleine Dorf. Das ist in der Deutschen Demokratischen Republik nicht vorgesehen und so sind es vor allem die Sorge um Rikes Zukunftsaussichten, die ihre Eltern dazu bewegt, ihre Heimat zu verlassen.

Das aufgeweckte Mädchen bekommt das selbstverständlich mit und wehrt sich mit allen Mitteln und einer großen Portion Fantasie. Diese wird von der im Westfernsehen ausgestrahlten Sciene-Fiction Serie „Raumschiff Interspace“ beflügelt; nicht umsonst will Rike einmal Kosmonautin werden.

Regisseur und Drehbuchautor Marcus Dietrich setzt in seinem Spielfilmdebut vor allem auf seine jungen Hauptdarsteller, die als Rasselbande nach klassisch skandinavischem Vorbild durch das Dorf streunen. Das ist bisweilen ein wenig absehbar, aber da „Sputnik“ für junge Zuschauer konzipiert ist, funktioniert die Dramaturgie trotzdem über weite Strecken.

Mit Zeitkolorit und Unterhaltungswert

Dabei gelingt es dem Film die historischen Ereignisse und die Stimmung in der DDR jener Tage, kurz vor der Wende, souverän und auch auf lustige Weise einzubinden. Denn ausgerechnet am Abend als die Grenze geöffnet wird, findet Rikes Beam-Experiment statt. Anschließend glaubt sie, weil die Dorfbewohner im Fernsehen auftauchen und offensichtlich in Berlin sind, versehentlich das ganze Dorf dorthin gebeamt zu haben, statt einfach nur Onkel Mike zurück.

Für ein junges Publikum hat „Sputnik“ einen hohen Unterhaltungsfaktor und bringt so auf leichte, komödiantische und auch nachvollziehbare Weise einen Eindruck davon rüber, wie das Leben und die Stimmung in den Letzten Tagen der DDR waren und was die Menschen bewegt hat. Die Erwachsenenrollen sind auch derart angelegt, dass sie nur Nebenfiguren sind.

Ausnahmen sind dabei Rikes Lieblingsonkel Mike, dessen Abschied sie sehr traurig macht und der Abschnittsbevollmächtigte Mauder, also der Dorfpolizist, der im Film so etwas wie den Bösewicht darstellt. Allzu finster ist Devid Striesows Auslegung der Figur allerdings nicht und fügt sich nahtlos in die komödiantische Ausrichtung des Films ein.

Es gibt sicher origineller inszenierte Geschichten als „Sputnik“, aber handwerklich ist das Abenteuer in den Zeiten der deutschen Wende mehr als solide gefilmt und bezaubert vor allem mit den jungen Darstellern, allen voran Flora Thiemann als kleiner, frecher Wirbelwind Rike. „Sputnik“ ist unterhaltsam und als Kinderkomödie über die deutsche Wiedervereinigung ziemlich stimmig ausgefallen.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Sputnik
OT: Sputnik
Genre: Familienfilm, Abenteuer
Länge: 90 Minuten, D, 2013
Regie: Marcus Dietrich
Darsteller:innen: Flora Thiemann, Yvonne Catterfeld, Devid Striesow
FSK: ab 0 Jahren,
Vertrieb: Mfa, Alive
Kinostart: 24.10.2013
DVD-VÖ: 25.03.2014