Muss man die Comic-Ikone, die von sich selbst sagt „Ich bin das Gesetz“, noch weiter vorstellen? Zum zweiten Mal wagte sich 2012 eine Verfilmung an den Kultcomic „Judge Dredd“ und brachte den tighten Actioner in 3D auf die Leinwand. Anders als bei Stallone und Co. geht’s diesmal finsterer, fieser und actiongeladener zu, wenn Karl Urban als Dredd in Megacity auf Streife ist. So geht das!
Versteht sich eigentlich von selbst, dass Megacity, die Riesenstadt, die sich in der Zukunft von Boston bis New York erstreckt, kein idyllischer Ort zum Leben ist. Doch die Judges, eine Mischung aus Polizist, Richter und Henker in einer Person, versuchen die Kriminalität im Zaum zu halten. Allen voran Judge Dredd (Karl Urban), der sich einen Ruf als hartgesottener Vollstrecker erarbeitet hat.
Ein extremer Dorn im Auge ist Dredd vor allem die Organisation der Drogenbaronin Ma-Ma (Lena Hadley), die weite Teile der Slums im Griff hat. Zusammen mit seiner neuen Rekrutin Anderson (Olivia Thirlby) bekämpft er die Drogenorganisation und so bekommen die Judges auch einen von Ma-Mas Handlangern in den Griff. Woraufhin die Gangsterlady ausrastet und wild wütet, um ihr Imperium zu schützen.
„Dredd“ setzt auf die finstere, dystopische Atmosphäre der Megacity und schlägt sich nicht lange mit Hintergrundgeschichte oder Charaktereinführung herum, sondern schickt den behelmten Helden mit dem grimmigen Kinn gleich in den Nahkampf. Herausgekommen ist ein etwas derber Actioner ohne Jugendfreigabe, der vom Setting und von der Dramaturgie an den deftigen, aber grandiosen indonesischen Überaschungsaktioner „The Raid“ erinnert: Die übermächtigen Bösen verschanzen sich in den obersten Stockwerken eines Hochhauses. Die Mission ist ebenso simpel wie letal – hoch da und den Fieslingen den Garaus machen.
Der Film geht davon aus, dass die Fans und Zuschauer die Story und den Charakter zumindest in groben Zügen kennen und kann so gleich zur Sache kommen. Auf die Klonkiste des Comics geht man gar nicht weiter ein, was dem Film extrem gut tut. Das 3D hätte nicht notgetan, gibt der Action aber noch eine Schippe Intensität mit auf den Weg. Und Karl Urban, dessen Helm im Gegensatz zu Stallones nicht von der Kopfhaut weicht, schafft es tatsächlich, den gesamten Film über mit stoisch runtergezogenen Mundwinkeln durchs Bild zu mackern. Das macht auf krude Weise schon ziemlich viel Spaß.
Visuell ist der Film von Regisseur Pete Travis („8 Blickwinkel“), der bisher vor allem durch intelligente Politthriller auf sich aufmerksam gemacht hat, sehr gelungen und kommt ohne viel Schnickschnack aus. Die Kulissen, Uniformen, Bikes und Waffen wirken im positiven Sinn altmodisch und nicht so futuristisch überladen wie das in der 1995-Verfilmung mit Stallone der Fall war. Nein, „Dredd“ funktioniert nach einem Drehbuch von Autor und Romancier Alex Garland („The Beach“, „28 Days Later“) gerade aufgrund seiner atmosphärischen Dichte und seiner actiongeladenen Kompaktheit.
Im direkten Vergleich mit dem Stallone-Film von 1995 (Regie Danny Cannon) war die Story der Verfilmung „Judge Dredd“ wohl deutlich zu ambitionierter und man hat versucht, viele der Comicaspekte auch in die Verfilmung zu packen und trotzdem irgendwie familientauglich zu sein. Auch die Kulissen waren eigentlich nicht allzu billig. Dass „Juge Dredd“ trotzdem nicht funktionierte, lag im Wesentlichen an dem dusseligen, pseudowitzigen Buddie, den man dem Judge an die Seite stellte und dieser überzogenen Erzählhaltung, die so typisch war für viele frühere Comicverfilmungen.
Davon ist heutzutage in der Filmwelt schon lange nichts mehr zu spüren. Und so vermeidet „Dredd“ viele Fehler und konzentriert sich einfach aufs Wesentliche, den ballernden Geist der dystopischen Action-Comics, den Autor John Wagner und Zeichner Carlos Ezquerra 1977 für das britische Comicmagazin 2000 A.D erschufen.
Die zweite Verfilmung des britischen Kult-Comics „Judge Dredd“ funktioniert auch ohne den Comic zu kennen. „Dredd“ ist ein klassischer und dichter Actioner: Ein entschlossener Mann, eine unmögliche Mission, massenweise Geballer. Wer ist das Gesetz?
Film-Wertung: (7 / 10)
Dredd
OT: Dredd
Genre: Action, Sci-Fi
Länge: 96 Minuten, 2012
Regie: Pete Travis
Darsteller: Karl Urban, Rachel Wood, Lena Headey
FSK: ohne Jugendfreigabe
Vertrieb: Universum / Buena Vista
Kinostart: 15.11.2012 (3D)
DVD- & BD-VÖ: 19.04.2013