Invictus – Unbezwungen: Versöhnung beginnt hier

Heute startet die Fußball-EM. Anlass genug den Blick im #Partysommer24 schweifen zu lassen. Andere Länder haben auch schöne Sportarten. Zum Beispiel Rugby. Mit seinem Film „Invictus – Unbezwungen“ setzte Regie-Altmeister Clint Eastwood nicht nur dem Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela ein filmisches Denkmal, sondern zeigt, nach wahren Begebenheiten, ein Paradebeispiel für die einigende Macht des Sports. „Invictus“ ist dabei weit mehr als nur ein Rugby-Film. Aus dem Archiv.

Als Nelson Mandela (Morgan Freeman) nach 27 Jahren in Haft im Jahr 1990 endlich freigelassen wird, befindet sich Südafrika am Ende der Apartheid, doch das Land ist tief gespalten und verunsichert. Auch als Mandela, inzwischen Friedensnobelpreisträger, 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten gewählt wird, hat sich die Lage im Land kaum gebessert.

Nach dem Wahlsieg erwartet die farbige Bevölkerung nun, dass die weiße Minderheit aus dem Land gejagt wird, wie dies auch in afrikanischen Nachbarstaaten geschehen ist, doch Mandela setzt auf Versöhnung. Aber wie kann es gelingen, Einigkeit in der noch jungen Regenbogennation herzustellen?

Springböcke und Herdenverhalten

Anlässlich eines Rugby-Spiels der südafrikanischen Nationalmannschaft, den Springboks, gegen England, kommt dem Präsidenten die Idee, die anstehende Weltmeisterschaft im eigenen Land zu nutzen, um ein gemeinsames Nationalgefühl herzustellen. Doch Rugby ist in Südafrika ein vornehmlich weißer Nationalsport und den Farbigen sind die Springboks als Symbol des alten Regimes verhasst, außerdem sind die Chancen der Südafrikaner auf dem Weltmeistertitel extrem gering. Mandela bringt Francois Pienaar (Matt Damon), den Kapitän des Rugby-Teams, auf seine Seite und ermutigt ihn, sein Team zu einer erfolgreichen Weltmeisterschaft zu führen.

„Invictus – Unbezwungen“ ist ebenso wenig ein klassischer Sportfilm wie es „Million Dollar Baby“ war. Vielmehr zeigt Eastwood den Friedensnobelpreisträger Mandela als klugen und weitsichtigen Mann, der es versteht die Menschen mit charismatischer Offenheit und Unvoreingenommenheit zu überzeugen. Dabei ist er sich auch nicht zu schade, den Nationalsport bewusst zu instrumentalisieren und als politische Bühne zu nutzen.

Morgan Freeman als Nelson Mandela

Mandela weiß um die Macht des Sports und seine inspirierende Kraft. Mit seiner Zuversicht steckt er auch Francois Pienaar an. Der wird sich der Wichtigkeit der „Mission Titelgewinn“ bewusst und weiß, dass die Springboks in diesen Zeiten mehr sind, als nur ein Rugby-Team. Als Vorbild stellt sich Pienaar den vor ihm liegenden Aufgaben, inklusive der öffentlichen Trainingseinheiten in den schwarzen Townships.

Wie so häufig in Clint Eastwoods Filmen ist es das menschliche Element, das im Vordergrund der Geschichte steht. „Invictus“ ist trotz allen Sports vor allem ein Film über Nelson Mandela in einer prägenden Phase der südafrikanischen Geschichte. Selbst wenn man heute noch weit vom Ideal der Regenbogennation entfernt ist. Dabei braucht Eastwood kaum technische Effekte oder Rückblenden, um die Geschichte des Mannes aufzurollen. Das geschieht fast nebenbei und so fließt „Invictus“ ruhig, stetig und mitreißend wie ein Strom auf dem Weg zum Meer.

Matt Damon als Francois Piunaar

Matt Damon und Morgan Freeman liefern in den Hauptrollen großartige Leistungen ab und sind zurecht für den Oscar nominiert. Doch es ist vor allem Freeman, der den Film trägt und ihm seine altersweise Gelassenheit gibt. Die Politik der Versöhnung verstört viele im Umfeld Mandelas.Doch der Mann hat eine Vision, an der er festhält, und das nimmt man Morgan Freeman in jeder Sekunde ab. Aber das kann man vielleicht erwarten, von jemandem, der sogar schon Gott gespielt hat („Bruce Allmächtig“). Leider verliert die Synchronfassung etwas von der sprachlichen Näherung des Schauspielers an das lebende Vorbild, aber das liegt in der Natur der Sache.

„Invictus“ stimmt hoffnungsfroh und macht Mut – und stimmte zumindest den Fußball begeisterten Europäer auf die kommende Weltmeisterschaft in südafrika ein. Insofern ist „Invictus“ der richtige Film zur richtigen Zeit. Nach den beiden eher finsteren und uramerikanischen Eastwood-Filmen „Der fremde Sohn“ und „Gran Torino“ kommt „Invictus“ eher leichtfüßig daher, zwar auch nicht ganz so eindringlich aber dennoch mehr als sehenswert.
Und wie Mandela das Rugby macht sich auch Clint Eastwood seinen Film zunutze, um eine Botschaft zu verbreiten. Dass es dabei dramaturgisch nicht allzu spannend zugeht, liegt auch am historischen Hintergrund der Rugby-Weltmeisterschaft von 1995.

„Invictus“ ist sehenswertes Kino, auch für Menschen, die mit Rugby nichts am Hut haben. Die Mut machende Botschaft des Films ist universell und jederzeit aktuell. Morgan Freeman liefert eine brillante Personifizierung des Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Invictus -Unbezwungen
OT: Invictus
Genre: Sportfilm, Drama, Biografie
Länge: 128 Minuten, USA, 2009
Regie: Clint Eastwood
Darsteller:innen: Morgan Freeman, Matt Damon
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb:Warner
Kinostart: 18.02.2010
DVD- & BD-VÖ: 18.06.2010