Bouli Lanners ist einfach eine coole Socke. In Belgien ist der bärtige Schauspieler und Filmmacher ein vielbeschäftigter Mann und kommt in den nächsten Wochen gleich zweimal in die deutschen Kinos. Im Mai mit der Altrocker-Dramödie „Ich bin tot, mach was draus“ und aktuell mit der charmant-schrägen Familienstory „Alle Katzen sind grau“. Nicht nur weil ich in Bouli-Fan bin, kann ich Savina Dellicours Regie-Erstling wärmstens empfehlen.
Von den Teenies, die sich zum Rauchen und Abhängen auf dem Kinderspielplatz getroffen haben, wird der alte Typ in dem alten Auto als Perverser ausgemacht und erstmal zur Rede gestellt. Paul (Bouli Lanners) gerät ein bisschen in die Bredouille, stammelt, er sei Privatdetektiv und gerade bei der Arbeit. Tatsächlich hat er die vierzehnjährige Doroty (Manon Capelle) observiert, die er für seine leibliche Tochter hält.
Davon hat die junge Dame, die sich gerade in der Trotzphase befindet, allerdings keinen Schimmer. Ihr ist nur klar, dass der Gatte ihre Mutter Christine (Anne Coesens) nicht ihr richtiger Vater ist. Aber darauf angesprochen, macht ihre Mutter regelmäßig dicht und wechselt, mehr oder minder ärgerlich, das Thema. Also beschließt Doroty, ihren richtigen Vater zu suchen, und wendet sich ausgerechnet an Paul, weil sie sonst keinen Detektiv kennt. Paul lässt sich auf den Auftrag ein, um Zeit mit seiner Tochter zu verbringen, denn Christine hatte schon in der Schwangerschaft jeden Kontakt unterbunden und Paul auf Abstand gehalten.
„Alle Katzen sind grau“ ist vermeintlich schlicht und realistisch gefilmt, verzichtet auf filmische Fisimatenten und setzt ganz auf die Interaktion der Charaktere, die Chemie der Darsteller und den etwas schrulligen Humor, der für belgische Filme häufig so charakteristisch ist. Die anrührende Geschichte von Tochter und Vater weiß auch so zu überzeugen. Da ist einerseits die Coming of Age Story der jungen Doroty, die von der Laiendarstellerin Manon Capelle großartig dargestellt wird, und andererseits dieser leicht verpeilte Kerl irgendwo im Niemandsland der Midlife-Crisis, zwischen dem Tod des Vaters, beruflichem Misserfolg und ohne familiäre Bindungen. Dazu gibt es eine Detektivgeschichte, die eigentlich keine ist und also auch keinen Spannungsbogen braucht, dafür aber doch Überraschungen bereithält und eine rockiger Soundtrack, der der Erzählung eine gewisse jugendliche Unbeschwertheit verleiht, in der sich sowohl Tochter als auch Vater wiederfinden.
Das humorige, belgische Familiendrama „Alle Katzen sind grau“ überzeugt mit seiner feinen Besetzung und einigen wirklich überraschenden Wendungen. Der Film balanciert gekonnt und mit gutem Timing zwischen Drama und Komödie. Mit leicht schrägem, belgischen Humor erzählt „Alle Katzen sind grau“ vom Erwachsenwerden und der Suche nach einer eigenen Identität.
Film-Wertung: (7 / 10)
Alle Katzen sind grau
OT: Tous les Chats sont gris
Genre: Drama, Komödie
Länge: 87 Minuten, F/B 2014
Regie: Savina Dellicour
Darsteller: Manon Capelle, Anne Coesens, Bouli Lanners
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Film Kino Text
Kinostart: 31.03.2016