Ein kleinkrimineller Aufsteiger wird von seiner Nachbarin beim Beseitigen einer Leiche beobachtet und gleich als Killer angeheuert. Allerdings hat der Hitman auch seinen geheimen Plan. „Verblendung“-Regisseur Nils Arden Oplev gab mit „Dead Man Down“ 2013 sein eindrucksvolles Hollywood-Debut. Victor (Colin Farrell) hat es in der Verbrecherorganisation von Alphonse (Trevor Howard) weit gebracht. Doch in letzter Zeit läuft‘s für Alphonse und seine Truppe nicht sonderlich gut, denn es gibt anonyme Drohungen gegen den Boss, die durchaus ernst zu nehmen sind. Das Dumme ist, dass die Gang einfach nicht herausfindet, wer hinter den Drohungen steckt, die jedes Mal mit dem Schnipsel eines Fotos ankommen. Je mehr Teile des Puzzles ankommen, desto näher rückt die Gefahr für den Boss. Der glaubt inzwischen an einen Spitzel. Doch Victor steht außer Verdacht, seit er dem Boss bei einer Schießerei das Leben gerettet hat.
Victor ist kein Mann vieler Worte und lebt allein in einem Hochhausapartment. Ihm gegenüber lebt die Französin Beatrice (Naomi Rapace) mit ihrer Mutter (Isabelle Huppert). Die Visagistin ist von Narben entstellt, seit sie ein Betrunkener angefahren hat. Zufällig beobachtet sie wie Victor jemanden ermordet und jetzt erpresst sie ihn, damit er den Unfallfahrer tötet. Victor passt das überhaupt nicht, denn er plant seit Jahren akribisch seinen eigenen Rachefeldzug gegen Alphonse. Doch während der Killer und das Unfallopfer ihre Rache planen, kommen sich die einsamen Seelen näher und schon bald kommt es zu unerwarteten Verwicklungen, die vor allem Victor überhaupt nicht in den Kram passen.
Einen romantischen Triller hat Drehbuchautor J.H. Wyman („The Mexican“) da abgeliefert, der zwar mit den Action und Genreelementen spielt, aber im Grunde die unerwartete Liebesgeschichte zwischen Beatrice und Victor, zwei Gestrandeten in Schmelztiegel New York, erzählt. Der dänische Regisseur Oplev, der mit „Verblendung“ den Auftagt zu Stig Larsons „Millenium-Trilogie drehte, ist nun nach David Finchers Remake „The Girl With The Dragon Tattoo“ und der schwedischen Schauspielerin Naomi Rapace ebenfalls in Hollywood angekommen. In „Dead Man Down“ setzt er seine beiden Hauptdarsteller grandios in Szene.
Mit einer temporeichen und weitgehend gelungenen Mischung aus Thriller, Action, Romanze und lakonischem Humor bewegen sich Victor und Beatrice immer weiter aufeinander zu und ihre so innig gehegte Rachegedanken werden immer schwieriger umzusetzen; vor allem weil beiden immer deutlicher wird, dass sie eine Wahl treffen müssen zwischen: entweder drängen sie auf ihre unterschiedlichen Rachegelüste oder versuchen einen gemeinsamen Neustart.
Die Action in „Dead Man Down“ ist nicht immer ganz schlüssig, vor allem gegen Ende wird es doch arg und vielleicht unnötiger Weise auf die Spitze getrieben, doch die Liebesgeschichte inmitten des Thrillers weiß dafür umso mehr zu überzeugen. Vor allem, weil die Chemie zwischen Naomi Rapace und Colin Farrell, der mit zunehmenden Alter immer besser wird, stimmt. So entfaltet die originelle Romanze ihren ganz eigenen, faszinierenden Charme, der nicht hollywood-typisch ausgefallen ist, sondern in dem die Tiefgründigkeit europäischen Autorenkinos mitschwingt. Dass die große Isabelle Huppert in einer kleinen aber feinen Rolle zu sehen ist, verstärkt diesen Eindruck noch.
Wer sich „Dead Man down“ nicht nur unter dem Aspekt Rachethriller anschaut, wird von einer originellen Liebesgeschichte und einer fein aufspielenden Besetzung in eine blutige Romanze hineingesogen, die irgendwie auch den Gegenentwurf zu „Natural Born Killers“ bilden könnte.
Film-Wertung: (8 / 10)
Dead Man Down
OT: Dead Man down
Genre: Thriller, Drama
Länge: 112 Minuten, USA, 2013
Regisseur: Niels Arden Oplev
Darsteller: Colin Farrell, Noomi Rapace, Terrence Howard, Dominic Cooper, Isabelle Huppert
FSK: ab 16 Jahren
Studio: Wild Bunch /Universum Film
Kino-Start: 04.04.2013
Erscheinungstermin: 27. 09. 2013