In der britischen Komödie „The Art of Love“ kommt ein ungleiches Paar in die peinliche Situation im Unterhaltungssektor für Erwachsene zusammen arbeiten zu müssen. Wegen des Szenarios auf dem Erotikmarkt hat der Film eine FSK Freigabe ab 16 Jahren, aber inhaltlich wird es eigentlich kaum explizit. Stattdessen ist „The Art of Love“ eine typische und sehr unterhaltsame britische Wohlfühlkomödie. Film Kino Text bringt den Film ab 13. Juli 2023 in die Kinos.
Eva Parker (Alexandra Gilbreath) ist Mitte Fünfzig, kinderlos verheiratet und arbeitet bei den Londoner Verkehrsbetrieben. Während der Covid-Pandemie nimmt sie heimlich einen Nebenjob als Testerin für Sex Spielzeug an. Bei einer Firmenkonferenz wird die brave Hausfrau dann für ihre Testberichte ausgezeichnet, die sich lesen wie Liebeslyrik und sogar zu offiziellen Werbung für die Produkte eingesetzt werden.
Außerdem ausgezeichnet wird Influencer Adam Kowinski (Oliver Walker), der mit Ende Zwanzig als Livestyle, Fitness und „Sex Toy“-Ikone, das Aushängeschild der Firma „The Art of Love“ (die Kunst der Liebe) ist. Einer der Dildos soll sogar nach seinem Gemächt modelliert worden sein.
„Es mag eine Frage des Alters sein, aber ich denke wir haben eine sehr unterschiedliche Vorstellung von Romantik.“ (Eve zu Adam)
Auf der Konferenz kündigt Firmenboss Hector (Kenneth Collard) die Entwicklung eines neuen Liebes-Spielzeugs an. Für dessen Entwicklung muss eine KI (Künstliche Intelligenz) mit Erfahrungen und emotionalen Reaktionen gefüttert werden. Dafür sollen der Toy Boy und die Shakespeare der Erotikbrache sorgen. Die Zusammenarbeit gestaltet sich schwierig. Auch weil Eva zuhause unter der Teilnahmslosigkeit ihres Gatten Ben (Jeremy Swift) leidet und Adam von der neuen Nachbarin Claire (Jasmine Blackborrow) abgelenkt wird.
Der Auftakt von Phillipe Weigels Komödie gestaltet sich arg klischeebehaftet. Die etwas ungelenke und biedere Hausfrau und der Potenzprotz, der auf allen Kanälen Vitalität versprüht, werden arg stereotyp vorgestellt. Dazu sorgen die lockere Unterhaltungsmusik und die Auslieferfahrten der „Art of Love“-Zustellerin durch London gleich für ein munteres Setting.
Ein Klischee enthält immer auch einen großen Teil der Realität und schneller kann man sich nicht in die Geschichte und die Figuren hineinfinden. Doch nach sehr kratzbürstigem Auftakt der Zusammenarbeit, die Adam von Anfang an abzuwimmeln versucht, raufen sich die Tester zusammen, eben auch, weil es ein Job ist, an dem für beide unterschiedliche persönliche Träume hängen.
„Ich hoffe für dich, dass er wenigstens vibriert, wenn er schnarcht.“ (Adam zu Eva)
Selbstverständlich entwickelt sich zwischen Adam und Eva ein freundschaftliches Arbeitsverhältnis. Das führt beide hinaus aus ihrer Alltagsblase, und eine gegenseitige Bereicherung bleibt nicht aus. Ebenso müssen beide aber weiter mit ihrem Lebensentwurf zurechtkommen. Und als sich bei Hektors Suche nach einem Investor für das „Liebes-Spielzeug“ der Zukunft eine unerwartete Wendung auftut, kommt in die Komödie „The Art of Love“ auch noch ein Hauch Technik-und Kulturkritik hinein.
Die Komödie funktioniert vor allem, weil die beiden Hauptdarsteller Alexandra Gilbreath und Oliver Walker ein wahrlich charmantes Miteinander entwickeln. Das zeigt viel Selbstironie und Reflektion über das Leben und die Hoffnungen und hat dabei oft genug den Schalk im Nacken. Das führt zu etlichen sehr unterhaltsamen Szenen und einen beschwingten Kinoabend.
Man kennt das Prinzip der britischen Wohlfühlkomödie, in der es oft um die normalen Leute und ihre Alltagsorgen geht. Oft genug bedarf es da auch schräger Typen. Hier sind Evas Ehemann Ben und Chef Hector die Exoten. Ebenso erstaunlich wie man mit Mitte Fünfzig noch so ein verhuschtes Muttersöhnchen sein kann ist es wie sich der Narzist Hector produziert und seine Angestellten mit philosophischen Zitaten zu großer Produktivität antreibt.
Der Schweizer Regisseur Philippe Weigel kann der Geschichte von Adam und Eva und der Liebe schon ein paar sehenswerte Seiten abgewinnen. Sicher, das komödiantische Rad wird hier ebensowenig neu erfunden wie originelle Romanzen. Dennoch nimmt das Zusammenspiel der Hauptdarsteller zunehmend Fahrt auf und weiß charmant, technikkritisch und lebensklug zu unterhalten. „The Art of Love“ ist empfehlenswerte Unterhaltung und ein Anreiz mal wieder Ausflüge zu machen.
Film-Wertung: (7 / 10)
The Art of Love
OT: The Art of Love
Genre: Komödie,
Länge: 106 Minuten, UK, 2022
Regie: Phillipe Weibel
Darsteller:innen: Alexandra Gilbreath, Jasmine Blackborrow, Oliver Walker
FSK: ab 16 Jahren
Verleih: film kino text
Kinostart: 13.07.2023