Für die Nachwuchsband „DUH“ läuft‘s nicht besonders; und als die erste kleine Tour ansteht, ist die Karre flöten. Freundlicherweise findet sich ein älterer Herr, der die Band in seinem Van fährt. Allerdings hat „Uncle Peckerhead“ ein blutiges Geheimnis, das die Band in diverse Schlammassel bringt. Donau Film bringt den nicht jugendfreien, blutgetränkten Road Movie hierzulande auf DVD und Blu-ray als Home-Entertainment-Premiere heraus.
Judy (Chet Siegel) arbeitet eine Liste ab, um ihren Traum zu verwirklichen: Es als Musikerin zu schaffen! Ihre Band DUH ist ein Punk-Trio, das gerade ein eigenes Demo-Tape aufgenommen hat und zu einer einwöchigen Tour aufbricht. Vorher hat Judy ihren Job in einem Coffee-Shop gekündigt und dem Betreiber der örtlichen Musikhalle das Demo in die Hand gedrückt, in der Hoffnung kurzfristig als Ersatz für eine ausgefallene Vorband einspringen zu können.
Doch als Judy nach Hause kommt, habe es ihre Mitbewohner nicht geschafft, die Bude aufzuräumen und das Zeug zusammenzupacken. Gitarrist Max (Jeff Riddle) fand Putzenso blöde, dass er sich zugedröhnt hat, und Schlagzeugerin Mel (Ruby McCollister) hat in deprimierter Verzweiflung keine Motivation gefunden.
Dusseliger Weise hat nicht nur der Vermieter genug davon hinter der Miete herzulaufen, der Bandbus wird auch gepfändet. In allerbester DIY-Manier (Do it Yourself) bestücken die drei alle Autos der Umgegend mit Flyer, auf der Suche nach einem fahrbaren Untersatz. Auftritt Peckerhead (David Littleton). Ein älterer Herr, der zwar gerade in seinem Van lebt, aber der Band trotzdem anbietet sie zu fahren. Nicht nur das, er will den jungen Leuten auch als Roadie unter die Arme greifen.
Nach dem ersten Gig, der nicht sonderlich gut läuft, offenbart sich Peckerheads Problem: Jede Nacht um Mitternacht verwandelt er sich für dreizehn Minuten in ein zombieartiges Ding, dass Menschen auf bestialische Weise auffrisst. Judy will den Chauffeur umgehend loswerden, aber Punk Band ist immer auch Basisdemokratie und Mel und Max sind von der Effektivität fasziniert, mit der Peckerhead „eine Gage eingetrieben“ hat. Und der nächste Auftritt wartet.
Ich gestehe, ich habe „Uncle Peckerhead“ im amerikanischen Original geschaut, weil mir die deutsche Synchro zu lahm war. Nicht, dass die Sprecher einen schlechten Job machen, aber es geht viel verloren, gerade was den ohnehin reduzierten Tonfall und den Zynismus der Nachwuchspunks angeht. Vor allem aber hat Peckerhead im Original einen hinreißen breiten Akzent, der irgendwo zwischen australischem Englisch und hinterwäldlerischen Südstaaten-Gelaber liegt. In Kombination mit der bissfesten Manie des mittelalten Herrn ist das schon deutlich witziger.
Regisseur Matthew John Lawrence ist auch für das Drehbuch verantwortlich. „Uncle Peckerhead“ ist sein zweiter Spielfilm. Sein jüngster Kurzfilm von 2015 „Larry Gone Demon“ ist als DVD-Extra zu bestaunen. „Peckerhead“ ist ein englischer Ausdruck für eine Spitzhacke, allerdings ist „Pecker“ auch Slangwort für Penis, was den Zombie in der Ausflugsgesellschaft auch zu einem „Schwanzkopp“ macht.
Die Horror-Komödie kommt nicht gerade subtil daher und geht ziemlich schnell aufs grobe Ganze hinsichtlich des Blut-, Eingeweide- und Gemetzelfaktors. Allerdings wissen die Macher, dass das Budget nicht für realistische Effekte reicht, was auch nicht Sinn der Sache wäre. Stattdessen geht es in „Uncle Peckerhead“ gnadenlos überzogen und fast infantil schlotzig zu. Das hat seine Momente, reizt das Stilmittel aber auch zur Genüge aus.
Während „Uncle Peckerhead“ den Spirit der Punk-Szene trifft, auf DIY-Ästhetik setzt und mit Flyern und Kassetten schon fast wieder hipster-retro wirkt, kommt ausgerechnet die Musik in dem Tour-Ambiente deutlich zu kurz. Weder gibt es Bandproben, Soundchecks oder Rehearsals, noch Impressionen der ersten beiden Auftritte. Da geht es ausschließlich um den monströsen Roadie.
Später dann legen DUH immerhin ein paar begeisternde melodische Punk Songs vor. Darsteller Jeff Riddle, der im Film den Gitarristen Max mimt, ist im realen Leben Musiker aus Philadelphia und auch für den einen oder anderen Song im Film zuständig. In musikalischer Hinsicht wäre also mehr drin gewesen. Eventuell hat sich Matthew John Lawrence aber auch vorgenommen, die Nähe zu dem Horror-Shocker „Green Room“ möglichst gering zu halten. Darin wird eine Punkband von brutalen Neonazis gejagt. Anders als „Uncle Peckerhead“ geht es in „Green Room“ deutlich düsterer zu.
Vielleicht hätte „Uncle Peckerhead“ gerade zu Beginn etwas mehr Tempo und Drive vertragen können, aber andererseits ist die Band DUH ja auch nicht gerade auf der Überholspur. Bei dem Trio scheint Abhängen und Durchwursteln angesagter zu sein, als an der Karriere zu arbeiten. Eventuell litte dann ja der Spaß an der Musik. Eventuell hätte es der Horror-Komödie auch gut getan einen anderen Endpunkt zu wählen, um knackiger auf den Punk(t) zu kommen. Nu je, ich kann locker akzeptieren, dass die Filmmacher es anders gemacht haben.
Ein wenig mehr Musik hätte die punkige Horror-Komödie „Uncle Peckerhead“ schon vertragen, immerhin ist eine Band unterwegs. So dauert es eine Weile, bis die Eingeweide schleudernde Ausflugsfahrt an Tempo und schrägem Witz gewinnt. Wer Spaß an komplett überzogener Zombie-Action und Humor aus dem musikalischen und filmischen Underground hat, sollte „Uncle Peckerhead“ antesten.
Film-Wertung: (6 / 10)
Uncle Peckerhead – Roadie from Hell
OT: Uncle Peckerhead
Genre: Horror, Komödie, Musik
Länge: 97 Minuten, USA, 2020
Regie: Matthew John Lawrence
Darsteller:innen: Chet Siegel, Ruby McCollister, Jeff Riddle, David Littleton
FSK: ohne Jugendfreigabe, ab 18 Jahren,
Vertrieb: Donau Film, Alive Vertrieb
Kinostart: nicht in Deutschland
DVD- & BD-VÖ: 03.12.2021