Gerade als Anfang April hierzulande bei Schreiber & Leser der sechste Sammelband von Terry Moores großartiger Untoten-Comicserie „Rachel Rising“ erschien, kam in den USA die Ausgabe #41 auf den Markt. Das wird den unbedarften Leser kaum interessieren, für Fans aber rückt das Ende damit zum Greifen nah, denn Terry Moore hatte Anfang des Jahres angekündigt, dass „Rachel Rising“ mit Ausgabe 42 zu Ende geht. Dazu später mehr. Bis dahin liegen vor dem deutschsprachigen Leser allerdings noch ein dutzend Hefte, in denen einer der besten Comicautoren und Zeichner unserer Tage die Spannung noch gehörig steigern kann. „Was du nicht weißt“ rückt unentrinnbar auf ein furioses Finale zu.
Ja Leute, auch an dieser Stelle der Verweis auf die fortlaufende Handlung der Serie und die damit verbundene akute Spoilergefahr. Also, nehmt euch die Besprechungen von „Rachel Rising“ der Reihe nach vor. Hier wird der erste Sammelband „Tochter des Todes“ vorgestellt.
Der Leser ist am Ende des letzten Sammelbandes „Engel der Nacht“ deutlich schlauer ist als die Protagonisten Rachel, Jet und Zoe, denn er weiß, dass Malus nicht so einfach aus der Welt zu bekommen ist, wie die Heldinnen das vorgehabt haben. Irgendwo in der Gegend von Manson treibt der übernatürliche Fiesling, der die Apokalypse heraufbeschwören will, sich noch herum. Derweil setzt Autor und Zeichner Terry Moore die Handlung an anderer Stelle fort und Rachel Tante Johnny, ihres Zeichens Pathologin muss sich mit einem tödlichen Verkehrsunfall herumschlagen.
Rachel ist immer noch auf der Suche nach ihrem Mörder, verfängt sich dabei aber in mysteriösen Träumen, die genauso gut düstere Vorahnungen sein könnten. Zoe, die noch immer versucht abzuwenden, dass sie den Antichrist in die Welt setzen soll, weiß allerdings viel mehr, als sie verrät. Als Lilith, von der Zoe dachte, sie endgültig in die Hölle verfrachtet zu haben, dann in neuer Personifizierung in Manson auftaucht, hat sie ihren Racheplan die Stadt zu vernichten noch lange nicht aufgegeben. Und Rachel muss sich auf einiges gefasst machen. Einzig Jet scheint an ihrer Untoten Existenz gefallen zu finden, und benimmt sich, als würde sie noch leben. Aber mit den Kerlen ist das jetzt irgendwie doch anders. Erstaunlicherweise kann sie nur Earls Berührungen wirklich fühlen, der traut sich aber immer noch nicht Jet seine Liebe zu gestehen. Aber macht euch auf eine überraschung gefasst, die der heimliche Höhepunkt dieser Ausgabe ist.
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ist es eine der großen Stärken der Serie „Rachel Rising“ sich nicht nur auf die Hauptfigur zu konzentrieren, sondern auch deren Sidekicks eine Charakterentwicklung und eine mehr als interessante eigene Geschichte zu verpassen. Dass Terry Moore dabei immer wieder die Kurve kriegt und die Handlung auch vorantreibt, zeugt von großer erzählerischer Gabe. Nicht umsonst zählt „Rachel Rising“ seit Jahren zu meinen Lieblingsserien.
Nachdem Moore seine Charaktere im vorangegangenen Sammelband quasi neu in Stellung gebracht hat, zieht er nun die Spannung langsam aber souverän an. Es geht in „Was du nicht weißt“ weniger actionlastig zu, was der Serie allerdings keinen Abbruch tut, sondern im Gegenteil die Figuren wieder etwas mehr ausleuchtet. Zeichnerisch kann Moore dabei mit seiner Fähigkeit auftrumpfen, wie kein zweiter mit Gesichtsausdrücken zaubern zu können. Es ist immer wieder erstaunlich wie sich durch ein paar Linien solche vielschichtigen Nuancen aus der Mimik gewinnen lassen. Dass Moore Rachels Erinnerung dann an einer Stelle in blasseren Grautönen hält, ist erzählerisch zwar verständlich, nimmt den Zeichnungen aber auch ein bisschen von ihrer Ausdruckskraft.
Wie eingangs erwähnt, hat Terry Moore angekündigt, dass „Rachel Rising“ mit der Finalausgabe Nummer 42 beendet wird. Da ist also noch ein Sammelband drinnen. Die Letzte Ausgabe soll in den USA Mitte Mai erscheinen und wird bei den Fans wohl zwiespältige Gefühle auslösen, einerseits Trauer, dass die großartige Serie vorbei sein soll, andererseits die Spannung, welche Wendungen und Auflösungen Terry Moore zum finale aus dem Hut zaubern wird. Es hatte bereits 2013 einen Zeitpunkt gegeben, an dem die Verkäufe soweit rückläufig waren, dass Terry Moore überlegte, die Serie einzustellen. Fanpower hat dann aber glücklicher Weise dazu geführt, dass die Serie fortgeschrieben wurde. Nun allerdings scheint das Ende unausweichlich.
Mit „Was du nicht weißt“, dem sechsten Sammelband von „Rachel Rising“, läutet Comiczeichner und –Autor Terry Moore das große Finale seiner tollen und höchst empfehlenswerten Gruselserie ein. Diese Storyabschnitt ist weniger actionreich als vielmehr die Ruhe vor dem großen Sturm. Und die hat ihre Qualitäten vor allem in psychologischer Hinsicht, was Terry Moore mal wieder großartig auf die Gesichter projiziert.
Comic-Wertung: (8,5 / 10)
Rachel Rising 6 – Was du nicht weißt
OT: Rachel Rising – Scectes Kept, Rachel Rising US # 31 -36, Abstract Studios
Genre: Horror, Mystery, Thriller
Autor & Zeichner: Terry Moore
Übersetzung: Resel Rebiersch
Verlag: Schreiber & Leser, Klapp-Broschur, 128 Seiten
VÖ: 05. April 2016
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