Der Jugendfilm „Los Bando Immortale“ wie „Thilda & die beste Band der Welt“ im norwegischen Original heißt ist eine wahre filmische Wundertüte. Das lustige Roadmovie über eine ambitionierte Nachwuchsband aus einem abgelegenen Dorf ist als beschwingte Familienunterhaltung geeignet und unterhält mit tollen Typen und einer Rundreise durch norwegische Rockmusik. Nun veröffentlicht der Farbfilm Verleih „Thilda & die beste Band der Welt“, einer der besten Jugend- und Familienfilme des vergangenen Kinojahres, auch für das Home Entertainment.
Zugegeben, ein wenig verwirrend ist der deutsche Titel von „Los Bando Immortale“ schon, da er die neunjährige, neue Cellistin der Band in den Vordergrund rückt und nicht deren beiden Gründungsmitglieder Grim (Tage Hogness) und Aksel (Jakob Dyrud). Doch natürlich stehen alle Mitreisenden dieses lustigen Road Trips durch Norwegen im Mittelpunkt der Geschichte. Grim und Aksel haben ihre „Band“ bereits mit acht Jahren gegründet, seitdem klöppelt Grim auf seinem Schlagzeug herum, wenn sich seine Eltern mal wieder streiten, und Gitarrist Aksel übt sich verzweifelt am Gesang, ohne dass Grim ihm sagen könnte, dass sein bester Freund nicht einen Ton trifft.
Das wäre Aksel auch egal, denn momentan komponiert er ein Liebeslied für seine angehimmelte Klassenkameradin Linda. Deren Reise nach Tromsø ist auch der eigentliche Grund, warum Aksel „Los Bando Immortale“ bei der norwegischen Rock-Meisterschaft angemeldet hat, die eben dort in der nordnorwegischen Stadt ausgetragen wird.
Die Band stürzt das in derbe Probleme. Zum ersten fehlt noch ein Bassist und zu den Auditions erscheint nur die neunjährige Thilda (Tiril Marie Høistad Berger), die keine Freunde hat, aber ziemlich groovy Cello spielt. Zum zweiten braucht die Band noch jemanden, der sie die Hunderte von Kilometern nach Tromsø fährt und Martin (Jonas Hoff Oftebro), die Nachwuchs-Ralley-Hoffnung des Ortes, hat eigentlich etwas Besseres zu tun. Außerdem ist keines der Bandmitglieder volljährig und dann wäre da immer noch das Problem mit Aksels schrägem Gesang. Bislang war der nur erträglich, weil Grim die Demo-Aufnahmen immer noch mit einem Computerprogramm nachbearbeitet hat.
Wider Erwarten hat Thilda aber die schriftliche Erlaubnis ihrer Eltern in der Tasche und Martin macht nicht nur den Chauffeur, sondern hat auch gleich einen passenden Tourbus parat – das „geliehene“ Wohnmobil seines Bruders. Voller Enthusiasmus und Vorfreude machen sich „Los Bando Immortale“ auf den Weg, um die norwegische Rockmusik zu revolutionieren.
Mit „Thilda & die beste Band der Welt“ revolutioniert Regisseur Christian Lo zwar weder den skandinavischen Jugendfilm noch das Genre des Road Movies, aber seine bunt zusammengewürfelte Wahlfamilie hat es in sich. Es dauert allenfalls ein paar Szenen bis man mit den jugendlichen Musikern mitfiebert und ihre Träume und Hoffnungen teilt. Dem ebenso lustigen wie klugen Drehbuch von Artild Tryggestadt gelingt es schnell, die sympathischen und die unsympathischen Figuren einzuführen und die Zuschauer mitzunehmen auf diese emotionale und musikalische Reise.
Eine entspannte, familiäre Atmosphäre bei den Dreharbeiten mag mitgeholfen haben, dass „Thilda & die beste Band der Welt“ so ansteckende gute Laune verbreitet. Autor Tryggestadt, der vornehmlich als Filmeditor arbeitet, hat mit Regisseur Christan Lo bereits an dessen Jugendfilmen „Rafiki – Beste Freunde“ (2009) und „De tøffeste gutta“ (2013) zusammengearbeitet. Und den jungen Darstellern merkt man an, dass sie sich in ihren lebendigen Rollen sichtlich wohl fühlen. Der knackige, stimmige Soundtrack, der viele aufbietet, was an skandinavischer Rockmusik internationalem Rang hat, trägt auf jeden Fall erheblich zum Gelingen des Films bei. Wie selbstverständlich stehen auch die Kids schon auf die rockigen Klänge von Oslos Shock-Rockern Turbonegro und Motorpsycho, dem norwegischen Weltkulturerbe aus Trondheim. Die Original-Kompositionen des norwegischen Komponisten und Musikers Eirik Myhr fügen sich da nahtlos ein.
Die inhaltlichen Schwerpunkte des norwegischen Jugendfilms sind schnell ausgemacht und die Themen sind ein bisschen auf die einzelnen Hauptfiguren zugeschnitten. Thilda wird von ihren dauernd arbeitenden Eltern vernachlässigt, Grim leidet darunter, das sich seine Eltern nicht mehr gut verstehen, Aksel ist teenager-mäßig blind vor Liebe und Martin hat eigentlich ganz andere Träume als die Lackierwerkstatt seines Vaters zu übernehmen. Selbstverständlich nimmt die Band ihre Probleme mit auf die Reise und wie in jedem gelungenen Film finden die Helden durch ihre Abenteuer auch zu sich selbst. Und die neu entstehende Freundschaft zwischen den Bandmitgliedern hält den Film sehr stark zusammen.
„Thilda & die beste Band der Welt“ ist ein mitreißendes Beispiel für einen tollen Jugendfilm in allerbester skandinavischer Erzähltradition, ohne dabei verstaubt rüberzukommen. Das ist beileibe nicht nur für Kids unterhaltsam. Gerade weil der Film seinen jungen Helden auf Augenhöhe begegnet (was für einen Kinderfilm selbstverständlich sein sollte, aber leider häufig nicht ist) überraschen „Los Bando Immortale“ nicht nur bei der norwegische Rock-Meisterschaft sondern auch auf der Leinwand und dem heimischen Bildschirm. Ein energetisches und lustiges Stück Jugendkultur mit starker Aussage. „Gehe deinen eigenen Weg!“
Film-Wertung (7 / 10)
Thilda & die beste Band der Welt
Genre: Jugendfilm, Roadmovie, Komödie,
Länge: 94 Minuten, N, 2018
Regie Christian Lo
Drehbuch Arild Tryggestad
Darsteller: Tage Hogness, Jakob Dyrud, Tiril Marie Høistad Berger, Jonas Hoff Oftebro,
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: farbfilm Verleih
Kinostart: 20.09.2018
DVD-VÖ: 22.03.2019