Fritz Lang: Semi-Dokumentarisches Making of M

wfilm_fritzlang_pressebild_05-vorschauFritz Lang zählt wohl zu den bekanntesten Regisseuren des frühen deutschen Film. Mit „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ schaffte der Regisseur damals nicht nur höchst erfolgreich den Einstieg in den Tonfilm, sondern auch einen Klassiker, der von seiner Fiebrigkeit nichts verloren hat. Georg Maugs schlicht „Fritz Lang“ betitelter Film  erzählt davon, wie der Regisseur sein Thema findet.

Ende der Zwanziger Jahre ist der berühmte Regisseur Fritz Lang (Heino Ferch) in einer Schaffensphase, die nicht nur mit dem aufkommenden Tonfilm zusammenhängt, sondern auch mit seiner den Bach hinunter gehenden Ehe mit Thea von Harbou (Johanna Gastdorf). Die Beziehung wird eigentlich nur noch über die gemeinsame Arbeit am Langs Filmen zusammengehalten. Unzufrieden mit sämtlichen Entwürfen für ein neues Werk stößt Lang in der Tageszeitung auf die Suche nach einem Massenmörder in Düsseldorf. Der leitende Ermittler Gennat (Thomas Thieme) lässt den Regisseur an den Ermittlungen teilhaben. Als der Täter, der von seiner eigenen Ehefrau angezeigt wird, gefasst ist, besucht Lang Peter Kürten  (Samuel Finzi) auch im Gefängnis, um sich in dessen Weltsicht hineinzuversetzen.

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Filmmacher Giordan Maug scheint in der deutschen Geschichte der Weimarer Republik und in Dritten Reich sein Thema gefunden zu haben („Nacht über Deutschland“, „Hindenburg“) auch die in „Fritz Lang“ verwendeten dokumentarischen Versatzstücke tauchen in Maugs Oevre häufiger auf.  Hier aber vor allem in Form von Szenen, die Zeitkolorit transportieren sollen, das eigentliche Filmthema, die Begegnung des Massenmörders Kürten mit dem suchenden Filmgenie Lang ist allerdings komplett eingespielt und entsprechend dramaturgisch umgesetzt. Das hat im Setting und der Situation deutliche Parallelen zu Sasha Gervasis „Hitchcock“ Film (2012), in dem der Regisseur auf der Suche nach einer Neuausrichtung den Fall eines Massenmörders aufgreift und schließlich „Psycho“ in die Kinos bringt. Filme über das Filmemachen zu drehen hat in der Entwicklung des Mediums  eine lange Tradition und benötigt nicht immer eine metaphysische Reflexionebene. Zudem ist „Fritz Lang“ der zweite Film über das Filmemachen, der in dieser Woche in die Kinos kommt. Der Andere ist „Memoires On Stone“, der die Schwierigkeiten zeigt, einen kurdischen Film zu drehen.

Darstellerisch kann „Fritz Lang“ absolut überzeugen, auch wenn sich die Handlung beinahe ausschließlich und fast Kammerspielartig auf die Dreierkonstellation Lang, Kürten, Gennat verlässt. Die beiden Frauenrollen sind dabei leider eher zu vernachlässigen und dienen vornehmlich als Reizauslöser; quasi analog zu Kürtens Morddrang. Der Polizist Gennat  ist auch so ein Star seiner Zeit, gilt posthum als erster deutscher Profiler und stand als Role Model auch bei der TV-Produktion „Mordkommission Berlin 1“ (2015) Pate.

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Eine weitere kriminalistische Dimension erhält der Film durch den ungeklärten gewaltsamen Tod von Fritz Langs erster Ehefrau, den – zumindest im Film – auch Gennat aufzuklären hatte. Der Filmschaffende Fritz Lang wird als Beobachter gezeigt, als jemand, der versucht, sich in das Gescheneh hineinzuversetzen und immer wieder in eben dieser Vorstellung landet. Das macht die filmische Orientierung etwas schwerer, bereichert den Film aber durchaus.
Es ist schwer zu beantworten, ob Zuschauer eine gewisse cineastische Vorbildung benötigen, um „Fritz Lang“ zu verstehen und zu genießen. Ich denke nicht, denn der Film ist in mehrerer Hinsicht recht typisch aufgebaut. Die kreative Stagnation ist ebenso selbsterklärend, wie die Beschäftigung mit einem Massenmörder. Viel eher wird den Cineasten die Beschäftigung mit der Filmlegende nicht intensiv genug und zu plakativ ausgefallen sein. Aber „Fritz Lang“ will gar kein „Making Of“ sein, legt auf dokumentarische Präzision weniger Wert  als auf Unterhaltung.

Giordan Maugs Doku-Drama „Fritz Lang“ punktet mit nachvollziehbarem Zeitkolorit, auch wenn vieles an der Oberfläche bleibt, und bringt mit sicher aufspielendem Ensemble die Hintergrunde eines Filmklassikers und einer spektakulären Mordserie in Form eines sehenswerten Spielfilms auf den Punkt.

Film-Wertung:7 out of 10 stars (7 / 10)

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Genre: Doku, Drama, Biographie
Länge: 104 Minuten,  D 2016
Regie:  Gordian Maug
Darsteller: Heino Ferch, Thomas Thieme, Samuel Finzi, Lisa Friederich, Johanna Gastdorf,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: W-Film
Kinostart: 14.04.2016