Brokenwood – Mord in Neuseeland – Staffel 2: Clevere Cops

Nachdem endlich die zweite Staffel der neuseeländischen Krimi-Serie “Brokenwood” in der ARD ausgestrahlt worden ist, veröffentlicht Edel Motion die vier Kriminalfälle nun auch auf DVD für das Home-Entertainment. DSS Mike Shepherd hätte sich die Versetzung aufs Land auch ruhiger vorgestellt.

So ein wenig hat man als Zuschauer den Eindruck bei der ARD wüste man mit der neuseeländischen Krimi-Serie „Brokenwood“ nicht viel anzufangen. Dabei hat die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt mit der Serie eine starke Konkurrenz zu den Ermittlungen eines gewissen Inspektor Barnaby. Der läuft bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz in Dauerschleife. Zudem hat die ARD etliche eigenständige Sendeanstalten, die Sendeplätze füllen wollen.

Bereits die erste Staffel fand nicht so recht einen Platz im Sendeschema. Im vergangenen Jahr wurde die Serie in die Sommerpause gepackt. In diesem Jahr kam der ursprünglichen Ausstrahlungsansetzung die Corona-Pandemie dazwischen. So lief die zweite Staffel verspätet und auch nicht so recht als erkennbare Serie. Eventuell kommt Krimi-Fans das Phänomen auch von dem britischen Kleinod „Mord auf Shetland“ bekannt vor. Da ruckelt es mit der TV-Vermarktung meiner Meinung nach auch erheblich.

Kiwi-Krimis mit viel Lokalkolorit

Glücklicherweise werden die Kriminalfälle ja immer noch auf DVD veröffentlicht. Die zweite Staffel der neuseeländischen Krimi-Serie besteht erneut aus vier spielfilmlangen Fällen. Die wurden alle nach bewährtem Erfolgsrezept von Show-Runner Tim Balme konzipiert. Das Rezept ist gefällig: viel Lokalkolorit, ein wenig abseitige Landeskunde, etwas Humor und eigenwillige Morde. Allerdings ist die zweite Runde der Kiwi-Krimis eher solide und weniger stark ausgefallen als die Auftakt-Staffel. Aber dazu später mehr.

Zum Start der zweiten „Brokenwood“-Saison geht es gleich an ein neuseeländisches Nationalheiligtum: Rugby. In „Tödliche Niederlage“ (OT: „Lace and Leather“) fährt der Trainer der „Brokenwood Cheetas“ sagenhafte 50 Niederlagen in Folge ein. Auf den unrühmlichen Rekord, folgt ein unrühmlicher Tod. Nackt und an einem Damenhöschen erstickt wird der Coach am Pfosten des Rugby-Tors aufgefunden. Detective Senior Sergeant (DSS) Mike Shepherd (Neal Rea) muss bei der Ermittlung vorsichtig vorgehen. Nicht nur, dass sein Mitarbeiter, Detective Constable Breen (Nic Sampson) im Team – und somit verdächtig ist, die Spieler haben auch erhebliches Aggressionspotential. Da fragt sich nicht nur Detective Kristin Sims (Fern Sutherland) wieso es nicht schon früher geknallt hat? Oder hat der Mord doch nichts mit Rugby zu tun?

Eigenwillige Theaterstücke und ekelige Fischköder

Anschließend geht es in „Sterben oder nicht sterben? (OT: „To die or not to die“) auf die Bretter die die Welt bedeuten. Ausgerechnet Mikes Maori-Freund Jared (Pana Hema Turner) wurde von dem Maestro der Amateurtruppe zu Shakespeares Hamlet gemacht. Doch unter den Mimen herrschen Zwist und Eifersucht, dass es Shakespeare selbst gefreut hätte. Währen Shepherd dem klassischen Theater nichts abgewinnen kann, trumpft Sims bei den Ermittlungen überraschend mit derartiger Textsicherheit auf, dass man sie sogar für eine Hauptrolle anfragt. Aber bei der Mörderbande lehnt die Polizistin dankend ab.

Der dritte Fall: „Fang des Tages“ (OT: „The Catch of the day“) entführt die Ermittler und die Zuschauer in das harte Gewerbe des Fischfangs. Eigentlich ist Jared früh morgens zum Surfen aufgebrochen, doch er findet eine Krebsfalle, in der sich eine abgetrennte Hand befindet. Nur, wo ist die Leiche? [Also, alter Heavy Metal Fan muss ich an dieser Stelle einfügen, dass die Teufelszahl nicht 66 ist, sondern 666. Man höre sich Iron Maidens „Number of the Beast“ an, falls gerade keine Bibel mit der Offenbahrung zur Hand ist. Zur Hand…] Während sich Shepherd und Sims mit der rauen Familie der Krebsfischer herumschlagen, taucht andernorts die Leiche eines Fischerei-Inspektors auf, dem zufällig eine Hand fehlt. Die Witwe des Inspektors ist sich sicher, dass es sich nicht um einen Tauchunfall handeln kann. Schließlich war ihr Gatte bei der Marine und hat schon angedeutet, dass es kein Unfalls sein wird, sollte er beim Tauchen ums Leben kommen. Mike Shepard ist skeptisch, aber die attraktive Witwe sollte vielleicht doch noch einmal befragt werden.

Die Entzauberung der Idole

Zum Abschluss kommt Country-Fan Mike voll auf seine Kosten. Country-Star Holly Collins tritt in der Episode “Blutiges Pink” (OT: „Pink Blood“) in Brokenwood auf. Doch beim Konzert gibt die Sängerin bekannt, dies soll der letzte Gig ihrer aktuellen Band sein. Am Morgen darauf liegt Holly Collins Leiche nur mit ihrer Gitarre bekleidet tot in der Badewanne ihres Motel-Zimmers. Alle Bandmitglieder bleiben zunächst verschwunden und machen sich höchst verdächtig. Zum Glück sind noch zwei mitreisende weibliche Fans in der Gegend, die Mike einigen Klatsch und Tratsch aus dem Bandleben erzählen können. Doch um den Tod der Sängerin aufzuklären fehlen noch etliche Hinweise.

Der vierte Fall ist auch der überzeugendste in der zweiten „Brokenwood – Mord in Neuseeland“-Staffel. Nicht nur weil es dieses Mal auch inhaltlich um Country Musik geht, die das Steckenpferd des pfiffigen Ermittlers Mike Shepherd ist. Vor allem weil die Verwicklungen in dieser Ermittlung so wunderbar vertrackt sind und endlich auch wieder etwas bissiger daherkommen. Bitte nicht falsch verstehen: auch die übrigen Fälle bieten kniffelige Mordfälle und einige lässige Sprüche, aber getreu dem Country Motto: Drei Akkorde und die Wahrheit, kommt Brokenwood in der vierten Episode am besten auf den Punkt und zu sich selbst.

Inspector Barnaby lässt grüßen

Hatte die Auftakt-Staffel noch den Charme, dass Mike Shepherd, der kauzige, aber geniale Neue war, so klappt die Zusammenarbeit mit Sims und Breen inzwischen wesentlich kollegialer. Das bedeutet aber auch, dass kleine Kabbeleien und Reibereien wegfallen und es in der Polizeistation sehr harmonisch und eben auch etwas weniger unterhaltsam zugeht. Vieleicht sind die ersten Fälle auch nicht kniffelig geraten und bei den Theater-Mord fühlte ich mich sehr stark an „Inspektor Barnaby“ erinnert.

Im letzen Fall tauchen dann einige Figuren und Brokenwood-Einwohner wieder auf und sorgen dafür, dass sich beim Zuschauer ein Wiedererkennen einstellt, das zugleich den überschaubaren dörflichen Charakter des Ortes verdeutlicht. Vieleicht hat Serien-Macher Tim Balme genau darauf hingearbeitet und Brokenwood in dieser zweiten Serie zu einem Ort gemacht, an dem Zuschauer zurückkehren wie in einen lieb gewordenen neuseeländischen Urlaubsort – nur eben etwas mörderischer.

Die neuseeländische Krimi-Serie „Brokenwood – Mord in Neuseeland“ weiß auch in der zweiten Staffel zu unterhalten. Der Reiz des Neuen ist etwas verpufft, aber eigenwillige Morde, vierschrötige Einwohner und die charmanten Ermittler sorgen, wie auch der feine Country-Soundtrack, erneut für gute Krimi-Unterhaltung -und den Vorsatz endlich mal neuseeländischen Wein zu probieren.

Serien-Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

Brokenwood – Mord in Neuseeland – Staffel 2
OT: Brokenwood Mysteries –Season 2
Genre: TV-Serie, Krimi,
Länge: 360 Minuten (4 x 90 Min.) + Bonus, NZ, 2015
Serienidee: Tim Balme
Regie: Mike Smith (2x), Joshua Frizzell, Michael Keane
Darsteller: Neil Rea, Pana Hema Turner, Nic Sampson, Fern Sutherland
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 05.06.2020