Nach ein paar erholsamen Wochen am Meer liegen mir aquatische Themen gerade am Herzen. Zugegeben, auch aus Zeitmangel kommt aus dem Archiv die Doku „Die Bucht“, die 2009 aufwühlende und erschütternde Doku „Die Bucht“: a„Es ist ein Fehler zu glauben, wir bräuchten in unserer Einstellung Tieren gegenüber keinerlei Moral zu gehorchen, und wir hätten ihnen gegenüber keine moralische Verantwortung. Das würde zu einer völligen Barbarei führen.“ (Frei nach Arthur Schopenhauer). Die Oscar-prämierte Doku „Die Bucht“ unterlegt das auf erschütternde Weise.
Der ehemalige Flipper-Trainer und jetzige Delfin-Aktivist Ric O’Barry brachte das Dokumentarfilm-Team um Regisseur Louie Psihoyos dazu, ihn nach Japan zu begleiten, wo in einer streng bewachten Bucht im der Küstenstadt Taiji jährlich mehr als 20.000 Delfin abgeschlachtet werden.
In Taiji ist O’Berry bekannt und nicht gerne gesehen, daher wird jeder seiner Schritte überwacht und das Filmteam muss sich bemühen, unauffällig zu bleiben, um das Delfinschlachten belegen zu können. Dazu ist eine generalstabsmäßige Planung und lebensgefährlicher Einsatz von Nöten.
Es geht auch um die Art und Weise, wie sich die japanischen Fischer auf ihre vermeintliche Delfinfang-Tradition stützen, und den Einfluss der japanischen Regierung, die Geschehnisse in Taiji zu verschleiern und zu verharmlosen. Die Argumente werden tatkräftig wiederlegt.
Es geht darum, dass für Delfin-Shows konstant neuer Nachschub an Tieren benötigt wird, weil die Delfine in Gefangenschaft häufig nicht lange überleben. Nach der Aussortierung der besten Tiere in der Bucht, die für viel Geld weltweit verkauft werden, wird der Rest der gefangenen Meeressäuger abgeschlachtet, um gegessen zu werden.
Dabei zählt Delfinfleisch zu den am höchsten mit Quecksilber belasteten Fleischsorten überhaupt und ist derart hoch belastet, dass es zu bleibenden Gesundheitsschäden führen kann. Dennoch wird in Taiji das Delfinfleisch zu Schulspeisungen gestiftet, die Gesundheitsgefahr wird vertuscht. Und zur japanischen Tradition scheint der Verzehr von Delfin auch nicht zu gehören. Auch davon handelt der Dokumentarfilm.
„Die Bucht“ ist anrührend, spannend, politisch und einfach schockierend. Dem Filmteam gelingt es tatsächlich nicht nur die barbarischen Missstände anzuprangern, sondern auch nicht gerade geläufige Fakten über die Delfine zu präsentieren. Ric O’Barry macht keinen Hehl daraus, dass er sich selbst in der Verantwortung sieht, da er als Tiertrainer zu dem „Flipper-Hype“ beigetragen hat. Umso konsequenter geht der engagierte Aktivist heute vor. Das Filmteam ist seine letzte Hoffnung, das Delfin-Massaker in Taiji zu beenden.
Es war nicht nur politisch korrekt der aufwühlenden Dokumentation einen Oscar zu verleihen, sondern auch Filmisch durchaus angemessen. „Die Bucht“ ist trotz aller Greuel sehenswert und trägt zu Recht das Prädikat Wertvoll der Filmbewertungsstelle Wiesbaden. Dieser Umgang mit Tieren stellt schon in Frage, was an so barbarischem menschlichen Verhalten überlegen sein soll?
Angesichts der „Bucht“ könnte man der intelligentesten Spezies auf unserem Planeten nicht verdenken, wenn sie sich mit den Worten: „Macht’s gut, und danke für den Fisch“ (Douglas Adams) auf Nimmerwiedersehen verabschieden würde.
Film-Wertung: (8 / 10)
Die Bucht
OT: The Cove
Länge: 90 Minuten, USA, 2009
Genre: Doku, Natur
Regie: Louie Psyhoios
Mitwirkende: Richard Berry, Mark Monroe, Hardy Jones
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Drei Freunde Filmverleih /Eurovideo
Kinostart: 22.10.2009
DVD- &BD- VÖ: 11.03.2010