Bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck feierte der estnische-finnische Kinderfilm „Der Geheimbund von Supppenstadt“ im vergangenen Jahr seine Deutschlandpremiere. Nun kommt das empfehlenswerte Abenteuer regulär in die Kinos und überzeugt mit einer pfiffigen Schnitzeljagd und ein wenig historischem Wissen.
Mari (Olivia Viikant) lebt in der estnischen Stadt Tartu, im Stadtteil Suppenstadt. Ihre Eltern sind vielbeschäftigte Leute, ihr Vater leitet das Ballett und die Mutter ist Ärztin. Ihr Großvater, den Marti sehr liebt, versorgt seine Enkelin und ihre Freunde Sadu, Olav und Anton immer mit abenteuerlichen Schatzsuchen, die die Kinder auf verschlungenen Pfaden durch die Stadt führen.
Beim Stadtfest hat allerdings jemand ein Gift in die Freigetränkegetan, das dafür sorgt, dass die Erwachsenen sich albern wie Kinder benehmen und nach 48 Stunden auch ihr Gedächtnis vollständig verlieren. Während sich Sadu noch wundert, dass ihre Eltern so albern sind, wird Maris Opa, ein Wissenschaftler, überfallen und ebenfalls vergiftet. Aber bevor er wieder zum Kind wird, er kann seiner Enkelin noch das geheime Tagebuch von seinem Onkel Christian geben, in dem der Weg zu einem Gegenmittel versteckt ist.
Voller Tatendrang macht sich Mari auf, die Bewohner der Stadt zu retten. Aber sie steht ziemlich alleine da. Ihre Mutter hält Maris Hilfsangebot wieder einmal für ein fantastisches Spiel ihrer Tochter und auch Maris Freunde haben keine Lust auf eine weitere „blöde“ Schatzsuche ihres Opas. Aber dann machen die Freunde doch mit und begeben sich auf die Suche nach dem Gegenmittel. Immerhin läuft die Zeit.
Regisseur Magus Paju hat auf der Basis der erfolgreichen Jugendbücher von Autor Mika Keränen eine ebenso verschachtelte wie spannende Abenteuergeschichte auf die Leinwand gezaubert, die in ihrem Charme ganz in der großen Tradition skandinavischer Jugendfilme steht. Autor Keränen wird hierzulande nicht verlegt, was sich mit dem Kinofilm allerdings ändern könnte. „Der Geheimbund von Suppenstadt“ war in Estland ein absoluter Kassenschlager und sollte auch hierzulande sein Publikum finden. Freunde von Kinder-, Jugend- und Märchenfilmen haben ab dem 20. Oktober 2016 gleich die Qual der Wahl, denn neben „der Geheimbund von Suppenstadt“ starten auch noch „Burg Schreckenstein“ und „Das kalte Herz“ in den deutschen Kinos.
Aber zurück zum den Abenteuern von Mari und ihren Freunden: Angelegt ist das Abenteuer als Schatzsuche, in der in typischer Schnitzeljagd-Manier Hinweise gesammelt werden müssen, die dann schließlich zum versteck des Gegenmittels führen. Die Hinweise sind über die ganze Stadt verteilt und vermitteln den Kindern und Zuschauern so auch einen Eindruck von der Stadtgeschichte und besonderen Orten, wie dem Rathaus, dem Botanischen Garten und der Bibliothek. Einen Ausflug in die Historie bringt auch die Entstehungsgeschichte des Giftes, denn die Wissenschaftler haben es damals, in der Zeit der sowjetischen Besatzung, als Waffe entwickelt.
Auch die zugrundeliegenden Themen des Films sind klug und humorvoll integriert, ohne dabei belehrend zu wirken. Vor allem hat die Heldin Mari damit zu kämpfen, dass ihre Eltern ihr so wenig Aufmerksamkeit schenken und ihr auch keinen Glauben schenken, als es so wichtig scheint. Aber das junge Mädchen ist pfiffig und nicht auf dem Kopf gefallen und weiß sich zu helfen.
Auch die Parallele der Wirkung des Giftes zum Krankheitsbild der Demenz ist sicher nicht zufällig gewählt. So hat das kindliche Publikum im Film die Möglichkeit sich zusammen mit Marie über die Erkrankung ihres Großvaters Sorgen zu machen, und die Möglichkeit etwas besser zu verstehen, was mit dem Erwachsenen, die sich seltsam benehmen, geschieht.
Das alles wird allerdings kindgerecht dargestellt und nicht allzu bedrohlich aufbereitet. Der maskierte Bösewicht ist nicht allzu schaurig inszeniert und die Gruppe der älteren Kinder, die der Maskierte erpresst, um an das Tagebuch zu kommen, ist als Gegenspieler zu Maris Freunden auch auf ein junges Publikum zugeschnitten. Gelungen und nicht übertrieben ist auch der Umgang mit moderner Technik in „Der Geheimbund von Suppenstadt“. Zwar müssen die Hinweise von den Kindern tatsächlich zu Fuß und mit dem Fahrrad gesammelt werden, aber mit dem Smartphone lässt sich schon einmal etwas bei Wikipedia nachschlagen, oder schnell ein Foto machen, das dann weiterhilft.
Auch in Punkto Action schlägt „Der Geheimbund von Suppenstadt“ nicht wie so häufig bei neueren Kinder- und Jugendfilmen über die Stränge, sondern inszeniert temporeich und spannend, aber ohne wahnwitzige Effekte. So sind denn auch die Fahrradverfolgung über dem Marktplatz und die finale Bootsverfolgung die angemessenen, turbulenten Höhepunkte dieses gelingen Kinderfilms.
In allerbester nordischer Kinderfilm-Manier inszeniert der estnische Kassenschlager „Der Geheimbund von Suppenstadt“ ein kindgerechtes Abenteuer eine spannende Abenteuergeschichte.
Film-Wertung: (7 / 10)
Der Geheimbund von Suppenstadt
OT: Supilinna Salaselts
Genre: Kinderfilm, Abenteuer,
Länge: 105 Minuten, FIN,/EST, 2015
Regie Margus Paju
Drehbuch: Mihkel Ulman, Christian Gamst Miller-Harris
Buchvorlage: Mika Keränen
Darsteller:Olivia Viikant, Arabella Antons, Hugo Soosaar , Karl Jakob Vibur , Mirtel Pohla , Evelin Voigemast , Ott Aardam , Tiit Lilleorg
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Mouna Film, Barnsteiner,
Kinostart: 20.10.2016
Offizielle Film-Homepage