Perfect Addiction: Revanche um jeden Preis

„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“, besagt eine alte Sportweisheit und auch in der turbulenten Sportromanze „Perfect Addiction“ geht es darum Niederlagen wettzumachen. Die Verfilmung eines weltweiten „Wattpad“-Erfolgs war hierzulande im Frühjahr zu sehen und Constantin bringt den Film nun im Juli 2023 digital und als DVD sowei Blu-ray für das Home-Entertainment auf den Markt. „Perfect Addiction“ richtet sich trotz der Keilereinen vornehmlich an eine junge weibliche Zuschauerschaft.

Die junge Sienna West (Kiana Madeira) finanziert ihr Leben und ihr Studium als Trainerin in einem Kampfsport-Gym. Sie lebt mit ihrer etwas jüngeren Schwester zusammen. Dann lernt sie den kompromisslosen MMA (Mixed Martial Arts) Kämpfer Jax (Matthew Noszka) kennen. Verliebt sich in ihn und wird seine Trainerin. Bis der Champion der illegalen Underground-Kämpfe Sienna ausgerechnet mit der kleinen Schwester betrügt.

Sienna ist am Boden zerstört, hat keine Bleibe mehr und schwört Rache. Da kommt ihr der Gegner, den Jax besiegt hatte, gerade recht. Kayden (Ross Butler) trainiert für ein Revanche-Match, hat aber keine Lust auf eine Trainerin. Schließlich hat Siena doch handfeste Argumente und zieht im Gegenzug erstmal bei Kayden ein.

Das Thema für eine Romanze ist nicht neu. Eine junge Frau ist hin- und hergeworfen zwischen zwei attraktiven Bewerbern. Der eine ist eher verrucht, der andere eher in sich gekehrt. Auch das martialische Umfeld der Ultimate Fighting Championships (UFC) hat sich schon bisweilen in einen Film verirrt. Doch im Grunde genommen ist und bleibt „Perfect Addiction“ eine hyperventilierende Teenie-Romanze, die eher Attitüde und Plattitüden vermittelt als tatsächlich emotional fassbar zu sein.

Hart erarbeitet, aber alles weg

Das ist umso erstaunlicher, da diese Art von Film, die auf literarischen „Wattpad“-Vorlagen basiert, international sehr erfolgreich ist. Die „After“-Filmreihe gehört ebenfalls zu diesem Pop-Phänomen. Es gibt genügend Filme quer durch alle Genres, die Einiges schuldig bleiben. Es gibt genügend Geschichten, die vor allem die Teenager-Sehnsucht und den Wunschtraum einer Autorinnen-Karriere bedienen. Wattpad ist eine Social Media Plattform für Geschichten. Creative Writing Kurs-Formeln lassen grüßen. Dort können Leser:innen und Autor:innen miteinander in Kontakt treten und lebendige Communities aufbauen. So weit so gut.

„Perfect Addiction“ spielt dabei, ähnlich wie „Beautiful Desaster“, der ebenfalls im Frühjahr 2023 in die Kinos kam, mit der körperlichen Nähe von Sex und Ringkampf. Beides bleibt allerdings im Hochglanz fotografierten Filmrahmen stecken. Die Kameraführung ist viel zu sehr mit Gesichtsausdrücken und schnellen Schnitten beschäftigt, um Kampfchoreografien aufzubauen, bei denen es um mehr geht als Hintergrund-Keilereinen für das „emotionale“ Rachedrama der jungen Heldin.

Selbstredend sehen hier alle durchtrainiert und gestylt aus. Aber es mangelt fast klischeehaft an Tiefgang. Es scheint schwer nachvollziehbar, wie die Charaktere überhaupt zu solchen Abziehbildern verkommen können. Die Geschichte selbst ist ohnehin gehaltlos und kaum ernsthaft nachvollziehbar. „Perfekt“ ist an dieser „Abhängigkeit“ nur die selbstbezogene Hochglanz-Optik.

Racheplan oder Wettkampf?

Bei all dem emotional unausgereiften Handeln kommt nie ernsthaft Spannung auf. Da mag es auch an filmischem Handwerk fehlen, um dramaturgische Wirkungstreffer zu setzen. Wirklich bedenklich allerdings ist der Erzähltonfall der Hauptfigur aus dem filmischen Off. Hier wird mit kriegerischen Floskeln um sich geworfen, wie Gangmitglieder anmachen würden oder Söldner in schlechten Kriegsfilmen miteinander labern. „Mit meiner Schwester zu Vögeln ist eine Kriegserklärung!“.

Sowohl Setting als auch Dialoge lassen Sorgfalt vermissen. Kayden beispielsweise macht seit Jahren MMA, trainiert aber nach wie vor jeden Tag. Hat also außer zuviel Adrenalin keinerlei Motivation und Plan aufzubieten, so dass Siena mit der Einführung eines „Ruhetages“ Kompetenz beweisen kann. Auch dass Kayden der Bruder ihres vermeintlich besten Freundes ist, ist nicht nachvollziehbar. Der Gute hat vor ihr ja auch seine homosexuelle Beziehung geheim halten können.

Ein neuer Anfang?

Ähnliches, aber bei weitem nicht so ansatzlos sorglos, kennen Zuschauer:innen beispielsweise von diversen „Tanz“-Filmen, die immerhin mit ihren Choreos auftrumpfen können und dafür nur einen handlungsrahmen benötigen. Analog dazu funktioniert auch das vergleichbar schlicht gehaltenen „männliche“ Genre der „Martial Arts“-Filme, die meisten auch durch ihre Brutalität zu wirken versuchen. „Perfect Addiction“ hingegen wirkt in vielerlei Hinsicht irritierend keimfrei.

Immerhin taucht mit Gymbetreiber und väterlichem Freund Darsteller Manu Bennett ein vermeintlich namhafter Mime auf. Als „Hobbit“-Org Azog und als Zauberer in den „Shannara-Chroniken“ verdiente sich Bennet seine Meriten. Allein es hilft nichts. Julian: „In den Martial Arts geht es darum Körper, Geist und Seele zu verbinden.“ Kayden: „Ich wollte immer Sport studieren.“

…und ich gucke gerne Filme. Auch ein gerüttelt‘ Maß an Trash ist heilsam und unterhaltsam. Allein „Perfect Addiction“ bleibt außer jungen, attraktiven Darstellern alles schuldig, was das Publikum möglicherweise zum Dranbleiben nötigen möchte. Wem das genug ist, oder wer die Art von Literaturverfilmung schätzt, der kann einen Blick riskieren.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

Perfect Addiction
OT: Perfect Addiction
Genre: Romanze, Sport,
Länge: 98 Minuten, USA, 2022
Regie: Castille Landon
Darsteler:innen: Kiana Madeira, Ross Butler, Matthew Noszka
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Constantin Film
Kinostart: 16.02.2023
Digital-VÖ: 20.07.2023
DVD- & BD-VÖ: 20.07.2023