Mit der Liebesgeschichte des Kriegerfürsten Bajirao und seiner amutigen Prinzessin Mastani gelang dem indischen Regisseur Sanjay Leela Bhansali 2015 einer der größten Bollywood-Bockbuster aller Zeiten. Die Geschichte basiert auf dem epischen Liebesroman „Raau“ von Nagnath S. Imadar und hat alles zu bieten, was großes Kino so ausmacht. Also auf in die Stürme auf dem Schlachtfeld und in der Liebe.
An dieser Stelle die wechselvolle Geschichte des indischen Subkontinents zu referieren, sprengt meine Zeit und eure Geduld. Nur so viel: Zu Beginn des 18. Jahrhunderts herrschten die muslimischen Mogul-Herrscher über weite Teile Indiens. Doch die Marathen, die Hindus waren, schickten sich zur Wachablösung an und wurden dabei zur Großmacht in Indien. Angeführt wurden die Marathen von Peshwas, die als Premierminister fungierten, aber auch als Krieger in die Schlacht zogen. Mehr lässt sich bei Wikipedia herausfinden.
Der Peshwa Bajirao ist ein legendärer Krieger, der im Auftrag seines Fürsten Feldzug um Feldzug führt, um die Marathen zu großer Macht in Indien zu bringen. Dann bittet ein kleines hinduistisches Fürstentum um seine Hilfe und obwohl Bajirao (Ranveer Singh) eigentlich andere Kriegsabsichten hat, überzeugt ihn die unverfrorenen Art der Prinzessin Mastani (Deepika Padukone), die selbst ins Feldlager gekommen ist, um ihre Heimat zu retten. Die beiden verlieben sich und als Bajirao nach siegreicher Befreiung von Mastanis Fürstentum wieder weiterzieht, folgt ihm die leidenschaftliche Frau in seine Heimat nach.
Bajirao stammt aus der Brahmanen-Kaste und ist mit der lieblichen Kashibai (Prijanka Chopra) verheiratet. Dennoch beharrt Mastani vor Bajiraos Mutter darauf, nach dem Brauch der Dolchheirat ebenfalls rechtmäßig mit dem Peshwa verheiratet zu sein. Doch dessen Mutter lässt sich nicht beirren und demütigt die attraktiven Mastani, wo sie nur kann, denn zu allem Überfluss ist die willensstarke Mastani auch noch Muslimin. Als Kashibai von der zweiten Frau ihres geliebten Bajirao erfährt, werden die Herzensangelegenheiten noch verwirrender als das Kriegsgeschehen.
Über zehn Jahre hat die Entwicklung der epischen Liebesgeschichte gedauert, doch der Aufwand hat sich gelohnt: Es gibt nicht nur eine hochdramatische und bollywood-typische Lovestory, die zum Schmachten einlädt, sondern auch großangelegte Kampfszenen, die mit mächtig viel CGI-Einsatz aufgepimpt wurden. Vor allem aber wirkt dieser Bollywood-Blockbuster durch sein Bemühungen, in den üppigen Ausstattungen auch ein bisschen historische Genauigkeit zu transportieren. Zwar ist über die Liebesgeschichte wenig Faktisches bekannt, aber Zeitgeist und Machtverhältnisse werden recht gut getroffen. Der nicht ganz so unterschwellige religiöse Konflikt, der sich auch über die Herrschaftsformen äußert, ist in Indien noch immer spürbar und wird in diesem Liebesdrama auf die Spitze getrieben. Die legendäre Geschichte wurde in Indien bereits 1925 verfilmt.
Es gibt also viel zu gucken und zu bestaunen in „Eine unsterbliche Liebe“ und nachdem der westliche Zuschauer sich erst einmal in den ungewohnten historischen Verhältnissen zurechtgefunden hat, entspinnt sich eine packende Romanze und ein intrigantes, machtgieriges Hofspiel, das durchaus Shakespeare-hafte Züge trägt. Vielleicht fehlt bei der Aneinanderreihung der Szenen, gerade nach dem großen Zeitsprung in der Filmmitte, wo üblicherweise die Kinopause ist, etwas dramaturgische Kontinuität wie sie europäisches Kino verwendet, aber als Ganzes funktioniert das dramaturgische Gerüst.
Aber Bollywood-Kino wäre nichts ohne die Tanzszenen und davon hat „Bajirao und Mastani“ gleich neun Stuck zu bieten, die auf der DVD auch einzeln anwählbar sind, einige davon sind auch noch mit einem kurzen Making of –Featurette ausgestattet wie auch die Porträts der Hauptcharaktere. Die Choreografien sind höchst unterschiedlich und nicht alle gleichermäßen überzeugen, grundsätzlich aber wirft einen jedes Mal die opulente Ausstattung um und die Stars und Tänzer rocken das Haus ziemlich. Einiges wirkt in seinem heiligen Ernst auch ein bisschen albern, aber das mag einfach der westlichen Sichtweise geschuldet sein, die nicht mit bollywood-mäßigem Pathos umgehen kann.
Regisseur Sanjay Leela Bhansali ist ein gefeierter und mit etlichen Preisen ausgezeichneter Filmmacher und bei „Bajirao und Mastani“ auch für die Musik zuständig und die hat durchgehend Hitpotential. Auch die Besetzung ist prominentes Bollywood und die Stars Deepika Padukone („Happy New Year“), Ranveer Singh („Ram & Leela) und Priyanka Chopra („Don“) konnten aufgrund ihrer großen und auch internationalen Erfolge auch den weniger Bollywood-affinen Zuschauern bekannt vorkommen. Als Erzähler kommt Irrfan Khan („Lunchbox“) zum Einsatz.
Indisches Mainstream-Kino, also Bollywood-Kino, ist für viele westliche Zuschauer immer noch eine rätselhafte Filmkunst von einem anderen Planeten, daran wird auch das epische Liebesdrama nichts ändern. Aber wer sich auf „Eine unsterbliche Liebe –Bajirao und Mastani“ einlässt, wird mit grandiosen Bildern und einem tatsächlich zu kurz ausgefallenen Filmabenteuer belohnt, dass es in sich hat.
Film-Wertung (7,5 / 10)
Eine unsterbliche Liebe – Bajirao & Mastani
OT: Bajirao & Mastani
Genre: Liebesgeschichte, Historiendrama,
Länge: 158 Minuten, IND, 2015
Regie: Sanjay Leela Bhansali
Darsteller: Deepika Padukone, Ranveer Singh, Priyanka Chopra
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Rapid Eye Movies
DVD- & BD-VÖ: 1.07.2016