Hai-Alarm am Müggelsee: Bölschefest und kubanische Zuchthaie

Aus dem Archiv an dem Badesee: „Haialarm am Müggelsee von 2013. Der „Sonnenallee“-Regisseur Leander Haußmann und „Herr Lehmann“-Autor Sven Regner hatten zusammen ein neues Projekt umgesetzt: Den Alarmfilm! Das – mehr oder minder – Berliner Lokalkolorit ist der Bezugspunkt für die Kooperation. Eigentlich großartige Voraussetzungen für eine gelungen Komödie…

Der Müggelsee ist der größte der Berliner Seen, seit Friedrichshagen 1920 eingemeindet wurde. Natürlich versteht sich der Friedrichshagener nicht als Berliner. Bürgermeister Müller (Henry Hübchen) weiht voller Stolz eine neue Surfpaddelschule ein (heute sagt mensch Stand up Paddle dazu), als dem Bademeister (Michael Gwisdek) im See die Hand abgebissen wird. Es sieht aus, als wäre es ein Hai gewesen. Die folgende Krisensitzung beschließt zunächst mal, gar nichts zu tun, dann die Situation positiv umzudeuten und muss schließlich notgedrungen einen Hai-Alarm ausrufen, um die Bevölkerung zu schützen und ein Stadtfest ohne absehbares Ende auszurufen.

Haijäger Snake Müller (Uwe Dag Berlin) bearbeitet inzwischen das Haiproblem. Ein Fischereiexperte der Humboldt-Universität (Tom Schilling) funkt allerdings dauernd dazwischen und die Dame vom Städtemarketing (Anna-Maria Hirsch) würde den Hai am liebsten als Maskottchen für Friedrichshagen behalten. Dem Besitzer des Strandbades (Benno Fürmann) passt das allerdings überhaupt nicht. Bliebe immer noch die Frage zu klären, wie denn der Hai überhaupt in den Süßwassersee bei Berlin gelangen konnte? Das weiß der Zuschauer allerdings schon nach wenigen Filmminuten, denn der Rückblick in die 1970er offenbart die Herkunft des Seeungeheuers.

Haie im Karpfenteich

„Hai-Alarm am Müggelsee“ ist deutlich an Steven Spielbergs Klassiker „Der weiße Hai“ (OT: Jaws“) angelehnt und persifliert in seiner Satire auch das Berliner Umfeld der beiden Autoren/ Regisseure/ Darsteller. So ist eine komplett überkandidelte Komödie entstanden, die anfangs ganz originell wirkt. Vor allem Bademeister Gwisdek hat großartige Szenen, wenn er Leute davon abhält, in den Müggelsee zu steigen.

Allerdings wird im Filmverlauf immer stärker klar, dass sich Regner und Haußmann mit diesem öffentlich geförderten Filmprojekt im Wesentlichen selbst bespaßen. Und nach etwa einem Drittel des Films setzt die große Ernüchterung ein. Spätestens wenn Benno Fürmann in einer Krisensitzung ausufernd und vergeblich versucht, eine TV-Kamera zu demolieren, wird offensichtlich, dass die Persiflage den Faden gänzlich verloren hat.

Dass „Hai-Alarm am Müggelsee“ gegen Ende dann doch nochmal die Kurve kriegt, bekommt der Zuschauer kaum noch mit. Die Komödie ist im Wesentlichen deutlich zu harmlos und viel zu gemütlich und betulich ausgefallen ist. Mit solchen Späßen kann man vielleicht ein pubertäres Publikum begeistern. Dabei gibt es genug Potential, das aber komplett und in jeder Hinsicht überreizt wurde: Lokalkolorit, Politikkritik (in Form des Städtemarketings) und Medienschelte und Überzeichnung der Figuren ins komplett Karrikaturhafte sind auf Spielfilmlänge einfach viel zu viel.

„Hai-Alarm am Müggelsee“, die Star gespickte Kooperation von Sven Regner und Leander Haußmann entpuppt sich nach vielversprechendem Auftakt als völlig überspielte Aneinanderreihung lauwarmer Gags. Da wäre ein abkühlendes Bad im Müggelsee angebracht.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

Hai-Alarm am Müggelsee
OT: Hai-Alarm am Müggelsee
Genre: Komödie, Satire
Länge: 99 Minuten, D, 2013
Regie: Leander Hausmann, Sven Regner
Darsteller: Henry Hübchen, Uwe Dag Berlin, Michael Gwisdek,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: X Verleih, Warner,
Kinostart: 14.03.2013
DVD-VÖ: 30.09.2013

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